RE:Leimon 3
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft | |||
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Sohn d. Tegeates | |||
Band XII,2 (1925) S. 1862–1863 | |||
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3) Leimon (Λειμών), Sohn des Tegeates [und also wohl von dessen Gattin Maira, Paus. VIII 48, 6. Preller-Robert Gr. Myth. I 464. Gruppe Gr. Myth. 946, 8; doch ist das nicht direkt bezeugt], tötete seinen Bruder Skephros, weil er fürchtete, dieser habe ihn bei Apollon verleumdet, und wurde deswegen von Artemis erschossen. Gelegentlich einer Dürre gebot das Orakel, man solle den Skephros beweinen. Diese Trauerfeier wurde am Feste des Apollon Agyieus abgehalten; eine Zeremonie dabei war, daß die Priesterin der Artemis einen Jüngling verfolgte wie einst Artemis den L., Paus. VIII 53, 1-3. Stoll Myth. Lex. s. L., Buslepp ebd. s. Skephros, Waser ebd. s. Tegeates. Hitzig-Blümner Komment. zu Paus. III 299f. An allen diesen Stellen weitere Literatur.
Eine recht befriedigende Lösung dieses (geographischen?) Mythos, die wegen der Durchsichtigkeit des Namens L. so nahe zu liegen scheint, ist noch nicht gefunden; so richtig, im Gegensatz zu anderen, Plew in Preller-Plew Gr. Myth. I 380, 2. Nilsson Gr. Feste 166f. Wenn schon die Griechen Naturvorgänge oder Geographisches in Mythen darstellten, so müssen doch diese Mythen dem Naturvorgange oder dem geographischen Verhältnis einigermaßen entsprechen (ohne daß man natürlich rein rationalistisch denken darf). Stellte aber, nach Curtius Skephros die Felshöhen bei Tegea dar, L. aber die feuchte Niederung, die die Höhen überschwemmt, Apollon jedoch die Sonne, die die Höhen zuerst begrüßt [in dem Mythos hatte sich Apollon nach seiner Ankunft in Arkadien zuerst an Skephros gewandt; daher L.s Argwohn]: gerade die Felsspitzen, die die Sonne zuerst bescheint, wird doch die Überschwemmung nicht erreicht haben: die Ausläufer aber, die sich in die überschwemmte Ebene erstrecken, werden wieder nicht zuerst von der Sonne begrüßt. Ferner kann im Begriff ‚Wiese‘ liegen. daß sie feucht ist; wenn aber im Mythos der Begriff ‚Überschwemmung‘ eine Rolle spielt, warum wählte man für ihn den Namen L.. da doch ‚Wiese‘ nicht = ‚Überschwemmung‘ ist? Warum versteckte man so, was man sagen wollte? Wenn schließlich das Apollonfest die Erinnerung an die Zusammensiedlung der vier Phylen Tegeas, diese aber ohne Austrocknung der Niederung unmöglich gewesen war, warum wurde dann die Ermordung des Vertreters der Höhen, [1863] die doch für die Zusammensiedlung weniger in Frage kamen, besonders gesühnt?
Noch weniger annehmbar ist die Deutung von Welcker, L. sei die feuchte blumenreiche Au, Skephros das von der Sonnenhitze verdorrte Land. Denn die Feuchtigkeit der Au belebt das verdorrte Land, sie tötet es nicht wie L. den Skephros; und besonders mißverständlich wäre, daß dann L. für diese seine Wohltat auch noch getötet wird. L.s Tat muß also als schwerer Frevel empfunden worden sein, da man die Bestrafung immer wiederholte (daß seine Tötung damit zu erklären sei, daß Skephros ein Liebling der Artemis war, wie Gruppe 734, 1 andeutet, steht nicht bei Pausanias). Dasselbe ist gegen Buslepps Deutung zu sagen; wenn Skephros die dürre Jahreszeit war, so mußte sein Mörder geehrt, durfte aber nicht bestraft werden.
Eine dritte Erklärung, mit Heranziehung des Brauchs, den Vegetationsdaimon bei der Ernte zu verfolgen, einzufangen und eventuell zu töten, unterliegt ähnlichen Schwierigkeiten. Nilsson brachte sie auch nur mit aller Zurückhaltung vor, wie er denn von allen, die über die Frage handelten, meines Erachtens am besten urteilt; er wies selbst auf die Gegengründe hin und widerlegt richtig auch die Heranziehung der Trauer um Linos, die schon bei Gerhard Gr. Myth. I 329 (wo L. = ,Feuchtling‘, Skephros ‚Dörrling‘) und bei Preller-Robert Gr. Myth. I 463f. versucht ist.
Zu der Verfolgung des Jünglings durch die Priesterin Buslepp 991, 43. 992, 10. Gruppe 734, 1 a. E. Frazer Paus. IV 440 (Verfolgung an Stelle von einstiger Tötung; das Menschenopfer für günstige Ernte, Plut. quaest. Gr. 38). Andre Männer und Frauen, die Artemis tötete, Gruppe 1271, 5. 6. Schwedler Leipziger Studien zur class Phil. IX 1887, 277, 1 bringt nichts Neues.