[Abschnitt korrekturlesen]
- S. 882, 28 ist zu schreiben:
Idikara. 1) Stadt in Arabia deserta am Persischen Meerbusen, nur von Ptolem. V 19, 4 (V 18 M.) zugleich mit zwei anderen am selben Meere gelegenen Städten, Ἀμμαία und Ἰουκάρα (var. Ἰσκούρα), genannt. Forster The historical geography of Arabia 1844 I 263. 314. II 214 identifizierte I. mit el-Kader (so transkribierte er den arabischen Namen), das er nach Burckhardt Angaben als eine Stadt am Šaṭṭ el-ʿArab bezeichnete, 20 Meilen nördlich von den Ruinen von Ğehre (er schrieb Dsjähhre), welche er für das von Ptolemaios nebst I. genannte. Iukara hielt. Letztere Stadt verzeichnete mit der Transkription Dsjähhere schon C. Niebuhr auf der Karte zu seinen Reisebeschreibungen nach Arabien 1778 II 248 südöstlich vom Ğebel Senām unweit der Küste in der Höhe der Insel Bubiān. Demgemäß setzte Forster auf seiner Karte I. = el-Kader unter 48° östl. Länge Greenw. 30° nördl. Breite an (Zubair und den Ğebel Senām trug er südwestlich von ,el-Kader‘ an falschen Punkten ein, was bei seinen kartographischen Quellen nicht wundernehmen darf). Den arabischen Namen der Stadt welche nach Burckhardts Mitteilungen von den Arabern selbst als eine Kolonie der Zebaide aus dem Ḥiğāz, eines Stammes der Ḥarb, bezeichnet wird, brachte er mit dem aus dem Alten Testamente bekannten Stamme Ḳedār zusammen (II 288f.) und erklärte die Stadt als Sitz der Ḥarb-Ḳedāriten (I 314), wie er überhaupt in diesem ,Settlements of Ishmael‘ betitelten Abschnitt seines Werkes (II 176–316) bemüht war, die Spuren der Vertreibung der Nachkommen des Ismael (vgl. den Art. Ismaelitae), also auch des Ḳedar, seines zweiten Sohnes, in Arabien, besonders am Persischen Meere nachzuweisen. Auf die Einzelheiten dieser umständlichen und vielfach ganz haltlosen Beweisführung kSnnen und müssen wir hier gar nicht eingeben und
[1194]
bemerken nur mit Rücksicht auf unseren Artikel Eitamos gegen Forster I 313. II 215, daß der Hafen Eitamos (bei Ptolem. VI 7, 18) mit Ḳedemāh, dem zwölften Sohne Ismaels, und mit dem Hafen Kāzima (Kosima) nichts zu tun hat. Einen ganz anderen Weg zur Lösung der Frage nach der Lage von I. betrat Blau, welcher ZDMG XXIII 581 die Vermutung aussprach, I. sei Dū-Ḳār, der Mittelpunkt des berühmten Schlachtfeldes, auf welchem die arabischen Benū Bekr den Persern des Ḫusrau II. Parwēz (590–628), die unter Aštāt vorgedrungen waren, eine schwere Niederlage beibrachten; diese Schlacht fand übrigens zwischen 604 und 610 statt, nicht ,kurz nach Muhammeds Auftreten, um 625‘, wie Blau behauptet hat. Beide Deutungen kombinierte Fischer in den Anmerkungen zu Müllers Ptolemaiosausgabe I 1014 (fortassis eadem esi Ḏīḳār, urbs inclita fama … hodie el-Kadr). Die Prüfung der topographischen Verhältnisse lehrt aber unbestreitbar, daß Ḏū-Ḳār und das von Forster vermutete Äquivalent für I. nicht ein und derselbe geographische Punkt sein können, sondern sogar in beträchtlicher Entfernung von einander liegen, also Forsters und Blaus Erklärungen einander ausschließen und sicherlich einer der beiden Identifikationsversuche unhaltbar ist. So bestechend sich nun auch der Namensanklang von Dū-Ḳār, der Mittelpunkt des berühmten Schlachtfeldes, auf welchem die arabischen Benū Bekr den an I. beim ersten Eindrucke ausnimmt, so ist doch Blaus Zusammenstellung beider mit den bestimmten Angaben des Ptolemaios entschieden