RE:Ostern
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft | |||
---|---|---|---|
| |||
vom jüd. Paschafest ausgehendes christl. Fest | |||
Band XVIII,2 (1942) S. 1647–1653 | |||
Ostern in Wikisource | |||
Ostern in der Wikipedia | |||
GND: 4044040-0 | |||
Ostern in Wikidata | |||
Bildergalerie im Original | |||
Register XVIII,2 | Alle Register | ||
|
Ostern. In der Geschichte des Osterfestes spiegelt sich die langsame, Jahrhunderte andauernde Loslösung der Christenheit vom Judentum. Der Ausgangspunkt ist die jüdische Paschafeier, das Endergebnis die geschlossene, aus dem Leben der christlichen Gemeinden herausgewachsene festliche Begehung des Osterfestes, wobei einer der Hauptpunkte die eigene Berechnung des Ostertermines ist.
1. Das jüdische Paschafest.
Dieses wurde als Fest der ganzen jüdischen Welt – streng exklusiv, vgl. Ex. 12, 43–45 – in Erinnerung an den Auszug aus Ägypten gefeiert. Am 14. Tage des ersten Monats (hebr. Abib, aram. Nisan d. i. der bei Neumond beginnende erste Frühlingsmonat) wurde das Paschalamm gegessen, und zwar gegen Abend (Levit. 23, 5) – wobei zu beachten ist, daß der Tag vom Abend an gerechnet wird –, also gegen Ende des 14. und Anfang des 15. Nisan. Vom 15. bis 21. Nisan schließt sich das Fest der ungesäuerten Brote (= Mazzot) an (Levit. 23, 6). Die Beschreibung einer Paschafeier unter Josia s. II. Chron. 35, 1–19.
Berechnung: Grundsätzlich soll ‚der Kreislauf der Monde von der Frühlingsnachtgleiche (= 25. März) ab gerechnet werden‘ (Philo zu Ex. 12, 2, s. E. Schwartz 139). In der Regel nahm man den Monat des bürgerlichen [1648] Kalenders der jeweiligen Gegend, in den der 25. März fiel, so in Syrien den Xantikos, in Alexandrien den Pharmuthi. Am Vollmond dieses Monats beging man das Pascha.
2. Pascha im Neuen Testament (das Todespascha Jesu).
Die Bedeutung des jüdischen Pascha für die Christenheit liegt darin, daß Jesus um die Zeit des Pascha gekreuzigt wurde. Sein Todestag war ein Freitag (Mark. 15, 42 Parr. Matth. 27, 62, vgl. Joh. 19, 14; vor Beginn des Sabbat fand die Grablegung statt). Nach dem synoptischen Berichte war dies der erste Tag der Mazzot, Jesus hatte am Abend vorher (also am 14. Nisan) mit seinen Jüngern das Paschamahl gegessen (Mark. 14, 12 Parr., wo der 14. Nisan offenbar als erster Tag der Mazzot gerechnet ist).
Nach Johannes ist der Verlauf anders: Am Tag vor dem Pascha die Abschiedsreden (13, 1 = am 13. Nisan). Am folgenden Tag (18, 28. 19, 14: παρασκευὴ τοῦ πάσχα = der Tag, an dem die Juden das Pascha vorbereiten und am Abend essen = 14. Nisan) die Verurteilung vor Pilatus. Vor der Zeit des Paschamahles starb Jesus, also am gleichen 14. Nisan. Der 15. Nisan ist Sabbat, am 16. früh die Auferstehung (19, 31. 20, 1).
Verschiedene ausgleichende Theorien über diese Diskrepanz (Zahn, Chwolson) tut Dalman mit Recht ab (80ff.). Der auf Markus beruhende synoptische Bericht ist dadurch verdächtig, daß der Verlauf der Darstellung nicht der Absicht der Hohenpriester, Jesus vor dem Fest umzubringen, entspricht (Mark. 14, 1f., danach das Pascha erst nach Freitag! vgl. Wellhausen Markus 114f.). Dagegen symbolisiert Johannes: Christus ist das Lamm Gottes, das an dem Tage stirbt, an dessen Abend die Juden das Pascha essen. Doch mag Johannes – vielleicht ganz unabsichtlich – mit seiner Symbolik dem wahren Verlauf gerecht werden. – Vgl. dazu Klostermann zu Mark. 11, 1 und 14, 1. W. Bauer zu Joh. 18, 28. Dalman Jesus–Jeschua (1922) 80ff.
