9) Christlicher Schriftsteller der zweiten Hälfte des 2. Jhdts., wird zuerst von einem Anonymus, der gegen Ende des 2. Jhdts. gegen die Montanisten schreibt (Euseb. KG V 17, 1), erwähnt. Gegen eine Schrift des M., worin er behauptete, daß der Prophet nicht in Ekstase reden dürfte, polemisierten die Montanisten nicht ohne Recht, da diese Anschauung in der Kirche einen Bruch mit
[1706] früheren Grundsätzen bedeutete. Eusebios (KG V 17, 5) kennt von M. noch je zwei Bücher an die Heiden und an die Juden, ferner eine Apologie an die weltlichen Herrscher für die christliche Philosophie. Der Verfasser einer Schrift gegen die Häresie des Artemon, wahrscheinlich Hippolyt, nennt M. unter denen, die gegen Heiden und Häretiker schrieben und Christus einen Gott nennen. Hippolyt setzt ihn zwischen Iustin und Tatian an. Tertullian (adv. Valentin. 5) zählt nach Iustin und vor Irenäus M. zu den Bestreitern der Valentinianischen Gnosis. Wenn Tertullian M. nicht ohne leise Ironie ecclesiarum sophista nennt, so wird er damit die antimontanistische Polemik des M. treffen wollen. Mehr ist über M. nicht bekannt. Er wird seine Apologie etwa an Marc Aurel und Lucius Verus († 170) gerichtet haben, da der römische Schriftsteller wie Tertullian M. nach Iustin und vor Tatian bzw. Irenäus ansetzen. Der Versuch von R. Seeberg (Th. Zahn Forsch. z. Gesch. des neutest. Kanons V 237-270) die pseudomelitonische syrische Apologie M. zuzuschreiben, hat keine Zustimmung finden können.
Harnack Texte und Unters. I (1882) 278ff.; Realenz. f. prot. Theol.³ XIII 77f.