unvereinbar. Dieser bezeichnet ausdrücklich I. sowie Ammaia und Iukara als Städte von Arabia deserta und am Persischen Meerbusen gelegen (παρὰ τὸ τοῦ Περσικοῦ κόλπου μέρος, von dem er § 1 gesprochen hat). Dū-Ḳār dagegen lag, um mit Blau selbst zu sprechen, ,zwischen Kufa und Wāsiṭ, näher an ersterem‘ (nach Abūlfedā); in seiner jenem Aufsatze beiliegenden Karte (Arabien im 6. Jhdt.) verzeichnete er auch Dū-Ḳār in der Höhe von Hīra unweit des linken Euphratufers; es lag also in Babylonien, im ʿIrāk und nicht in Arabia deserta, wie Ptolemaios angibt. Ebenso wenig kann es zu den am Persischen Meerbusen gelegenen Städten gezählt werden. Während man sonach Blaus in der Müllerschen Ptolemaiosausgabe empfohlene Vermutung fallen lassen muß, kann man Forsters Annahme und darnach die Einzeichnung von I. in seiner Karte sowie auf Tafel 36 des Atlas der genannten Ausgabe unter 30° nördl. Breite wenigstens als vereinbar mit den Angaben des Ptolemaios und daher als möglich bezeichnen, wenn auch nicht als sicher, wie man nach der Ausdrucksweise Fischers a. a. O. anzunehmen sich versucht fühlen könnte, da kein positives Anzeichen ausschließlich auf diese Annahme hinführt, auch nicht eine Namensähnlichkeit (el-Kidr ist heute der Name der Deltainsel zwischen dem Šaṭṭ el-Arab im engeren Sinne und dem Šatt Behemšir). Doch läßt sich auf Grund des einzigen Zeugnisses des Ptolemaios, welcher für I. die Maße 79°, 29° 30’ angibt, die Lage die Stadt nicht genauer bestimmen, sondern nur die Grenzen der Möglichkeit einer Lokalisierung feststellen, was im Hinblick auf ältere und neuere Ansätze nötig erscheint. Welches Mißtrauen
[1195]
übrigens Ptolemaios’ Entfernungsangaben für Arabia deserta verdienen, lehrt schon der Vergleich der von ihm auf ca. 214 Milien (316,4 km) berechneten direkten Entfernung der Stadt I. von Dumaitha (Dūmat el-Ğantal im Ğōf, vgl. den Art. Domatha) mit dem Abstande des Persischen Meeres von el-Ğōf, welcher gegen 850 km beträgt. Sicher steht für I. nur seine Lage am Persischen Meere, doch reduziert sich die Länge des fraglichen Küstenstriches durch Ptolemaios selbst auf eine verhältnismäßig nicht bedeutende Strecke. Iukara, nach Ptolemaios um 15’ südlicher als L, war nach seiner Karte zugleich der südlichste Küstenpunkt von Arabia deserta am Persischen Golf; die nächste südlichere Örtlichkeit, Koromanis, nach Ptolem. VI 7, 19 unter 79°, 28° 45’, gehörte bereits zu Arabia felix (von H. Kiepert Atlas antiquus Index 812 und anderen mit Kowait identifiziert, ebenso auf Tafel 36 des Atlas der Pariser Ptolemaiosausgabe, wo der zweite Name dieses Hafens, Korēn, angeführt ist; anders Sprenger Die alte Geographie Arabiens 1875, 139f.; vgl. den Art. Eitamos). Die Grenze zwischen Arabia deserta und Arabia felix lag nach Ptolem. V 19, 1 unter 79° 29°. Ammaia, das Ptolemaios 30° 10' nördl. Breite, also um 40’ nördlicher als I., um 55’ nördlicher als Iukara eingetragen hat, befand sich genau in gleicher Breite und Länge wie der von Ptolem. VI 7, 19 angeführte Μαισανίτης κόλπος (79°, 30° 10’), bezeichnete also zugleich die Grenze dieser Bucht, des nördlichsten Teiles des Persischen Busens, gegen Westen; dazu stimmt auch, daß Ptolem. V 19, 1, eine Stelle, deren textkritische Behandlung durch Fischeρ zu starke Änderungen der Überlieferung notwendig macht, um überzeugen zu können, der Winkel dieser Bucht als Grenze