RE:Regio
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft | |||
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t.t. der röm. Agrimensoren | |||
Band I A,1 (1914) S. 475–476 | |||
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Regio. Ursprünglich muß das Wort regio, da in ihm dieselbe Wurzel wie in regere steckt, die Bedeutung ‚Richtung‘ gehabt haben, sei es nun, daß man darunter eine Linie oder einen Bezirk verstand, der nach einer Himmelsrichtung sich erstreckte (vgl. Kornemann o. Bd. V S. 718). Nun gibt es bekanntlich bei den italischen Völkern zwei Hauptrichtungen, nach denen man Teilungen am Himmel oder auf der Erdoberfläche vornahm, den cardo und decumanus (s. d.). Bei den Agrimensores war es allgemeine Sitte, den decumanus, den sie als Hauptlinie betrachteten, von Osten nach Westen zu ziehen (Schriften der röm. Feldmesser 1848 I 28: primo duo limites duxerunt unum ab oriente in occasum‚ quem vocaverunt decimanum, alterum a meridiano in septentrionem, quem vocaverunt cardinem. Decimanue autem dividebat agrum dextra et sinistra, cardo citra et ultra). Danach ergeben sich vier regiones:
[476] Ganz anders ist der Grundsatz der Teilung bei Varro (de l. l. VII 6: templi partes quattuor dicuntur sinistra ab oriente, dextra ab occasu, antica ad meridiem, postica ad septentrionem). Damit stimmt Plinius (n. h. II 54, 142: laeva prospera existimantur, quoniam laeva parte mundi ortus est). Auch hatte Attus Navius sich nach Süden gewendet (Cic. de div. I 17, 31: ad meridiem spectans in vinea media dicitur constitisse). Im römischen Lager war die dem cardo entsprechende Straße Via principalis doppelt so breit wie die dem decumanus entsprechende (Nissen Templum 23ff.). Die sämtlichen römischen Karten sind nach Süden orientiert (Elter Forma urbis Romae 1891 II p. IV u. XIV). Daß der Name des cardo ihn als Hauptlinie kund tut, ist auch nicht zu vergessen. Daher ergibt sich folgender ursprünglicher Plan:
Die Römer selber haben zwar ihre Limitation auf die Etrusker zurückgeführt (Röm. Feldmesser I 27; limitum prima origo, sicut Varro descripsit, a disciplina Etrusca). Aber es steht fest, daß schon in dem Terramare von Castellazzo di Fontanellato eine Art von Limitation vorliegt (Monum. ant. d. Lincei I 1889, 121. Hülsen Röm. Mitt. 1895, 75). Einen Plan mit der hergehörigen Linienzeichnung gibt Lanciani (Ruins and excavations 1897, 116). Wenn also die Bewohner der Terramare Italiker waren, dann ist eine Form der Limitation auch schon von jenen angewandt. Dann könnte die italische und etruskische Limitation sich gegenseitig beeinflußt haben. Über diese und ähnliche Fragen wird man erst klarer urteilen können, wenn das Verhältnis der etruskischen zur babylonischen Limitation erforscht worden ist.