Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Altschönfels
hat zwar irrthümlich in diesem Album zu der Abbildung Neu-Schönfels seinen Text erhalten: Da aber ein so merkwürdiges altes Schloss, welches weithin in das Voigtland und in die Auen des Pleissner-Landes zu sehen ist, einer weitern Besprechung und einer gründlicheren Beurtheilung werth ist, so soll Fehlendes hier nachgeholt werden:
Falsch ist es, wenn man das Schloss Altschönfels als das eigentliche Stammschloss der Herren von Schönfels bezeichnet. Die Herren von Schönfels besassen hier ursprünglich blos ein Burggut und hatten die Verbindlichkeit zu Fehdezeiten „das Schloss“ zu besetzen und zu vertheidigen. Leicht möglich aber, dass nach diesen ersten Burgmannen das Schloss selbst benannt wurde.
Die Veranlassung zur Erbauung des Schlosses gaben die Einfälle der Fränkischen Ritter und ihre Beraubung der Kaufleute, die von Nürnberg mit ihren Waaren diese Strasse zogen. Hier war der Sammelplatz der herumwohnenden Menschen, von hier aus wurde die Nachbarschaft von dem Heranrücken des Feindes benachrichtigt und schon im 12. und 13. Jahrhundert werden uns mehrere Burgmänner benannt, welche das Schloss beschützten, unter ihnen die Herren von Mosen und von Schönfels, die Burg selbst stand unter der Herrschaft der Herren Reussen von Plauen, welche noch 1400 behauptet wurde, die Stadt Werdau hatte dagegen längere Zeit das jus praesidii, weshalb solche bis auf die neuesten Zeiten alljährlich eine Tonne Heringe und 1 Stück grau Tuch an beide Güter liefern musste.
Die Besitzer von Ruppertsgrün, die Herren von Schönfels, wurden bis zum 15. Jahrhundert noch als Burgmänner betrachtet, da sie bis dahin ein Burglehn inne hatten.
Nach den Reussen von Plauen fiel Altschönfels an den Landesfürsten und im Jahre 1441 verkauften Kurfürst Friedrich und Herzog Wilhelm von Sachsen wiederkäuflich an 3 Gebrüder von Erdmannsdorf das erstere gehörige Schloss, „Schloss Schönfels“ (Altschönfels) mit seinem Zubehör, nämlich:
Die Dörfer Lichtentanne, zum Stein (jetzt Stenn), zum Ibisbrunn (jetzt Ebelsbrunn), Voigtsgrün, Rothmannsdorf (jetzt Rottmannsdorf), Niederneumark, Beyersdorf und zu diesen 1 Lehnpferd und 1 Stück grau Tuch, Gospersgrün, Ruppertsgrün und in der Stadt Werdau 1 Tonne Heringe jährlich und 1 Stück grau Tuch, wie auch einige Zinsen im Dorfe Beyersdorf, ausgenommen erstere Mannschaft, geistlich und Ritterlehn um 400 Schock, wobei Apel von Vitzthum (Hofmeister), Hanns von Maltitz (Marschall), Bernhardt von Rechberg, Friedrich von Witzleben Ritter, und die von Arnshauk als Zeugen dienten.
Von den Erdmannsdorf gelangte das Schloss in die Hände der edlen Herren von Wildenfels und von diesen an einen Herrn von Sehrdingen. Erst 1459 (nicht also wie überall in verschiedenen Chroniken behauptet wird, schon 1217) wurden 3 Gebrüder von Weissenbach mit dem Schlosse Schönfels sammt dem vorhin genannten Complex von Ortschaften feierlich beliehen – darunter Ruppertsgrün und Beyersdorf.
Im Jahre 1422 sind Johann von Weissenbach, Lehrer beider Rechte, ingleichen Hanns und Herrmann von Weissenbach mit dem Schlosse Schönfels, dem daran liegenden Städtchen und dem Kirchlehn, den Vorwerken zu Beyersdorf und Ruppertsgrün beliehen.
Der darauf bezügliche Lehnbrief umfasst alle Besitzungen, welche gedachte 3 Brüder damals inne hatten, nämlich ausser dem Zubehör von Schönfels noch 18 Dörfer in der Pflege zu Altenburg, Ronneburg, Crimmitzschau.
Auch im Jahre 1465 sind dieselben Brüder durch den Tod des Kurfürst Friedrich II. (1464) in manu dorninanti vorgekommenen Fall [202] mit Schönfels und Zubehör von den Gebrüdern Ernst und Herzog Albrecht beliehen worden.