Das Datum des Todestages Jesu läßt sich infolge der oben gekennzeichneten Schwierigkeiten nicht feststellen – so beliebt derartige Versuche auch zu allen Zeiten gewesen sind. Das einzige Sichere ist nur, daß es ein Freitag war, und auf Grund dieser Kenntnis läßt sich eine Gleichung mit so vielen Unbekannten nicht lösen. –
Für die Berechnung des späteren Osterfestes ist allein wichtig, daß der Auferstehungstag auf jeden Fall nach dem Pascha liegen muß. Indessen steht die Feier des Ostersonntages nicht am Anfang der nach dem Tode Jesu einsetzenden Entwicklung.
3. O. in der ältesten Christenheit.
Das Besondere der Urgemeinde in der jüdischen Umgebung war die Feier des Todes und der Auferstehung Jesu. Äußerungen davon sind die besonderen Ansetzungen der Fasttage (vgl. Didache 8. 1), die Sonntagsfeier (Didache 14. I. Kor. 16, 2. Act. 20, 7) und der eigentlich christliche Inhalt des Paschafeierns. Um des Todesgedächtnisses willen wurde das Pascha aus einem fröhlichen ein ernstes Fest, was durch Fasten hervorgehoben wurde (Mark. 2, 10: ὅταν ἀπαρθῇ ἀπ’ αὐτῶν ὁ νύμφιος, … νηστεύουσιν ἐν ἐκείνῃ τῇ ἡμέρᾳ = an jedem Freitag, insbesondere [1649] am Jahrestage des Todes). Die älteste Begründung dieses Fastens findet sich bei den ‚Audianern‘: ὅτι ὅταν ἐκεῖνοι (= die Juden) εὐωχῶνται, ὑμεῖς νηστεύοντες ὑπὲρ αὐτῶν πενθεῖτε (Epiph. 70, 10f. Umgekehrt feiern die Juden die Mazzot ἐν πικρίσιν, s. Ex. 12, 8, während bei den Christen die Auferstehungsfreude herrscht). In der Frühe des folgenden Tages hörte das Fasten auf, man gedachte der Auferstehung. Die Urchristenheit feierte also das jüdische Pascha, aber in christlichem Sinne. Der Monatstag war der 14. Nisan, der Wochentag wechselte wie beim jüdischen Pascha.
4. Die „Quartodezimaner“.
Im Laufe der Entwicklung kam diese Sitte in Verruf. Euseb unterscheidet sie als ‚angeblich ältere Überlieferung‘ (ὡς ἐκ παραδόσεως ἀρχαιοτέρας) von der ‚apostolischen Tradition‘, das Fasten am Auferstehungstage (also an einem Sonntage) beenden zu lassen (Euseb. hist. eccl. V 23, 1). Bald nach dem Amtsantritt Viktors von Rom (= im 10. Jahr des Commodus) war es deshalb zu einem Streit zwischen Kleinasien (wo ‚man meinte, die τεσσαρεσκαιδεκάτη σελήνης festhalten zu müssen‘ Euseb. a. O.) und der übrigen Christenheit gekommen. Zahlreiche Synoden entschieden gegen Kleinasien, als dessen Sprecher Polykrates von Ephesus seine Sitte als apostolisch verteidigte. Viktors Drohung mit Exkommunikation wurde wohl durch Irenaeus’ Vermittlung begütigt. Der Bischof von Lyon brachte dabei als Hauptargument die Tatsache vor, daß Polykarp († 156) bei seiner Anwesenheit in Rom dort noch überhaupt keine Osterfeier angetroffen hatte, diese dort also erst durch Soter eingeführt war (Euseb. hist. eccl. V 23. 24; vgl. Lietzmann II 129–132).
5. Die Osterfeier am Sonntag nach dem jüdischen Pascha.
Die ‚apostolische Tradition‘ war also nichts anderes als die bei den meisten Christen verbreitete Sitte, das Todesgedächtnis Jesu am Tage vor einem Sonntage zu feiern. Eine Abart davon ist die Gewohnheit der Montanisten, am Sonntag nach dem 14. des 7. asiatischen Monats zu feiern (so Pionius [† 250] in der Vita Polycarpi 2). Im 3. Jhdt. hält man O. am Sonntag nach dem 14. Nisan. Vom Montag vorher bis zum Donnerstag wird leicht, am Freitag und Sonnabend streng gefastet. In der Osternacht wird das Fasten ‚gebrochen‘. Gebet, Singen und Lesungen leiten die Pannychis ein (so in der Didaskalie der Apostel; vgl. E. Schwartz Cap. VI).