zwischen Babylonien und Arabia deserta angegeben wird. Nach dessen Angaben lag also die Maisanitische Bucht nördlicher als I. Es leuchtet nicht ein, mit welchem Rechte Sprenger 140 behaupten konnte, daß Ptolemaios’ Position für diese Bucht der Mündung des Ḫōr Subaie der Admiralitätskarte 48° 10’, 29° 33’ entspreche; auf seiner Karte verzeichnete er den Maesanites sinus südlich von I., obwohl dieser nach Ptolemaios nördlich davon gelegen war. Er kann nur unmittelbar bei Ammaia in der Nähe der Mündung des westlichen Tigrisarmes nach der Ptolemaioskarte gesucht werden und ist auch richtig auf Tafel 36 des erwähnten Atlas eingetragen. Gegen Sprengers Behauptung, die Benennung der Bucht könne von Maisān oder auch von Māzin, einem arabischen Stammnamen, herkommen, ist zu bemerken, daß nur der zweite Teil der Alternative gebilligt werden kann. Richtig erklärt Glaser Skizze der … Geographie Arabiens II 1890, 248, daß der Maisanitergolf ,seinen Namen ersichtlich von dem Orte Maisān (den auch Bekrī erwähnt) in der Gegend von Baṣra hat‘; vgl. bereits die Hinweise auf Phrat Misan bei Forster II 214 (nach d’ Anville) und genauer auf Maisān (nach Abūlfedāʾ) und Frāt Maisān der syrischen Überlieferung (= Alt-Baṣra, südwestlich von der späteren Hauptstadt Baṣra) bei Ritter Erdk. X 121. 181, von welchen Glaser nichts wußte. Nach Ptolemaios’ Angaben
[1196]
entspricht der alte Μαισανίτης κόλπος dem heutigen Ḫōr ʿAbd-illāh; doch hat es den Anschein, daß die Positionen des Ptolemaios für Ammaia sowohl wie für den μυχός dieser Bucht zu weit nach Westen angesetzt und beide Punkte vielmehr an der Mündung des Šaṭṭ el-ʿArab zu suchen sind, soweit sich die Ptolemäischen Örtlichkeiten zu der heutigen Gestaltung des Mündungsgebietes in Beziehung bringen lassen. Es kommt demnach für die Lokalisierung von Ammaia, I. und Iukara nur der westlich vom Hauptmündungsarm gelegene (arabische) Teil des Deltas des Šaṭṭ el-ʿArab, das bereits 70 km oberhalb der Mündungsstelle, bei Muhammera, beginnt, also das Dawāsir und der unmittelbar westlich angrenzende Teil der alten Arabia deserta in Betracht. Über Ammaia bemerkt Fischer a. a. O.: ,Situs urbis incertus. An Manamah?‘ (Es soll dafür wohl Mahamah heißen.) Wahrscheinlich ist aber Ammaia identisch mit ʿAmie, das Niebuhr II 205 unter den zahlreichen Uferdörfern des Dawāsir zwischen Baṣra und dem Meere anführt und auf seiner Karte am Šaṭṭ el-ʿArab gegenüber der Deltainsel Mohersi (el-Ḳidr) verzeichnet. I. kann nur westlich davon an der Küste gesucht werden, unweit der heutigen Einmündung des Nahr Sāliḥ gegenüber der Insel Waraba ungefähr 30° nördl. Breite (nach Ptolemaios 29° 31’), und auf der Küstenstrecke von da bis etwa zum Ras Sabīa (Subaia) gegenüber der Insel Bubiān Iukara. Ob letzteres, über das Fischer a. a. O. nur bemerkt, daß es ,in angulo Persici sinus‘ gelegen war, mit dem eingangs erwähnten Ǧehre etwas gemein hat, wie Forster meinte, läßt sich nicht mehr entscheiden. Die angegebene Küstengegend zeigt Ruinen; von I. sind Spuren natürlich ebensowenig nachweisbar wie von zahlreichen andern nur von Ptolemaios genannten πόλεις in Arabia deserta, die schon infolge der natürlichen Beschaffenheit des Bodens als verschwunden gelten müssen, woraus sich auch erklärt, daß sich Versuche einer Verifikation der Ptolemäischen Örtlichkeiten in dieser Gegend nur in Vermutungen bewegen können.
