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Sellios. Der schon Bd. VIII S. 2248 unter Homeros Nr. 4 von Gudeman besprochene Grammatiker S. ist von mir Berl. Phil. Woch. 1918, 787ff. etwas abweichend behandelt worden. Der nur von Suid. s. Ὄμηρος und Σέλλιος erwähnte Mann hieß wohl Σέλλιος und führte Ὄμηρος als Beinamen (bei Suid. Ὄμηρος Σέλλιος und Σέλλιος ἢ Σίλλιος ὁ καὶ Ὅμηρος). Der Name S. kommt in der Kaiserzeit mehrfach auf kleinasiatischen Steinen und Münzen vor (CIG 3984. Cat. of greek coins, Brit. Mus. Ionia 303f. nr. 489-495), und schon dies empfiehlt, den Grammatiker nicht mit Gudeman in die frühalexandrinische, sondern in die frühere Kaiserzeit
[1322] zu setzen. Stärker noch spricht für diesen Ansatz der exzerpierende Charakter einer von Suid. s. Ὄμηρος neben ὕμνοι, παίγνια δι’ ἐπῶν, εδη πλεῖστα καὶ καταλογάδην περὶ τῶν κωμικῶν προσώπων, genannten Schrift περιοχαὶ τῶν Μενάνδρου δραμάτων. Aller Wahrscheinlichkeit nach besitzen wir in einem Papyrus aus Oxyrhynchos (Oxyr. Pap. X 1235) nicht unerhebliche Rede dieser Schrift. Die einzelnen Stücke Menanders waren hier in alphabetischer Reihenfolge behandelt, auf die Ἱέρεια folgen die Ἰμβριοι. Zuerst wird wie in Kallimachos’ Pinakes der Anfangsvers des Stückes mitgeteilt, dann kommen genaue didaskalische Angaben, weiter folgt eine ziemlich ausführliche Inhaltserzählung (73 Zeilen für die Ἱέρεια), und den Beschluß bildet eine ästhetische Beurteilung. Diese ganze Anlage entspricht genau dem, was wir von S.s περιοχαί erwarten dürfen, und da es ganz unwahrscheinlich ist, daß zwei Grammatiker sich die Mühe gemacht haben, von allen 105 Stücken Menanders genaue Inhaltsangaben anzufertigen, werden wir in dem Papyrus das Werk des S. erkennen dürfen. Der Papyrus wird von Grenfell und Hunt dem frühen 2. Jhdt. zugewiesen, das würde zu einem Ansatz des S. Ausgang des 1. Jhdts. gut passen.