56) M. Licinius Crassus, war der ältere Sohn des Triumvirs M. Crassus Nr. 68 aus der vor 667 = 87 geschlossenen Ehe mit Tertulla. Auf ihn und nicht auf seinen Bruder beziehen sich die Anekdoten bei Plut. Cic. 25, 5 und Macrob. Sat. III 14, 15. Die erste lautet, daß τοῦ Κράσσου τῶν παίδων ὁ ἕτερος einem Axius (o. Bd. II S. 2633f. Nr. 4?) so ähnlich gewesen sei, daß seine Mutter deswegen verdächtigt wurde (ebenso wie wegen ihres Verkehrs mit Caesar, Suet. Caes. 50, 1), und daß Cicero – der sie übrigens in einem Briefe an den Gatten (fam. V 8, 2) praestantissima omnium feminarum nennt! – nach einer gelungenen Rede des jungen Mannes im Senat um seine Meinung darüber befragt, witzig erwiderte: Ἄξιος Κράσσου; der zweite Sohn des Triumvirs Nr. 63 stand mit Cicero zu gut, als daß dieser gerade über ihn so boshaft hätte sprechen sollen (richtig Drumann G. R.² IV 127f.), und hatte wohl überhaupt niemals Gelegenheit, sich im Senate hören zu lassen. Die andere Anekdote (bei Macrob.) spricht von der Tanzkunst, die unter den Zeitgenossen in besonderm Maße dem A. Gabinius (Ciceros Vorwürfe Drumann III 57, 9), dem M. Caelius Rufus und Licinio Crasso, Crassi eius qui apud Parthos exstinctus est filio, eigen war; wäre hier der Bruder Publius gemeint, so wäre gewiß erwähnt worden, daß er mit dem Vater im Partherkriege selbst sein Ende fand. Im Januar 700 = 54 schrieb Cicero (fam. V 8, 2.4) an den kurz vorher aus Rom abgereisten Vater Crassus, er stehe mit beiden Söhnen in bestem Einvernehmen und regem Verkehr, mit Marcus allerdings weniger als mit dem ihm von jeher ergebenen Publius. Diese Bemerkung erklärt sich teilweise dadurch, daß der ältere Sohn zur Zeit eigentlich die wichtigere Person war. Er war in diesem Jahre Quaestor und wurde zu Caesar nach Gallien geschickt. Wahrscheinlich nahm er an der Expedition nach Britannien teil und wurde nach der Rückkehr mit einer Legion im Gebiet der Bellovaker in die Winterquartiere gelegt (Caes. bell. Gall. V 24, 3 mit Pränomen und Amtstitel ebenso wie 46, 1 und VI 6, 1 trotz hsl. Varianten, vgl. Mommsen Philol. Schr. 52f.). Als Caesar zur Befreiung des eingeschlossenen Q. Cicero aufbrach, wurde Crassus als der zunächst berufene Vertreter mit seiner Legion nach dem Hauptquartier Samarobriva (jetzt Amiens) entboten und mit dessen Schutz betraut (ebd. 46, 1f. 47, 1f.). Noch in dieser seiner bisherigen Stellung (vgl. Groebe bei Drumann III 697. IV 128,2 gegen Mommsen a. O.) nahm er bei Eröffnung des neuen Feldzugs von 701 = 53 als Führer eines der drei Armeekorps an dem kombinierten Angriff gegen die Menapier teil (Caes. VI 6, 1). Nach dem Falle seines Vaters und Bruders im Osten blieb er fest auf Caesars Seite, so daß die Parther im Bürgerkriege mit Pompeius in Verbindung traten, weil sie von ihm und seiner Partei Rache für Karrhae befürchteten (Iustin. XLII 4, 6). Bei der ersten und vorläufigen Ordnung im Anfang April 705 [269] = 49 übertrug ihm Caesar Gallia Cisalpina (Appian. bell. civ. II 165). Bald darauf muß er gestorben sein, denn 706 = 48 stand M. Calidius an der Spitze der Provinz (o. Bd. III S. 1353f.). Seine Herkunft und Vergangenheit hätte dem Crassus Anspruch auf eine höhere Laufbahn gegeben; aber er wird später nicht mehr erwähnt (Κράσσος bei Appian. V 208 ist P. Canidius Crassus ebd. S. 1475 Nr. 2), und nur von seinen Taten in Gallien zu Lande und zu Wasser weist der Reliefschmuck am Grabmal seiner Gattin Caecilia Metella (ebd. S. 1235 Nr. 136) eine Andeutung auf (Schild mit gallischen Feldzeichen, Trompeten, Halsringen und Ankern, vgl. Huelsen Neue Heidelb. Jahrb. VI 50–58). Zu der berühmten Grabschrift seiner Gattin von diesem Monument (CIL VI 1274 = Dessau 881): Caeciliae | Q. Cretici f. | Metellae Crassi, sind neuerdings aus einem Columbarium zwei solche von Angehörigen ihres Haushalts hinzugekommen: Nicephor Caeciliaes | Crassi argentarius (Dessau 9424) und Q. Caecilius Caeciliae | Crassi l. Hilarus medicus (ebd. 9433).