Mit den angeführten Ansätzen stimmt zusammen, was sich über die Lage von Salma sagen läßt, das nach Ptolem. V 19, 7 ungefähr 38 Milien von I. entfernt auf dem Wege nach Dumaitha ) gelegen war und wohl unzweifelhaft mit Selmān identisch ist, das bereits Niebuhr II 237 nordwestlich von Baṣra auf dem Karawanenwege von Baṣra nach Haleb (vor el-Aṯle anführt und ebenso Sprenger Die Post- und Reiserouten des Orients, Abh. f. d. Kunde d. Morgenlandes III 1864, Taf. XVI auf der von Baṣra nach Nordwesten führenden Straße zwischen Aḳme und Aṯla, wo die Route von dem nordöstlichen Wege nach Wāsit gekreuzt wird, unter 45° 30’ östl. Länge und 31° 5’ nördl. Breite eingetragen hat. Vielleicht gehörten zu diesem Salma die im südlichen Mesopotamien wohnenden Salmani bei Plin. n. h. VI 118. Doch ist Blaus Vermutung ZDMG XXV 542, welche auch in den Anmerkungen zu Müller Ptolem. I 1017 Billigung gefunden hat, daß die Salmani in den Silmān-Horden fortbestehen, die jetzt in Mesopotamien hausen, nicht wahrscheinlich; denn die Silmān
[1197]
der von Blau zitierten Karte IX des Atlas zu Müller Geogr.gr. min. (vgl. jetzt R. Kieperts Karte ,Syrien und Mesopotamien‘ östliches Blatt, in v. Oppenheims Reisewerk ,Vom Mittelmeer zum Persischen Golf‘ II 1900) sitzen am linken Enphratufer nördlich von ʿĀna, 34° 30’ nördl. Breite, also viel zu nördlich von Selmān. Ptolemaios’ Maßangabe für Salma ist mit der Lage von Selmān durchaus vereinbar, wie auch Fischer mit Recht betont hat; zu Fischer ganz unwahrscheinlicher Annahme, Ptolemaios habe dieses Selma mit einem gleichnamigen, südwestlichen Orte, der bei Ḥāʾil zu suchen sei, verwechselt, vgl. den Art. Iabri und die drei Art. Salma, in denen die drei verschiedenen, von Ptolem. V 19, 7. VI 7, 29. 31 erwähnten Σάλμα behandelt werden. Daß Ptolemaios’ auf I. bezogene Entfernungsangabe von ca. 38 Milien zu hoch gegriffen ist, kann mit Rücksicht auf den schon bezeichneten Wert seiner Positionen und außerdem die ganz falsche Darstellung des Euphratlaufes in der Ptolemäischen Karte nicht verwundern. Wie I. der Ausgangspunkt dieser westlichen Straße nach Dumaitha war, wo sich eine nördliche Abzweigung über Sora nach Thauba anschloß, über welches die von Thaima ausgehende Straße nordwärts durch den westlichen Teil von Arabia deserta nach Palmyra führte, so stand es, wie aus der Karte des Ptolemaios zu entnehmen ist, auch mit dem Wege in Verbindung, der nordwestlich quer durch Arabia deserta ging. Der Verkehr mit dem erwähnten Ammaia war teils durch Küstenfahrt teils zu Lande möglich; von Ammaia ging, nach den Ptolemäischen Angaben zu schließen, die auch in diesem Falle auf ein Itinerar zurückzugehen scheinen, ein Weg durch die Wüste über Tedium, Odagana, Luma, Themne, Gauara und Save bis Barathena, wo er mit der von Thauba über Erupa, Alata und Choke aus dem Süden kommenden Palmyrastraße zusammentraf. Er scheint aber auch durch eine Route, welche über Ῥηγάνα (Ptolem. V 19, 5) an den Euphrat und zwar wohl nach Idikara am Euphrat (Hīt, vgl. den Art. Idikara Nr. 2) führte und so den Verkehr zwischen der westlichen und inneren Arabia deserta und dem Euphrat vermittelte, mit der Straße verbunden gewesen zu sein, welche aus dem westlichen Babylonien an das rechte Euphratufer überleitete und an diesem, die Nordostgrenze des wüsten Arabien entlang, über Colarina, Balagaea, Addara, Audattha, Auzara, Gadeirtha, Birtha und Thapsacus über die Grenze von Arabia deserta hinaus sich in die Palmyrene fortsetzte. Aus diesen Bemerkungen ergeben sich leichterdings die Punkte, in denen wir von Fischers Versuch einer Rekonstruktion der aus Ptolemaios erkennbaren Routen durch Arabia deserta (zu Müllers Ptolem. I 1017f.) abzuweichen gezwungen sind. So müssen wir über den Anfang und die Fortsetzung seines Weges c (I 1018), nämlich des Weges von I. nach Themne, den er sich bis Colarina, angeblich an der Mündung des Wādī Haurān, fortgesetzt denkt, anders urteilen (über seinen Ansatz von Salma s. den Art. Salma Nr. 3), aber auch über seine beiden Wege b I und II (a. a. O. I 1017) und ihre Hauptstationen, Gauara, Addara, Aurana und
