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Tarbelli, Volksstamm in Aquitanien, in der Westhälfte der heutigen Departements Landes und Basses-Pyrénées (vgl. Desjardins Géogr. II 367. III 162). Nach Ptolem. II 7, 8 besaßen die Τάρβελλοι das Land südlich der Bituriges[2293] Vibisci bis zu den Pyrenäen, weshalb Desjardins II 365 ihnen auch die Cocosates zurechnet. Lucan. I 421 Tarbellicum aequor; Tibull. I 7, 9 Tarbella Pyrene. Auson. Parent. IV 12 Tarbelli oceani nennen West- und Südgrenze, Auson. Mos. 468 Tarbellicus Aturrus den Hauptfluß ihres Gebietes, heute Adour; an ihm lag die Hauptstadt Aquae Tarbellae. (Heute Dax; s. o. Bd. II S. 306f. und Jullian Note sur la topographie de Dax gallo-romain, Rev. Ét. Anc. III 211-221 sowie Hist. de la Gaule IV 73. VI 373 u. ö.). Das zum Teil wenig ergiebige Gebiet schildert Jullian VI 365ff.; Goldgräberei der Τάρβελλοι erwähnt Strab. IV 2, 1 p. 190, die warmen und kalten Heilquellen in Tarbellis Plin. n. h. XXXI 4 p. 287. Der Stamm ist ligurisch, vgl. Jullian I 278, hat aber wie das ganze eigentliche Aquitanien nachhaltigen iberischen Einfluß erfahren (Jullian II 449ff.). Der Name selbst ist wohl ligurisch; Holder Altcelt. Sprachsch. II 1730f. 20 nimmt nicht deutlich Stellung, das Suffix -ello bezeichnet er I 1415 als dem Keltischen wie dem Ligurischen eigentümlich.
Im J. 56 v. Chr. wurden nach Caes. bell. gall. III 27, 1 die Tarbelli gleich den anderen aquitanischen Völkerschaften von P. Licinius Crassus unterworfen. Wahrscheinlich haben sie zu Ehren von Kohorten dieser Expeditionsarmee den durch Plin. n. h. IV 108 p. 152 Tarbelli Quattuorsignani und durch CIL II 3876 (= Dess. 6962). Tarbellus IIIIsi[g]nanus, domu Narb[one?] bezeugten Beinamen erhalten; vgl. Hirschfeld CIL XIII 1 p. 53 und Keune o. Bd. II A S. 2028f. Art. Sexsignani. Nach Analogie von Jullian II 451, 7 zu vermuten, daß die Bezeichnung auf die Zusammenfassung von vier Stämmen unter der römischen Verwaltung zurückgehe (vgl. Jullian II 454, 5), hätte deshalb etwas Verlockendes, weil Not. Gall. XIV das Tarbellergebiet in vier civitates aufgesplittert zeigt, welche alten Teilstämmen entsprechen könnten; nach Desjardins III 165 u. ö. handelt es sich um die civitates Aquensium (Dax), Aturensium (Aire), Benarnensium (le Béarn), Iluronensium (Oloron), was Hirschfeld Kl. Schriften 217, 3 anzweifelt. Doch ist schwerlich anzunehmen, daß die obenerwähnten Cocosates Sexsignani mit ihrem kleinen Teilgebiet sechs alten Stämmen entsprochen hätten. — Während Caesar keinen weiteren Widerstand erfuhr, mußten die T. nach dem Zeugnis von Tibull. I 7, 9 um 28 v. Chr. durch Messala zur Botmäßigkeit gebracht werden, vgl. Hirschfeld Kl. Schr. 214. 238 und Jullian IV 64. Im übrigen hoben sich die T. so wenig aus den übrigen Stämmen Aquitaniens heraus, daß für ihre Geschichte auf die Art. Aquitania (o. Bd. II S. 335ff.) und Novempopulana verwiesen werden kann. Von Beamten im Tarbellergebiet ist nur der flamen item duumvir quaestor pagique magister Verus CIL XIII 412 bekannt; die Inschrift setzen Jullian IV 447, 5 und Hirschfeld Kl. Schr. 218 in den Anfang des 3. Jhdts. Für die allmähliche Vermischung der benachbarten Stämme bilden die Tarbellerfrauen in der Familie des Dichters Ausonius Beispiele, vgl. Auson. Parent. II 2. Comm. XVI 7. Auch unter römischer Herrschaft besaß das Gebiet wenig Bedeutung, [2294] wie die relative Seltenheit von Inschriften (CIL XIII 407-431) und Bildwerken (Espérandieu Rec. 1043) bezeugt.