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RE:Imbros 1

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Insel der Sporaden vor dem Hellespont
Band IX,1 (1914) S. 11051107
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Imbros (Imwros; türk. Imrus). 1) In dem Namen steckt der einer vorgriechischen (karischen) männlichen Naturgottheit, die dem Hermes verwandt war, wie in Imbramos und Imbrasos: Steph. Byz. s. v. Fick Vorgriech. Ortsnamen 55. IG XII 8 p. 2. Die Literatur bei Oberhummer Festschrift [1106] f. Kiepert 1898, 277. Fredrich Athen. Mitt XXXIII 81; IG XII 8 p. 6; Karte bei Oberhummer 281 und mit Verbesserungen bei Fredrich 81; IG XII 8 p. 19. Von einem Geologen ist die 30 km lange und 13 km breite Insel (225 qkm; etwa 6000 griechische Einwohner) noch nicht erforscht worden; neben jungvulkanischen Gesteinen (Andesiten) kommt Flyschsandstein und Alluvium vor (Athen. Mitt. XXXIII 82). Die gebirgige Insel (παιπαλοέσση) Hom. Il. XXIV 78) ragt im Hagios Elias (597 m) um 127 m höher als Lemnos auf; genaue Höhenmessungen fehlen noch. Über die Bodenschätze: Athen. Mitt. XXXIII 85; Schmirgel und Bleiglanz: IG XII 8, 51. Waldreich ist noch der Nordwesten. Nur das Bett des Μεγάλος ποταμός, den die attischen Kolonisten Ilissos (Plin. n. n. IV 72) nannten, führt dauernd Wasser. In einem westlichen Seitental eine antike Talsperre: Athen. Mitt. XXXΙΙΙ 97. Der Fluß mündet in den Hafen der alten Hauptstadt im Nordosten der Insel, der im Altertum durch Molen geschützt war und z. B. 192 von Antiochos III. (Liv. XXXV 43, 4) und 9 n. Chr. von Ovid (Trist. I 10, 18) benützt wurde. Von den anderen Anlegeplätzen hieß der für den Verkehr mit dem 22 km entfernten Lemnos wichtige im Südwesten Ναύλοχος (heute Pyrgos, Athen. Mitt. XXXIII 84). Hauptbeschäftigung der Bewohner war immer Viehzucht; Ackerbau besonders im Tal des Μεγάλος ποταμός und auf kleineren Ebenen im Südwesten. Der eine Ort (Hom. Il. XIV 281; Hom. hymn. I 36. Steph. Byz. s. v. Skylax 67, vgl. IG XII 8 p. 2) lag immer im Nordosten; außer dem Hafen (s. o.) ist erkennbar die Stadtmauer (Athen. Mitt. XXXIII 86) und der Theaterplatz (a. a. O. 88). Sonst gab es im Westen (bei Skinudi) ein Sommerdorf. Über Funde aus der Steinzeit: Athen. Mitt. XXXIII 101. Auf die ,Karer‘ folgten Thraker; ihnen vielleicht schon einmal im 8. Jhdt. Griechen; um 700 sicherlich die Tyrsener (IG XII 8 p. 2), die in der zweiten Hälfte des 6. Jhdts. Miltiades I. erlagen (E. Meyer Forschungen I 14; Gesch. d. Altert. III 297) und zum Teil auswanderten (Herod. I 57. Thuc. IV 109). Busolt (Griech. Gesch. II 530) und Beloch (Griech. Gesch. I 351) lassen die Insel erst in der Zeit des ionischen Aufstandes erobert werden. Sie hat auch fernerhin etwa dieselbe Geschichte wie Lemnos (s. u. und IG XII 8 p. 3ff.). Über die Veranlagung im attischen Reich s. IG I 233ff., p. 234; Suppl. p. 72, 239. Als Sulla Athen belagerte (87/6), scheint I. eigene Münzen geprägt zu haben: Imhoof-Blumer Athen. Mitt. VII 146; Monn. grecq. 48 und ebenso unter Augustus (Imhoof-Blumer a. a. O.). Die Kulte sind attisch. Dem alten Hermes Imbramos (Steph. Byz. s. Imbros) ist Ὀρθάννης verwandt: IG XII 8, 52. Weihungen an Hermes: IG XII 8, 67–70. Die ,Großen Götter‘ hatten ein Heiligtum beim Kloster Hag. Konstantinos: IG XII 8, 51. 71–73. 74. Athen. Mitt XXXIII 99. Die Überreste der Kunst sind attisch: Athen. Mitt. XXXIII 101. Über das Sprichwort Ἴμβριοι καὶ Λήμνιοι s. u. Lemnos. Auch die mittelalterliche und moderne Geschichte ist etwa dieselbe wie die von Lemnos: Oberhummer 297. 308. IG XII 8 p. 5. Mittelalterliche Inschriften: Athen. Mitt. XXXIII 90. Türkisch wurde I. 1456; endgültig 1470. Wichtige Angaben enthält die Geschichte [1107] Mohammeds II. von Kritobulos von I. (vor 1470 verfaßt): FHG V 40. Einiges bietet: Mustoxydes-Bartholomaeus Ὓπόμνημα ἱστορικὸν περὶ τῆς νήσου Ἴμβρου 1845 (vgl. darüber Athen. Mitt XXXIII 81, 1). Conze (Reise auf den Inseln des thrakischen Meeres [1858] 1860, 75) gab nach den wenigen Notizen von Blau und Schlottmann (M. Ber. Akad. Berl. 1855, 626) zuerst genauere wissenschaftliche Nachrichten. V. Cuinet La Turquie d’Asie I 484. Segelhandbuch f. d. Mittelmeer V 1906, 258.