6. Der Beschluß von Nicaea über das Pascha.
Vor dem Aufkommen eigener christlicher Ostertafeln schlossen sich die christlichen Berechner an die jüdischen Paschatermine an, nicht mehr wie die ‚Quartodezimaner‘, um am selben Tage zu feiern, sondern am Sonntag darauf. Das Konzil von Nicaea (325) nennt dies: ‚mit den Juden feiern‘ und faßte den Beschluß – in Aufnahme von Kanon 1 des Konzils von Arles 314: ut uno die et uno tempore per omnem orbem (sc. pascha domini) a nobis observetur – das Pascha ‚in Übereinstimmung mit den Römern‘ und den Versammelten sowie den Alexandrinern (an die der Brief der Synode gerichtet ist) zu feiern [1650] (Athanas. Werke III 50, 13ff. Urk. 23 Opitz). Das Schreiben Konstantins an die Alexandriner schärft dasselbe unter Hervorhebung der Einheit der Kirche und der Notwendigkeit einer vollständigen Loslösung von den Juden ein (Athanas. Werke III 55, 12ff.; Urk. 26 Op.). Möglich war dies nur, weil in Rom und Alexandrien schon christliche Ostertafeln vorhanden waren. Antiochien blieb dagegen noch bei der alten Sitte (s. u. 8 h), die im J. 325 in Syrien, Kilikien und Mesopotamien stark verbreitet war (Athan. de syn. 5, 1. II 233, 33 Op.). Unter den Novatianern brach noch am Ende des 4. Jhdts. ein Streit um das Paschafeiern ‚mit den Juden‘ aus. Sabbatios trennte sich damals in Phrygien von den übrigen (Sokr. VII 5), nachdem eine Synode in Sangar diese Frage als ‚adiaphoron‘ behandelt hatte (Sokr. V 21, 11ff., vgl. auch IV 28).
7. Die eigene Berechnung des Ostertermins bei den Christen.
Die Differenzen in der Ansetzung des Paschafestes unter den Juden in den verschiedenen Gegenden (s. 1) sowie das Bestreben, sich von ihnen auch in dieser Frage unabhängig zu machen, führten schon im Anfange des 3. Jhdts. zu den ersten Versuchen eigener Berechnung und zu den ersten Ostertafeln der Christen. Bei der Betrachtung aller späteren Festbestimmungen muß unterschieden werden zwischen wirklicher Bemühung um das Finden des richtigen Ostervollmondes und zwischen machtpolitisch begründeten Methoden, mit denen man eine einmal aufgestellte Ostertafel um jeden Preis festhalten oder ein Kompromiß mit einer anderswo üblichen Berechnung schließen wollte.
Die Schwierigkeit der Berechnung liegt in der notwendigen Einschaltung des Mondjahres in das iulianische Sonnenjahr. Verschiedene Tabellen waren dazu erforderlich. Die in Alexandrien ausgebildeten, später maßgebend gewordenen Tafeln umfassen neben den Daten des Sonnenjahres (z. B. Kaiserjahren) den Monats- und Wochentag des Ostervollmonds, dazu den Monatstag des Ostersonntags. Der Monatstag des Ostervollmonds wird durch die Liste der Epakten bestimmt, d. h. von einem einmal festgestellten Tag an werden jedesmal soviel Tage wie nötig ab- oder zugezählt, alle 19 Jahre ergibt sich dabei der gleiche Monatstag (= die alexandrinische Enneakaidekaeteris).
Die Wochentage entnahm man der Liste der ‚Ferien‘, d. i. der Wochentage immer des gleichen Tages für alle Jahre (in Alexandrien nahm man den 25. II., immer um der Bequemlichkeit der Osterberechnung willen einen Termin kurz vor Frühlingsbeginn). Im iulianischen Jahr läuft die Liste alle 28 Jahre in sich selbst zurück. Aus dem Wochentage des Ostervollmonds ergibt sich das Mondalter des Ostersonntags. Da das Pascha am 14. Nisan gefeiert wurde, war der erste mögliche Tag der XV lunae (in Rom blieb, solange dort eine besondere Osterrechnung bestand, der XVI lunae frühester Termin).
