Zum Inhalt springen

RE:Kasos 1

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
korrigiert  
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Sporadeninsel
Band X,2 (1919) S. 22682269
Kasos in der Wikipedia
GND: 4260388-2
Kasos in Wikidata
Kasos bei Pleiades
Bildergalerie im Original
Register X,2 Alle Register
Linkvorlage für WP   
* {{RE|X,2|2268|2269|Kasos 1|[[REAutor]]|RE:Kasos 1}}        

1) ἡ Κάσος Hom. Il. II 676. Ps.-Scyl. 99. Diod. V 54. Strab. X 498. Plin. n. h. IV 70. 71 Casos auch V 133 unter den Rhodiorum insulae genannt. Ptolem. V 2, 19 M. An. Stad. m. m. 318 Steph. Byz. Hesych., jetzt Κάσσος (Kotsovillis N. Λιμενοδείκτης 349), eine kleine Insel der unzutreffenderweise so genannten Sporaden, nach Papadopulos und Kritsas Ἑλληνικαὶ Νῆσοι 131: 65 km² groß (zwischen Seriphos und Alonnisos). nach Strelbitzki Superficie de l'Europe 155 (bei Beloch Bevölkerung d. griech.-röm. Welt 225) 49,4 km² groß. Der Name nach Fick Vorgr. Ortsn. 43 hettitisch; er vergleicht Κάσα, Κάσαι, Κασολαβῆς, Κασάρνα, Κασαρεύς; dazu wohl noch Κασύστης und Κασωσσός. Dichterische (?) und mythologische Nebennamen: Achne (Plin. n. h. V 133), Amphe (Steph. Byz.), Astrabe (Plin. n. h. IV 70), Ἀστράβη (Steph Byz.); s. o. Bd. II S 1792.

Literatur. Roß (auf K. 1843) Reisen auf den griech. Inseln III (1845) 32ff.; Inscr. Graec. ined. III (1845) 260-263; Hellenika 105, 32; Μουσεῖον καὶ Βιβλιοθήκη Ευ. Σχολ. Σμύρν. III [2269] 1. 2, 125. Beaudouin (1879 auf K.) Bull. hell. IV (1880) 121ff. nr. 1ff. Newton Inscr. in the Brit. Mus. II (1883) CCCLXIII. Hiller v. Gärtringen IG XII 1, 173f. (nr. 1041—1064). Bukowski (auf K. 1888) S.-Ber. Akad. Wien Mathem.-naturwiss. Cl. XCVIII 1 (1889) 653ff. Karte 1:146000.

Lage. K. ist ein Glied des Inselbogens, der das Ägäische Meer von dem offenen östlichen Mittelmeerbecken scheidet. Dessen nördlichstes Kap Aktí ist von Kavos Thodoros, dem westlichsten Kap der Insel Karpathos, 6 km entfernt, mit dem es auf dem gleichen untermeerischen Sockel ruht. Die Gebirgskette nimmt ihren Ursprung auf Kreta (Bukowski 669). Durch die Insel streicht Osten 33º Norden ein einziger Gebirgszug in der Richtung ihrer Längserstreckung, der im Südwesten durch eine Hochfläche (Argos) und ein Längental (des Arwanitochóribaches) in zwei parallele Ketten geteilt ist.

Die höchsten Gipfel heißen hentzutage Πριόνα und Ἀπολύμνι, über 500 m. Das Gebirge hat dunkles, kahles Gestein und zeigt Karstcharakter. Ausgesprochene Steilküste im Südosten. Das Gebirg besteht (vgl. auch Carte Géol. Intern. de l'Europe 40) aus schwarzen bis dunkelgrauen, halbkristallenen, seltener dichten Kreidekalken, gleich dem größeren Teil von Karpathos und Saros. Die jetzigen Ortschaften Aja Marian und Phry (aus ἡ Ὀφρύς = Anhöhe) stehen auf eozänen Ablagerungen.

Chorographie im Altertum. Nach den Resten einer Nekropolis und den Funden einiger antiken Bruchstücke (Roß) ist der antike Binnenhauptort (wohl Kasos) beim jetzigen Πόλιν (τὸ Πόλιον Städchen), nahe der Westküste, zu suchen. So auch angesetzt H. Kiepert FOA XII und R. Kiepert FOA VIII. Aus zwei jetzt noch gebräuchlichen Ortslagenamen Ἄργος und Ἐμπορειό hat man auf das Vorhandsein zweier antiker Namen geschlossen: für eine Hochfläche im Süden und einen Küstenort westlich von Πόλιν. Eines brauchbaren Hafens entbehrt die Insel. Im Altertum hat man — wie es jetzt noch geschieht, ähnlich wie bei Kalaureia und Poros — eine Stelle zum Landen in einem Sunde zwischen dem Inselchen Makrá (s. Κασίων Νῆσοι) und einer Reede an der Nordwestküste von K., die heute Emporió heißt, benützt. Die Stelle im Sund heißt jetzt bei den Schiffern Καραβοστάσι.

Antike Verhältnisse. Die erhaltenen Inschriften (aus dem 4. und späteren Jhdt.) zeigen dorischen Dialekt. Die Insel war Mitglied der attischen Symmachie (1000 Drachmen Beitrag, Pedroli Studi Storia Antica I 114f.) in den J. 437ff. v. Chr., dann von Karpathos, später mit diesem von Rhodos abhängig. Die Nekropolis liegt in der Nähe von Pólin. Eine viereckige Basis von schwärzlichem Marmor mit einer Weihung an Asklapios fand man bei Emporió. Eine lateinische Grabinschrift (letzte bei Beaudouin) könnte anderswoher gebracht sein. Vgl. Μουσ. κ. Βιβλ. Σμύρν. III 1/2 125. Kirchlich gehörte K. später wohl zu Karpathos.