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RE:Palinodia

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Widerruf, Lied mit entgegengesetztem Inhalt
Band XVIII,3 (1949) S. 148
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Palinodia. Plat. Phaidr. 243 a (vgl. ep. III 319 e) berichtet:

ἔστιν δὲ τοῖς ἁμαρτάνουσι περὶ μυθολογίαν καθαρμὸς ἀρχαῖος, ὃν Ὅμηρος μὲν οὐκ ᾔσθετο, Στησίχορος δέ. τῶν γὰρ ὀμμάτων στερηθεὶς διὰ τὴν Ἑλένης κακηγορίαν οὐκ ἠγνόησεν ὥσπερ Ὅμηρος, ἀλλ' ἅτε μουσικὸς ὢν ἔγνω τὴν αἰτίαν, καὶ ποιεῖ εὐθύς (frg. 11 D.).

Οὐκ ἔστ’ ἔτυμος λόγος οὗτος,
οὐδ' ἔβας ἐν νηυσὶν εὐσέλμοις,
οὐδ’ ἵκεο πέργαμα Τροίας·

καὶ ποιήσας δὴ πᾶσαν τὴν καλουμένην παλινῳδίαν παραχρῆμα ἀνέβλεψεν. Dies wird ergänzt durch Isokr. Helena 64: ἐνεδείξατο (sc. Ἑλένη) δὲ καὶ Στησιχόρῳ τῷ ποιητῇ τὴν αὑτῆς δύναμιν• ὅτε μὲν γὰρ ἀρχόμενος τῆς ᾠδῆς ἐβλασφήμησέ τι περὶ αὐτῆς, ἀνέστη τῶν ὀφθαλμῶν ἐστερημένος, ἐπειδὴ δὲ γνοὺς τὴν αἰτίαν τῆς σθμφορᾶς τὴν καλουμένην παλινῳδίαν ἐποίησε, πάλιν αὐτὸν εἰς τὴν αὐτὴω φύσιν κατέστησεν. Der von beiden gebrauchte Ausdruck τὴν καλουμένην π. zeigt, daß P. nicht als Titel, sondern als eine übliche, vielleicht etwas ungenaue Bezeichnung verstanden wurde. Ursprünglich hat P. wie es scheint nicht einen inhaltlichen Gegensatz zu ᾠδή bezeichnet, sondern einen formalen. Hephaistion 67 Consbr. (vgl. 61) lehrt: παλινῳδικὰ (sc. ποιήματα) δὲ ἐν οἷς τὰ μὲν περιέχοντα ἀλλήλοις ἐστὶν ὅρμοια, ἀνόμοια δὲ τοῖς περιεχομένοις• τὰ δὲ περιεχόμενα ἀλλήλοις μὲν ὅμοια, ἀνόμοια δὲ τοῖς περιέχουσι, als eine Strophenfügung vom Typus a b: b’ a’, worin a b die Ode, b’ a’ die P. sind. Daß diese Bezeichnung des Hephaistion alt, jedenfalls älter als Platon ist, erweist Kratinos frg. 6 Dem.: παλινωδικοὶ ὕμνοι. Die Verwendung für ,Lied mit entgegengesetztem Inhalt, Widerruf, zunächst für das Gedicht des Stesichoros, ist dann irgendwann vor Platon, vermutlich als handwerklicher Ausdruck der Kitharodenschule aufgekommen, und hat durch Platon bis ans Ende der Antike sprichwörtliche Geltung für ‚Widerruf‘ behalten. Die zahllosen Anspielungen (Stellensammlungen: PLG⁴ III 218f. Schmid-Stählin I 469, 3f. Pauly R. E. V 1083) gehen ausnahmslos auf Platon, mittelbar oder unmittelbar, zurück. Die phantastische Ausschmückung der Legende bei Paus. III 19, 11-13 (vgl. Konon 18, Hermias zu Plat. Phaidr. 243 a 75 Couv.) ist eine hellenistische Erfindung ohne selbständigen Quellenwert (vgl. v. Wilamowitz Sappho u. Simonides 242).