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Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Biehla

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Textdaten
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Autor: Moritz Grimmel
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Titel: Biehla
Untertitel:
aus: Markgrafenthum Oberlausitz, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 3, Seite 179–180
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1859
Verlag: Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
Kurzbeschreibung: Beschreibung des Ortes Biehla
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Biehla
Biehla


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Biehla


auch Bila genannt, 1 Stunde nördlich von der Stadt Camenz, zwischen den Dörfern Molstrich, Weissig, Hausdorf, Cunnersdorf und Tschornau, in fruchtbarer Flur gelegen.

Dieses sehr alte Dorf mit seinem Rittersitze war ursprünglich eine Besitzung der Herren von Camenz, denen die hiesige Umgegend viel zu verdanken hat und zwar durch Bauten und Stiftungen, die heute noch ihre segensreichen Früchte tragen. Diese Herren von Camenz verkauften 1419 den Wald dabei, das Gehege genannt, nebst Wiesen an die Stadt Camenz. Als Vasallen dieser Herren und Besitzer erschienen hierauf im Jahre 1438 die von Bleschdorf, denen Sitz und Dorf, die Bele, noch 1476 gehörte. Dann kam es an die Herren von Grünrod. Hans von Grünrod verkaufte das Gut 1524 an den Stadtrath zu Camenz. Im Jahre 1547 ging dieses Gut durch den sogenannten Pönfall für die Stadt verloren.

Camenz und die übrigen Sechs-Städte hatten nämlich 1547 ein Kriegs-Contingent auf 2 Monate bewilligt, welches im April der Königl. böhmischen Ausrüstung angeschlossen, bei Schilda stand, und nach Verlauf der zwei monatlichen Frist zum längeren Beharren nicht beordert, in die Heimath kehrte, wie ein dergleichen Zurückkehren, unter solchen Umständen früher mehrmals stattgefunden hatte.

Einige Tage später am 25. April erfolgte die Schlacht bei Mühlberg, in welcher bekanntlich Kurfürst Friedrich gefangen wurde, und der König von Böhmen, Ferdinand, als damaliger Landsherr der Lausitz, nahm das geschehene Zurückziehen des Contingents sehr übel auf.

Bald sehen sich die sämmtlichen Sechs-Städte befehligt, zum 1. September bei Verlust ihrer Privilegien, vor Ferdinand’s Thron Deputirte nach Prag zu stellen, um darüber, dass sie gegen den Kurfürsten Friedrich so wenig Feindseligkeit an den Tag gelegt hätten, Rede zu stehen.

In Folge solchen Befehls präsentirte die Stadt Camenz das gesammte Rathspersonal und 10 Bürger, die, zufällig um Gnade bittend, [180] nichts erreichten, als Gefangenschaft bei Wasser und Brod, indess Camenz in öffentlichen Kirchengebeten für sie den Schutz des Himmels anflehte. Nur den Bürgermeister Günther begnadigte man durch minder harte Haft. Nach 40 durchtrauerten Tagen vernahmen endlich die lausitzer Deputirten insgesammt einen königlichen Beschluss, Krafft dessen alle Privilegien, sowie alle Commungüter der Sechs-Städte verloren gingen und in die Hände des Königs Ferdinand fielen.

Bis zu Ferdinand’s 1564 erfolgtem Tode erhielt die bittende Stadt Camenz, rücksichtlich ihrer Privilegien nichts zurück als die Zollfreiheit durch die Mark Budissin. An Landgütern wurden der Stadt blos Bärenbruch und Wiesa, das Lange-Holz und der Czorner Forst zurückgegeben. Biehla mit andern Gütern blieb für die Stadt verloren.

Mit Biehla wurden viehlmehr die Herren von Ponikau beliehen. Von diesen Herren, namentlich von Hans Wolf von Ponikau sind im 17. Jahrhundert die jetzigen beiden Herren-Häuser erbaut und derselbe war auch 1661 Besitzer derselben, sowie der ganzen Hofröthe. Das Dominium wurde aus Camenz eingezogenen Bauerngütern gebildet und erweitert.

Nach seinem Tode besass Biehla der Königl. Poln. und Kurfürstl. Sächs. Geheime-Rath und Landeshauptmann, Johann Adolph von Ponikau, welcher Milkel und Lombska besass und 1718 auch Weissig erkaufte. Dieser Johann Adolph von Ponikau starb 1721 und das Rittergut Biehla ging auf den ältesten der 4 hinterlassenen Söhnen, Obrist-Lieutenant Carl von Ponikau, über. Von diesem acquirirte es im Jahre 1723 der Königl. Poln. und Kurfürstl. Sächs. Hof- und Justiz-, wie auch Appellations-Rath und Kammerjunker bei der Königin Eberhardine Hans, Bastian von Zehmen, dessen Nachfolger ein Herr von Carlowitz war, der es nur ein Jahr besessen hat, worauf es in die Gewalt des Herrn Kammerjunker von Jeschky kam, welcher im Jahre 1764 mit Tode abging, und die Besitzung Biehla seinem Sohne, den Hauptmann von Jeschky, hinterliess. Letzterer ging im Jahre 1800 aus dieser Welt und Biehla ging an seine hinterlassenen 10 Kinder in Erbe über, von welchem der Obrist Wolf Friedrich von Jeschky auf dem Gute Biehla lebt, und zum Wohle seiner Angehörigen und seiner Unterthanen noch lange leben möge. Das Rittergut Biehla war früher Mannlehn, ist aber jetzt in Allodium verwandelt.

Die Schicksale, welche die Napoleonischen Heerzüge für Sachsens Gauen gebaren, äusserten natürlich auch auf die hiesige Gegend wegen der Nähe von Camenz gewaltigen Einfluss und nur spät erst konnte der Fleiss der Bewohner die geschlagenen Wunden heilen, wozu der Rath, die Hülfe der hiesigen Gerichtsherrschaft stets das Ihrige bei trug.

Biehla ist mit 8 anderen wendischen Dörfern, mit Bernbruch, deutsch Baselitz, Hausdorf, Jesau, Schönbach, Spittel, Tschiedel, Zschornau nach Camenz eingepfarrt.

Die Taufen, Copulationen, Beichthandlungen und die heil. Abendmahlsfeier der Wenden findet, mit Ausnahme von 3maliger Communion in der Klosterkirche an den ersten Feiertagen 3 hohen Feste, in der Hauptkirche statt. Die wendischen sonn- und festtäglichen Predigten werden in der Klosterkirche gehalten, auch die Katechisationen, diese jedoch in deutscher Sprache.

Die Haupt- und Pfarrkirche zu Camenz ist zu Ende des 13. Jahrhunderts zu Camenz erbaut und die Klosterkirche vom Stadtrathe am 9. August 1565 vom Klosterconvent unter folgenden Bedingungen acquirirt worden, dass der Rath zu Camenz in der Klosterkirche wendisch predigen lasse, die Schule in das Kloster verlege, den letzten Bruder Adam zeitlebens versorge und die Altäre und Bilder unverletzt lasse. Der Bruder Adam starb nach 2 Jahren im Hospital. Die übrige Geschichte der Kirchen zu Camenz gehört nicht hieher und ist an andern Stellen dieses Albums schon weitläufiger besprochen worden.

Geschichtlich merkwürdig von Biehla ist, dass in früherer Zeit und zuletzt im Jahre 1815 Sorbische Aschenkrüge hier gefunden wurden, welche auf dem Rittergute jetzt noch zu sehen sind.

Biehla hat 44 bewohnte Gebäude mit 247 Einwohnern, welche unter das Gerichtamt Camenz gehören.

M. G.