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RE:Nantuatae, Nantuates

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Volksstamm des keltischen Galliens südlich und östlich des Genfersees
Band XVI,2 (1935) S. 16841685
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Nantuatae oder Nantuates. Volksstamm des keltischen Galliens, südlich und östlich des Genfer Sees, nordöstlich von den Allobrogern, unterhalb der Vesagrer im Rhônetal (Dep. Bas-Valais). Ihr Gebiet erstreckte sich auch auf einen Teil des Chablais in Hochsavoyen und des Kantons Waadt in der Schweiz. Der Name Nantuates bedeutet ,Bewohner eines Tales‘, vgl. die Stadt Nautua (Ain), die übrigens mit den N. in keinerlei Zusammenhang steht. Unter der römischen Herrschaft wurden sie mit ihren Nachbarn aus dem Oberland, den Uberi, Seduni und Veragri oder Varagri der Provinz der Alpes Graiae und Poeninae zugeteilt, anstatt weiterhin dem Stamm der Helvetier anzugehören. Der Gesamtverband dieser vier Völker führte den Namen quattuor civitates vallis Poeninae (CIL XII 147)[1] oder einfach Vallenses (daher: Valais); vgl. Civi Vallensae XIII 5006. – Die Hauptstadt der N. war Tarnaiae, das später, in christlicher Zeit, den Namen Agaunum annahm (heute St. Maurice in Valais). Nicht genau zu lokalisieren ist die in demselben Tal gelegene Ortschaft der Nantuates Tauretunum, die 563 durch einen Bergsturz vernichtet wurde (Marius v. Avenches, Chron. u. Greg. v. T. H. Fr. IV 31). Die N. werden auch von Caesar erwähnt (bell. Gall. III 1). Er entsendet in das Rhônetal den Unterfeldherrn Servius Galba mit der 12. Legion; dieser erringt dort einige Erfolge, läßt zwei Cohorten bei den N. zurück und bezieht die Winterlager in Octodunum im Gebiet der Veragri. Nach einer anderen Stelle (IV 10, 3) haben die N. am Oberrhein gewohnt. Möglicherweise hat sich Caesar hier geirrt, indem er den Rhein mit der Rhône [1685] verwechselte; oder aber ein Teil dieser Völkerschaft hat sich von den andern getrennt und bereits in früherer Zeit im Quellgebiet des Rheins niedergelassen; vielleicht auch umgekehrt: ein Teil der Uferbewohner des Oberrheins hat sich im oberen Rhônetal angesiedelt.

Die N. werden auch erwähnt von Strabo (IV 6, 6 Ναντουᾶται) und von Plinius (n. h. III 137); dieser nennt sie unter den Völkern, deren Namen auf dem Tropaeum Augusti (Monument de la Turbie) stehen. Sie wählten später Augustus zum Schutzherrn (CIL XII 145).[2] 145).

Anmerkungen (Wikisource)

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  1. Corpus Inscriptionum Latinarum XII, 147.
  2. Corpus Inscriptionum Latinarum XII, 145.