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26)[1] Bischof von Turin, lebte um die Mitte des 5. Jhdts. Tillemont beginnt seinen Artikel über M. ganz mit Recht (Mémoires t. 16. Paris 1712 4° p. 31: ,Wir haben keine Kenntnis über das Leben und die Taten des hl. Maximus von Turin.‘ Ein M. von Turin läßt sich nur als Teilnehmer an einer von Euseb von Mailand geleiteten Synode in Mailand im Jahre 451 (ep. Leonis papae nr. 97. Migne L. LIV 948 A/B) und an der Synode unter Papst Hilarius in Rom am 19. November 465 (Dionysius Exiguus, Collectio decret. pont. Rom.; Migne L. LXVII 315 B) nachweisen. Gennadius (um 480) widmet in seinem Buche De viris illustr. c. XL M. einen Bericht über dessen Schriften. Nach Gennadius soll M. unter Honorius und Theodosius II. gestorben sein. Diese Datierung ist auf Grund der Synodalunterschriften zu verwerfen. Nach eigener Angabe (sermo 81. Migne L. LVII 695 B) ist M. Zeuge des in Anaunia (Raethische Alpen) im J. 397 erfolgten Martyriums der Kleriker Alexander, Martyrius und Sisinnius gewesen. Daß M. tatsächlich um 452 im Amte war, geht aus den Homilien 81ff. hervor, die an die Gemeinde in großer Bedrängnis von auswärtigen Feinden, d. i. aber Attila, gerichtet sind. Das sind alle Daten über das Leben des M. Um so eindringlicheres Zeugnis von dem Wirken des M. legt seine nicht
unbeträchtliche literarische Hinterlassenschaft ab. Nach einigen unzureichenden Ausgaben (vgl.
darüber Schönemann Bibl. hist. lit. Patr. lat. II 607-669, abgedruckt bei Migne L. LVII 177-210) ließ Bruno Bruni auf Veranlassung Papstes Pius VI. eine Sammlung aller bekannten Schriften in Rom 1784 drucken. Diese Ausgabe durch den Nachdruck Mignes (Patrologia-
Series lat. 57) leicht zugänglich, hat die in zahlreichen Hss. unter dem Namen des M. überlieferte Hinterlassenschaft nach gewiß bequemen, aber sachlich nicht ganz zutreffenden Gesichtspunkten geordnet. Soweit sich zurzeit übersehen läßt, dürfen in der Brunischen Sammlung des M. nur die Predigten, bei Bruni in Homiliae und Sermones geteilt, als echt angesehen werden.
Alles andere ist unecht. Die Sammlung Brunis bedarf deshalb einer sehr kritischen Durchsicht, die bisher besonders erfolgreich von B. Capelle durchgeführt worden ist, aber noch keineswegs als abgeschlossen gelten kann; wie überhaupt die Erforschung der Überlieferung der
großen Prediger des 5. Jhdts. auf nicht geringe Schwierigkeiten stößt, da von Ambrosius bis zu Papst Gregor die Überlieferung der Predigten recht verworren ist. In diesem Urwald kann nur
[290] eine saubere Editorenarbeit einiges Licht schaffen. Diese ist um so nötiger, als gerade die Volksfrömmigkeit und die geistige Lage des 5. Jhdts. am besten aus den Predigten kennengelernt werden kann. Daß die Entwirrung der Überlieferungsverhältnisse möglich ist, zeigen die bisherigen Arbeiten, z. B. Capelles an den Predigten M.’ Es folge hier für den praktischen
Gebrauch eine Liste der sicher unechten Stücke der Brunischen Sammlung. 1. Homilia 108 (Migne L. LVII 502) = Petrus Chrysologus Hom. 50 (Migne L. LII 339) nach Morin Revue Bénédictine XV (1898) 402. 2. Sermo 2 (LVII 533ff.) = Augustin. quaestiones evangel. 2, 44 (Migne L. XXXV 1357). 3. Sermo 56 (LVII 643) kann wegen des Stiles nicht echt sein. 4. Sermo 72 (LVII 679) == Leo sermo 85 (Migne L. LIV 435). 5. Alle Stücke, die Bruni aus Cod. Veronensis 51 (früher 49) s. VI. abgedruckt hat, sind nach einem überzeugenden Beweise von B. Capelle in Revue Bénédictine XXXIV (1922) 82 dem arianischen Bischof Maximinus zuzusprechen. Die Ausgabe von Bruni der Veroneser Texte ist durch neuere von C. H. Turner und A. Spagnolo sowie von Capelle völlig überholt worden. Bruni war nicht in der Lage, die teilweise sehr verderbte Hs. genau zu lesen. Es handelt sich um folgende Stücke der Ausgabe
Brunis: a) Expositiones de cap. evangeliorum (LVII 807-832), neu herausgegeben von Capelle Revue Bénédictine XL (1928) 49ff. b) Tractatus IV contra paganos (LVII 781-794), Neuausgabe: Journ. of theol. Stud. XVII (1916) 321—337. c) Tractatus V contra Iudaeos (LVII 795—806), Neuausgabe: Journ. of theol. Stud. XX (1919) 293-310. d) Die von Turner aus dem Cod. Veron. 51 (49) zum ersten Male als Gut des M. herausgegebenen Sermones, Journ. of theol. Stud. XVI (1915) 161-176. 314-232. XVII (1916) 225-235. e) Tractatus (LVII 771—782) sind nach Capelle Revue Bénédictine XLV (1933) 108ff. M. gleichfalls abzusprechen. Sie gehören einem italienischen Bischof des 5. Jhdts. an. Neuerdings werden M. zugesprochen die Homilien in Cod. Casanat. 133 membr. s. XII f. 67-110 b, publiziert von U. Moricca in Bilychnis XXXIII (1929) 1, 10-22. 2, 81-93; Didaskaleion N. S. VII (1929) 3-6. Die Echtheit dieser Homilien wird jedoch noch im Zusammenhang mit den anderen unter dem Namen des Maximus überlieferten Stücken einmal gründlich
geprüft werden müssen. Die echten Predigten des M. fallen durch ihre Kürze auf. Man darf vermuten, daß in den meisten Stücken kurze, zwar einfach und klar, aber geschickt stilisierte Auszüge bzw. Nachschriften der gehaltenen Predigten vorliegen. Für die Geschichte des Gottesdienstes in Oberitalien und für das damals noch wirksame Heidentum sind die Predigten recht aufschlußreich.