Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Benndorf
An dem Flüsschen Wyhra, welches in der Nähe von Waldenburg beim Dorfe Oberwyhra entspringt und eine halbe Stunde unterhalb der Stadt Borna in die Pleisse mündet, liegt das Rittergut Benndorf mit einem stattlichen Schlosse und neuen, durchaus massiven Wirthschaftsgebäuden. Das dazu gehörige Dorf besteht aus acht Pferdnergütern, vierundzwanzig Hintersässer- und fünfunddreissig Häuslerwohnungen, zusammen siebenundsechszig Brandstellen, mit etwa vierhundert Einwohnern, welche sich theils von Feldarbeit, theils von Tagelohn auf dem Rittergute und in den nahen Braunkohlenlagern nähren, an welchen letzteren die Benndorfer Flur ungemein reichhaltig ist. Im Jahre 1632 herrschte in Benndorf eine furchtbare Pest, welche in kurzer Zeit nicht weniger als 137 Personen, worunter sich auch der Pfarrherr befand, wegraffte, und in manchen Häusern sämmtliche Bewohner in das Grab stürzte. Die Benndorfer Fluren sind ausserordentlich fruchtbar, und grenzen mit den Dörfern Wyhra, Bufendorf, Röthgen und Threna. Der Ort gehört in den Amtsbezirk Borna.
In den ältesten Zeiten scheint Benndorf Eigenthum einer adeligen Familie von Benndorf gewesen zu sein, von der Hugo von Benndorf in einer 1216 ausgestellten Urkunde als Zeuge genannt wird. Später besassen das Gut die Herren von Kreutzer, (denen auch Frohburg und Nenkersdorf gehörten) welche sich namentlich um die Kirche und ihre Diener viele Verdienste erwarben. Im Jahre 1581 schenkte Gregorius von Kreutzer dem Pfarrherrn Spurenberg zu Benndorf drei Acker Feld; doch waren zu Anfang des siebzehnten Jahrhunderts schon die Herren von Ende Besitzer von Benndorf, von denen Wolf Rudolf von Ende ein tüchtiger Landwirth gewesen sein soll. Der Kanzler von Pöllnitz scheint Benndorf um das Jahr 1688 erkauft zu haben, und in dessen Familie blieb das Gut bis zum Jahre 1811, wo es der Forstschreiber Klinkhard erwarb, der es jedoch schon 1818 dem Geheimenrath, Professor und Ritter Dr. Eichstädt in Jena überliess. Später kam das Gut durch Erbschaft in den Besitz eines Herrn von Einsiedel, und durch dessen Frau Wittwe wurde es Eigenthum des königl. Sächsischen Rittmeisters Herrn Hilmar Brand von Lindau, welchem es noch gehört. – Das Schloss, im vorigen Jahrhundert vom Kreishauptmann von Pöllnitz erbaut, ist eine Zierde des Ortes; für den Park und Garten aber ordnete der Geheimerath Eichstädt manche Verschönerung an, und würde deren noch manche geschaffen haben, wenn er seinen bleibenden Wohnsitz auf dem Gute gehabt hätte.
Die Kirche zu Benndorf ist ein zwar kleines, aber für die schwache Zahl der Gemeindeglieder hinreichend geräumiges Gebäude, mit einem hübschen Thurme, auf dem sich drei Glocken mit vortrefflichem Geläute befinden. Das Innere des Gotteshauses ist freundlich und einfach; Kanzel und Altar sind mit starkvergoldetem Schnitzwerk und Malereien verziert. Auf dem Friedhofe, welcher die Kirche umgiebt, begräbt man nur noch einzelne Personen, namentlich die Familienglieder der Pfarrer und Schullehrer; der eigentliche Gottesacker befindet sich oberhalb des Dorfes, am Eingange desselben, in der Nähe der Chaussee. Die Schule ist bei hohem Wasserstande nicht selten den Ueberfluthungen der kleinen tückischen Wyhra ausgesetzt, die nach starken Regengüssen sich in einen wilden Strom verwandelt, ihre Ufer überspühlt und die bedeutendsten Verheerungen auf Aeckern und Wiesen anrichtet. Die Zahl der Schulkinder beträgt in der Regel gegen achtzig Köpfe.
Durch die Frömmigkeit der Rittergutsbesitzer Benndorfs besitzt die Kirche ein nicht unbeträchtliches Vermögen, und wie im sechszehnten Jahrhundert die Herren von Kreutzer der Kirche und Schule manches Opfer brachten, z. B. auf eigene Kosten eine neue Pfarrwohnung erbauten, so hat auch die Familie von Pöllnitz dem Gotteshause manches werthvolle Andenken frommen Sinnes hinterlassen. Die silbernen, vergoldeten Kirchengefässe sind Geschenke der Herren von Pöllnitz und die Gemahlin des Kanzlers von Pöllnitz gab der Kirche im Jahre 1707 ein Capital von 50 Thalern, dem ein Herr von Ponikau 1740 noch 20 Thaler hinzufügte, von welcher Summe die Zinsen ein Jahr die Kirche empfängt, während dieselben im zweiten Jahre den Ortsarmen verabreicht werden. Die Frau Domdechantin und Hofmarschallin von Pöllnitz legirte 1775 der Kirche ein Capital von 300 Thalern mit der Bedingniss, dass die Zinsen davon an arme Wittwen zu Benndorf gezahlt werden sollten. Der Pfarrer ist verpflichtet am Charfreitage eine Gedächtnisspredigt zu halten, wofür er zwei Thaler empfängt, der Schullehrer erhält für das Singen einen Thaler. – Die Collatur über Kirche und Schule steht dem Besitzer des Rittergutes zu, und die Inspection dem Superintendenten zu Borna.