8. Die einzelnen Ostertafeln.
a) Der älteste uns bekannte Versuch ist der des Hippolyt von Rom. Er stellte in zwei Tabellen auf: die XIV lunae und die Ostersonntage. Mit dem 22. April 222 beginnt seine – auf der [1651] Rückseite seiner 1551 in Rom gefundenen Statue erhaltene – Tafel. Sie umfaßte 7 × 16 = 112 Jahre.
b) Zur Verbesserung dieser Tafel kam in Rom (wohl im 4. Jhdt.) der 84jährige Osterzyklus auf (= 7 × 12 Jahre) – bezeugt in einem Brief des Paschasinus vom J. 444 u. ö. s. Ed. Schwartz Cap. III. Krusch Studien zur christl. mittelalterl. Chronologie, der 84j. Osterzyklus u. seine Quellen 1880. Der Laterculus des Augustalis, der Computus de pasche aus Karthago von 455 sowie die Korrektur des 84jährigen Zyklus in der Zeitzer Ostertafel sind nur ‚Symptome der Auflösung‘ dieses Zyklus. Die Zeitzer Ostertafel (ed. Mommsen Abh. Berl. Akad. 1862, 539ff. u. Chron. min. I 503ff. B. Krusch Neue Bruchstücke der Zeitzer Ostertafel vom J. 447, S.-Ber. Akad. Berl. 1933, 982ff.) umfaßte 6 Zyklen zu je 84 Jahren, nämlich die Osterdaten für die J. 29–532. Bis 447 sind Consullisten geführt, von 448 ab die Ostertage verzeichnet. Sie wurde anscheinend die offizielle Tafel der römischen Kurie; denn 454 feierte man nach ihrem Datum in Rom O. (s. Krusch 998). – Von 312–411 sind die tatsächlich in Rom gefeierten Osterfeste verzeichnet im Chronographen von 354 mit seinen Nachträgen (Chron. min. I 62ff.).
c) Inzwischen war in Alexandrien längst eine viel genauere Ostertafel in Geltung, aufgestellt zuerst von dem Alexandriner Anatolios, der nach 259 nach Syrien ging und dort Bischof von Laodicea wurde (Euseb. VII 32, 13. 20f.). Aus seiner Schrift περὶ τοῦ πάσχα[WS 1] hat Eusebius Auszüge bewahrt (Euseb. VII 32, 14–19). Der Zyklus begann wahrscheinlich 258 und reichte bis 352. Die Osterperiode betrug 76 Jahre = 4 Enneakaidekaeteriden. Der 26. Phamenoth (22. März) war Ostergrenze. Aus dieser Tafel ist der klassische alexandrinische Zyklus hervorgegangen, der durch die Festbriefe, in denen die Bischöfe (Athanasius, Theophilus, Cyrill) den Termin bekanntgaben, und die Kephalaia der athanasianischen Osterbriefe (die sämtliche tatsächlich gefeierten Feste enthalten) bekannt ist, vgl. Ed. Schwartz Cap. I. Theophilus stellte eine Tafel für 380–480 auf, Cyrill für 437–531 (so Krusch 59).
d) Streit und Kompromisse zwischen Rom und Alexandrien. Die Patriarchen bedienten sich im Anfang der Zyklen nur als Hilfsmittel und fühlten sich durch sie nicht unbedingt gebunden. Da man in Rom nicht nach dem 21. April und nicht an der XV lunae O. feierte, dagegen in Alexandrien nicht vor dem 22. März, ferner dort das Mondalter XXII für inkorrekt hielt, waren Verständigungen nötig, falls die Ostertermine nicht auseinanderfallen sollten (was dennoch häufig geschah). Aus politischen Erwägungen gab Athanasius häufig nach (so in Sardica 342 auf dem occidentalischen Konzil, das eine 50jährige Ostertafel im Sinne Roms festlegte). Seit den späteren Jahren des Athanasius aber bleibt Alexandrien fest, während Rom die ungenauen Daten seines 84jährigen Zyklus opfert (im einzelnen s. Ed. Schwartz 26–29 und 50ff.).
e) Victorius und Maximus Confessor. Der Cursus paschalis des Victorius von 457 (hrsg. von Krusch Abh. Akad. Berl. 1937, [1652] nr. 8, I) umfaßt die Zeit von 28–559 n. Chr. Die alexandrinische Periode von 28 × 19 = 532 Jahren ist übernommen. Der saltus lunae (d. i. das wegen der Schaltung notwendige überspringen eines Tages in jeder Enneakaidekaeteris bei der Epaktenrechnung) ist vom 19. auf das 6./7., Jahr der Enneakaidekaeteris verschoben, so daß in den meisten Fällen aus dem in Rom anstößigen in Alexandrien gefeierten Mondalter XV die XVI lunae wurde. In allen übrigen Fällen war dem Papst die Wahl zwischen zwei Terminen überlassen.