Im Jahre 1548 erfolgte die Trennung in Alt- und Neuschönfels, welche 2 Brüder von Weissenbach vornahmen. In Folge dieser Trennung soll ein Bruder den andern erstochen haben.
Auf den Brudermord der Weissenbache pflegt man gewöhnlich die beiden Ritter zu beziehen, welche an der Ostseite des hintern Schlosses zu Glauchau gemalt zu sehen sind.
Durch die Verehelichung Mariens von Weissenbach mit Hiob von Milkau kam dieses Gut an die Familie des Letztern, dessen Sohn und Enkel Besitzer waren, von welchen es jedoch an den Oberhofmeister und Amtshauptmann Georg Carl von Karlowitz gekommen ist, welcher im Jahre 1677 mit Tode abging.
Zwei Söhne desselben besassen es nach ihm, der Letztere noch im Jahre 1700. Nur eine kurze Zeit kann es in den Händen der Herren Georg Friedrich von Bärenstein gewesen sein: denn 1733 wird uns als Erb- , Lehn- und Gerichtsherr Ulrich von Gross genannt.
Dann kam das alte Schloss sammt Zubehör an die von Dieskausche Familie, aus deren Concours es 1770 das von Römersche Geschlecht erkaufte, welches ursprünglich aus Nürnberg nach Sachsen durch den Zwickauer Amtshauptmann Martin Römer, einem Nürnberger Patricier gekommen ist, wenigstens wird dieser als Stammvater der Familie angenommen. Nach einer spätern Familienstiftung der Herren von Römer fällt die Verwaltung von Altschönfels dem jedesmaligen Senior der Familie zu.
Der Berg, worauf die alte ehrwürdige Burg steht, ist 80–100 Ellen hoch über der Pleisse und die Burg selbst hat eine Höhe von 1360 Fuss. Sie liegt 50°, 40¾ Minuten der Breite und 30°, 4⅒ Minuten der Länge.
Auf dem Rittergute ruht die Collatur der Kirche und Schule zu Lichtentanne, sowie das Compatronat zu Schönfels, denn im letztgenannten Dorfe haben das Pastorat die Besitzer von Neuschönfels und der Pfarrer zu Neumark die Schulstelle, aber nur die Erste mit zu besetzen. Die jedesmalige Herrschaft von Neuschönfels vocirt die hiesigen Prediger als Schlossprediger, der Kapelle von Altschönfels, wo dieser auch, wenn es verlangt wird, jährlich 16 Mal zu predigen verbunden ist, so wie er gemäss einer Stiftung von 1524, während der Fastenzeit in Lichtentanne alle Wochenpredigten halten muss.
Dies noch nachträglich zur Beschreibung von Altschönfels, nun aber wollen wir noch nachträglich den Text zu dem im 9. Hefte dieses Album in Abbildungen erschienenen Rittergute
hinzufügen.
Das Neuschönfelser Schloss, dem 1300 bis 1330 Fuss Seehöhe beizumessen ist, wurde im 16. Jahrhundert gegründet und zwar nach der im Jahre 1548 erfolgten Theilung.
Nach der über diese unter Mitwirkung von churfürstlichen Commissarien erfolgten Theilung vorhandenen, „Woldenburg am Montage nach Laurentii 1548 datirten,“ Urkunde, vereinigten sich die Gebrüder Wolf, Otto, Herrmann und Hieronymus von Weissenbach dahin, dass „aus dem Rittergute Schönfels sammt seinen zugehörenden Dörfern, Zinsen, Frohnen, Vorwergen, Aeckern, Wiesen, Gehölzen, Teichen, Fischereien, Triften, Weinwachs zum Colbenberge und aller andern Zubehörungen“ nichts davon ausgeschlossen, „zwei Theile – welche in der Urkunde der Schlosstheil und der Theil des Forbergs „ufm Schaafhofl“ genannt werden – denn aus der Baarschafft, aussenstehenden Schulden und der beiden Dörfer Trogen und Hessen Zinsen die andern zwei Theile, „alles nach Inhalt dergestallten unterschiedlichen Theilregister Besagende“ gebildet werden sollten, und es wurde die Theilung zwischen den vier Brüdern „ufs Loos gericht.“
Das Rittergut Neuschönfels ist von der Familie der Gründer desselben, der Herren von Weissenbach später an das Gräfl. Bosesche Geschlecht übergegangen, welches das Gut bis ins 19. Jahrhundert besessen hat.
