Randamarkotta, (so die älteren Ausgaben des Ptolemaios; Nobbe 1845 Radamarkotta) liegt nach der Ptolemaioskarte (VII 2, 23. VIII 27, 9) in Hinterindien am Seros und zwar an dem vom Semanthinongebirge kommenden angeblichen Quellfluß. Hier sitzen die Basanarai bis zur sinischen Grenze, die nach der Karte nahe am Seros nordwärts gehen und das genannte Gebirge schneiden soll. Südwärts folgen im Westen des Stroms der ,erzreiche‘ Distrikt, Chalkitis im Munde der Griechen, und am Unterlauf bis zum Meer die Kodutai (noch nicht die Chmer-Camarini), neben diesen nach Westen die Barrai.
Der Seros ist der Me-kong. Der Name der Barrai lebt nach Tomaschek vielleicht fort in der Sumpfstadt Barai des westlichen Kamboǧa, von wo Ang-kor gegründet sein soll, die berühmte Chmerkapitale. Die Chalkitis entspricht unzweifelhaft der Gegend am Nam-mun, wo namentlich die Bodenschwelle von Ko-rath reich an Kupfer, Zinn, Eisen ist und die Kuy-Aboriginer, die hinterindischen Schmiede κατ’ ἐξοχήν, ihr Handwerk üben. Endlich in den Basanarai hat Tomaschek die Sanskritform von Ba-hnar erkannt. So heißt eine Tribus der Mol- ,Wilden' im annamitischen Gebirge (Semanthinon ὄρος). Sie wohnt jetzt im Süden des Hochplateaus von Attopo gegen den Se-kong und Se-bang, Nebenflüsse des Me-kong, aber saß jedenfalls im Altertum nördlicher, jenseits des Plateaus. Die Ptolemaioskarte verzeichnet am Seros (Me-kong) aufwärts bis R. folgende Städte: nicht weit von der Mündung Agimoitha, gewiß die Ackerbaustadt My-tho bei Saigon im Me-kong-delta, wie Tomaschek gesehen; dann Sipiberis und Kimara, dieses gegen 5000 Stadien von der Serosmünde entfernt. Die Entfernung paßt vorzüglich auf die Stadt Kemarat, am Me-kong, nördlich der Einmündung des oben erwähnten Nam-mun und der Chalkitis. Der alte Name hat sich also am Orte bis heute forterhalten. Oberhalb Kimaras vereinigen sich auf der Ptolemaioskarte die angeblichen Quellflüsse des Seros. [227] Gegenüber Kimarat mündet in Wirklichkeit der Bang-hieng. Indem dieser Fluß die binnenländische Hauptkette des waldreichen annamitischen Gebirges durchschneidet und mit seinem der Küste parallel gerichteten Oberlauf hinter dem Küstengebirge der annamitischen Königstadt Hue entspringt, bildet er eine eminent wichtige Zugangsstraße von der Küstenregion Hues zum Mekong und ins Binnenland Siams. Nach Harmand beträgt die Wasserscheide im Ai-laopass, überhaupt dem einzigen natürlichen Durchgang von der Küste zum Me-kong nur 250 m (nach neuesten Messungen 410; vgl. H. Maître in Petermanns Mitteil. 1912, 267), und steigt zu beiden Seiten das Gebirge sofort wieder zu sehr beträchtlichen Höhen an. Erkennen wir im Bang-hieng den Fluß von R. und suchen die alte Stadt, die 1200 Stadien von Kimara angesetzt ist, im Quelltal nahe der Wasserscheide, so muß sie als Kernpunkt der genannten Zugangsstraße eine entschiedene Bedeutung gehabt haben. Sie scheint Grenzplatz der Basanarai—Ba-hnar gegen die am Me-kongdelta beginnende, den Sinen unterworfene Küstenzone gewesen zu sein, chinesischen und indischen Kultureinflüssen gleich offen. Der letztere dokumentiert sich schon in der Sanskritform des Stammesnamens, handgreiflich aber im Namen der Stadt selber, der entweder überhaupt indischer Erfindung oder wenigstens Übersetzung einer einheimischen Bezeichnung ist. markata heißt im Sanskrit ,Affe‘; und randa deutet Lassen (I. A. III 246) als Pāliform von randhra ,Höhle‘. Also bestand wohl eine indische Faktorei in R. oder an der benachbarten Küste (an der Mündung des Sainos bei Huë; s. Sainos). Was die indischen Kaufleute von den Eingeborenen einhandelten, erfahren wir noch ausdrücklich durch Ptolemaios; es war die Wurzel der echten Narde, die auf Hinterindiens Gebirgen wächst.