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Radbod (Kämpchen)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Heinrich Kämpchen
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Titel: Radbod
Untertitel:
aus: Was die Ruhr mir sang, S. 60-61
Herausgeber:
Auflage: k. A.
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1909
Verlag: Hansmann & Co.
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Bochum
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[60] Radbod.
 (Ein Nachtstück.)

Dräuend, ein Ungetüm,
Reckt der Schachtturm seine Eisenstirn
Zum Nachthimmel. –
Um ihm, von ihm

5
Glimmt’s wie Totenlicht,

Wie Phosphorgefunkel,
Wie Dunst der Verwesung. –
Ein Beinhaus - riesig, ungeheuer –
(Sarkophag und Mausoleum)

10
Liegt der Schacht da,

Und die Nacht hockt darauf. –
Sie, die Nacht,
Wittert den Leichenduft,
Der daraus emporsteigt,

15
Feucht, nebelhaft,

Wie die Hyäne den Grabesodem,
Und schlürft ihn mit Wollust. –
Radbod und Nacht! –
Grauen zu Grauen,

20
Sie gatten sich. –

[61] Und die Fäule im Erdbauch,
Als Genossin sich zugesellend,
Speit ihren Gifthauch
Aus Kluft und Spalt –

25
Odeur für Gespenster. –

Aber das ist es nicht,
Was die Nacht birgt
Mit ihrem Mantel,
Dem dichten. –

30
Sie, die da unten liegen,

Unter Trümmern und Schutt,
Die Toten von Radbod,
Sind doch nicht tot! –
Wenn der Tag schläft,

35
Wenn die Nacht brütet,

Bei Schweigen und Oede
Werden die Stimmen der Tiefe wach,
Leben die Toten. –
Sie winseln und wimmern nicht,

40
Sie klagen und jammern nicht,

Sie heischen Gericht,
Sie fordern Sühne. –
Und immer neu
Und immer wieder,

45
So lange ihr säumet,

Wird aus der Tiefe
Die Mahnung kommen:
Gebt Recht den Toten!
– – – – – – – – – – – –
So ruft es heute,

50
So wird es immer

In Zukunft rufen,
Wenn auf dem Schachte,
Dem gottverfluchten,
Dem „Mörder“ Radbod,

55
Die Nacht sich lagert,

Die graue Riesin:
Gebt Recht den Toten! –

Anmerkung [WS]

Hintergrund ist ein schweres Grubenunglück auf der Zeche Radbod im Jahre 1908, siehe Wikipedia-Artikel.