Auch Maximus Confessor in seinem Computus ecclesiasticus übernahm die alexandrinische Osterrechnung, setzte sie in römische Daten um. Die eigenartigen Methoden der Verschiebung überlieferter Mondalter s. bei Ed. Schwartz 81ff. (dort auf Taf. I der in Cod. Vat. gr. 505 beigefügte κύκλος und 2 κανόνια).
f) Der Liber de paschale des Dionysius Exiguus, des Urhebers der christlichen Zeitrechnung. Die Tafel ist im J. 525 im Auftrage der Kurie hergestellt und führte dann in Rom und dem folgend im ganzen Abendlande die alexandrinische Osterrechnung zum Siege (hrsg. Migne PL 67, 483ff., jetzt neu bei Krusch Abh. Akad. Berl. 1937, nr. 8 II). Dionysius schloß sich (nach Krusch) an die letzte Enneakaidekaeteris des Cyrill an, die bis 531 reichte, und ließ seinen Cursus 532 beginnen. Im J. 563 fiel Ostern auf den 25. März (XV lunae). Die Differenz zum Beginn der 532jährigen Periode betrug 31 Jahre, folglich war im Jahre 31 n. Chr. O. am gleichen Tage, also ist Christus am 25. März 31 auferstanden – quod erat demonstrandum, denn der 25. März galt nicht nur als Tag der Weltschöpfung, des Frühlingsanfanges und der Empfängnis Jesu, sondern auch als Tag der Auferstehung, die Geburt Jesu aber ist von Dionysius selbst zu diesem Zweck auf das seither geltende Jahr festgelegt worden. Ihre Fortsetzung fand die Tafel des Dionysius für die J. 626–721 durch Abt Felix Gillitanus, von 725 ab führte Beda sie für weitere 532 Jahre fort.
g) Der Münchener Computist. Unabhängig von der römischen Entwicklung existierte noch im 7. Jhdt. in Irland ein 84jähriger Zyklus, aber im Unterschied von dem römischen mit 14jährigem (nicht 12jährigen) saltus lunae, um so die alexandrinische und frühere römische Rechnung auszugleichen (der Münchener Computist von 719, aus Cod. Monac. 14456 hrsg. von Krusch Studien 10ff.; benutzt ist darin ein vetus laterc(ul)us von 689, s. Ed. Schwartz Cap. V).
h) Die Ostertafel des orientalischen Konzils von Sardika (342). Waren Rom und Alexandrien sowie die ihnen folgenden Gebiete dem Rufe von Nicaea gefolgt, so feierte man in Antiochien weiter ‚mit den Juden‘. Als ersten Monat nahmen die dortigen Juden den Dystros an, begingen am Dystros-Vollmond das Pascha. Am Sonntag darauf feierten die Christen O., solange er nicht vor den 21. März fiel. Im Cod. Veron. 60 (s. Ed. Schwartz Taf. II) ist die auf dieser Sitte aufgebaute Ostertafel überliefert, die unter antiochenischem Einflusse von der orientalischen Synode in Sardica 342 für [1653] 30 Jahre (328–357) aufgestellt wurde. Noch 387 bekämpft Chrysostomus diese Sitte in Antiochien in der 3. Judenrede (s. Schwartz 120). An den Audianern rügt Epiphanius das gleiche (Haer. 70, 9, 2).
9. Die Osterfeier im 4. Jhdt.
Über die Feier des Osterfestes im 4. Jhdt. vgl. die ausführliche Darstellung bei Lietzmann Gesch. d. Alten Kirche III 313–319. Das Fasten beschränkte sich schon längst nicht mehr auf den Tag vor der Auferstehungsfeier, sondern wird auf 40 Stunden, dann auf die ganze Karwoche, weiter im Abendland und seit 337 in Ägypten auf rund 40 Tage ausgedehnt, die sich zum Teil auf 6, zum Teil auf 7 Wochen verteilen. In der Osternacht findet überall die Taufe der Katechumenen und ihre erste Abendmahlsfeier statt.
Literatur. F. K. Ginzel Handbuch der mathematischen und technischen Chronologie III (1914). L. Ideler Handbuch d. math. u. techn. Chronologie II (1826). B. Krusch Der 84jährige Osterzyklus und seine Quellen = Studien zur christl. mittelalt. Chronologie 1880; ferner die oben (8 b. e. f) genannten Veröffentlichungen. M. Chaine La chronologie des temps chrétiens de l’Égypte et de l’Éthiopie, Paris 1925. Das wichtigste Werk über alle behandelten Fragen ist: Ed. Schwartz Christliche und jüdische Ostertafeln = Abh. Gött. Ges. N. F. VIII 6 (1905).
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: πόσχα.