Erst im Jahre 1831 wurde es vom Herrn Dr. juris Friedrich Moritz Hempel aus Zwickau um 93,000 Thlr. in der Subhastation erstanden, bei dessen Familie das Gut sich jetzt noch befindet.
Das mit Schiefer gedeckte und mit Ziergiebeln versehene Schloss zeigt sich ziemlich altfränkisch, muss aber von der Burg Altschönfels seit der erfolgten Theilung wohl unterschieden und als Neu-Schönfels bezeichnet werden. Eine Zwingermauer verbindet damit den Seigerthurm und mit den ansehnlichen Wirthschaftsgebäuden bildet es einen [203] regelmässigen Hof, wozu noch die 800 Schritte weiter im Westen stehende Schäferei zu rechnen ist.
Das Rittergut selbst hat gute Felder, herrliche Wiesen, schöne Waldungen und ist überhaupt gross an Areal.
Als schriftsässiges Rittergut hatte es vor der neuen Gerichtsorganisation Antheile an Rottmannsdorf, Stenn und Unter-Neumarkt, auch gehörte dazu das Dorf Ebelsbrunn und das Dorf Schönfels, in Allem über 1200 Unterthanen.
Neuschönfels ist nach Altschönfels eingepfarrt. In dieser Kirche zu Altschönfels befinden sich über dem Altare die beiden herrschaftlichen Capellen.
Der die Kirche umgebende Gottesacker enthält ausser einigen Leichensteinen nichts Merkwürdiges. Nur links vom Eingangsthor ist das erbaute Hempel’sche Erbbegräbniss sichtbar.
Dieses Erbbegräbniss rührt nicht von dem jetzigen Besitzer des Gutes Neuschönfels her, sondern vom Jahre 1771, wo der damalige Pachter des Rittergutes Neuschönfels, Tobias Hempel, daselbe gründete und zu dessen Unterhaltung die Zinsen von 50 alten Schocken legirte, sowie 13 alten Schocken für den Schullehrer zum Unterricht für ein armes Kind.
Nach eine spätern Bestimmung sollten die Zinsen von den der Kirche legirten 50 alten Schocken alljährlich zum Kapital geschlagen und nicht eher verwendet werden, als bis das Kapital die Summe von 1000 alten Schock erreicht habe. Dieser Fall ist nun eingetreten und kommt der Kirche sehr zu Statten, da sie ausserdem kein Vermögen besitzt.
Wer Freund der Obst- und Baumzucht ist, gehe hierher und beschaue sich eine gute interessante Pflege.
Der frühere Pastor Klinkhardt hat diese Cultur der Pomologie ins Leben gerufen, die sich bis auf die heutigen Tage erhalten hat.
Bei Neuschönfels baut man die Eisenzeche Neujahr, wo man auch zolligen Quarz und sogenannten Bienenrost findet.
Neuschönfels, welches in geringer Entfernung von Altschönfels nach Süden zu 2 Stunden von Zwickau liegt, besteht aus 26 Häusern und die Einwohnerzahl beider Theile des Dorfes beträgt 900 Seelen, welche dem Gerichtsamte Zwickau angehören.
Neuschönfels wie Altschönfels liegen zwischen den Dörfern Gospersgrün, Tannhof, Unterneumark, Rottmannsdorf und Stenn, unfern der Plexe, wohl zu unterscheiden von der Pleisse.
Der Bach dieses ersteren Namens heisst bis zur Schönfelser Mühle das Schönfelser Wasser und entspringt im Schönfelser Walde, folglich nicht gar weit vom Lindenborn, welchen man gewöhnlich aber fälschlich für den Hauptquell der Pleisse hält; der Bach erhält gleich anfangs eine Menge kleinere Nebengerinne und kommt daher schon ziemlich stark unter den Schönfelser Schlossberg, wo er doch kaum erst eine Stunde lang ist.
Er bildet nun den tiefen, vorzüglich vom Schlosse herab sehr interessanten Plexengrund, den rechts die genannte kleine Waldung einschliesst.
Die Höhen an der Ostseite sind ungleich bedeutender und steiler, als die im Westen, und bestehen, gleich dem Schlossberg aus Basaltwacke, ohne aber eigentliche Kegelspitzen zu bilden.
Die Plexe geht bei Gospersgrün in das Thal des Neumarker Wasser aus, welches viel weiter und anmuthig, obgleich weniger schön als das der Plexe ist.
Im Plexengrunde giebt es einen, zu Neuschönfels gehörigen Teich mit einer Insel, wo sich ehedem ein Einsiedler aufhielt.