[1198]
Regana, und haben auch über die beiden erstgenannten Örtlichkeiten eine von der seinigen abweichende Ansicht bereits geäußert. Wenn Gauara (I 1015. 1017) für Ḫadr el-Gaurā, ungefähr in der Mitte zwischen Palmyra und Addara, erklärt wird (unter Hinweis auf Černik Peterm. Mitteil. Erg.-Bd. X 19, Taf. 1; vgl. Taf. 36 des Atlas zu Müller Ptolem.), so wird damit der fragliche Ort gegen die Distanzbestimmungen bei Ptolemaios auf den bloßen Namensanklang hin unverhältnismäßig weit nach Norden verlegt und der Abschluß des Weges von I. über Ammaia nach Themne fällt ganz aus der Karte des Ptolemaios heraus. Gauara läßt sich nicht mehr nachweisen, und wir begnügten uns daher im Art. Gauara die Ptolemäischen Positionen anzuführen. Von diesem Artikel weichen wir hier nur insofern ab, als wir jetzt entsprechend den voranstehenden Wegbestimmungsversuchen Gauara nicht an der Straße von Thaima nach Palmyra, auch nicht zwischen Choke und Barathena gelegen annehmen, sondern an dem Wege, welcher von I. und Ammaia bis Barathena führte und dort sich mit der aus dem Süden kommenden Palmyrastraße vereinigte. Auch das erwähnte Addara (Ptolem. V 19, 3), welches in der Pariser Ptolemaiosausgabe I 1014. 1017 für den Endpunkt des alten Weges von Damaskus über Palmyra an den Euphrat erklärt und an der Einmündung des Wādī ʿĀlī in den Euphrat gesucht wird, glauben wir anderswo lokalisieren und an der im Art. Eddana ausgesprochenen Vermutung festhalten zu sollen, daß Addara (var. Δαδάρα oder Δάδαρα der meisten Hss. wohl aus ΑΔΔΑΡΑ entstanden, ed. pr. Ἐδδάρα), identisch mit Ἔδδανα bei Steph. Byz., das heutige ed-Dēr am Euphrat ist (trotz Ritter Erdk. X 974; dieser Stadt setzte H. Kiepert [vgl. Atlas ant. Index 512] Βίρθα bei Ptolem. V 19, 3 u. a. ) gleich, ebenso R. Kiepert FOA V, Beiblatt 5; vgl. Ritter XI 691; anders auch Fischer zu Müller Ptolem. I 1014). Dann konnten wir folgerichtig, nebstdem aber auch durch andere Gründe bestimmt, der in der Ptolemaiosausgabe I 1010. 1014 empfohlenen Gleichstellung sowohl von Γάδειρθα (V 19, 13) als auch von Derta der Tab. Peut. mit ed-Dēr (mit Hinweis auf Černik a. a. O. 13f., dem Fischer in der Bestimmung des fraglichen Teiles der rechten Ufergegend des Euphrat vorzugsweise folgt) sowie der Einzeichnung von Gadeirtha, Auzara, Auddattha und Addara auf Taf. 36 des Atlas nicht beipflichten, sondern vermuteten (im Art. Gadeirtha) diese nach Ptolemaios’ Zeugnis unter 73° 50’, 34° 35’ am Euphrat gelegene Ortschaft bei Ǧedēde, am Euphrat (39° 30’ östl. Länge Greenw., 35’ 50’ nördl. Breite). – Durch die ganz falsche Darstellung des Euphratlaufes in der Ptolemaioskarte ist es geschehen, daß in ihr auch das Verhältnis der mutmaßlichen Lage von Gadeirtha und Addara zur Mündungsstelle des Chaboras (Chabūr) verzerrt ist. Aber auch der Lauf des Euphrat von Addara an bis zu seiner Vereinigung mit dem Tigris ist daselbst ganz entstellt, und wie es auch sonst um die Ptolemäischen Positionen für Mesopotamien und Babylonien bestellt ist, steht durch zahlreiche Tatsachen fest (vgl. die Proben bei Fischer
[1199]
zu Müller Ptolem. I 1001f. und R. Kiepert a. a. O.).
Aber auch über die Ansetzung der Lage von Regana, das, nach Ptolemaios’ Karte, wenn wir richtig sehen, eine Station auf der Verbindungsroute zwischen dem von I. ausgehenden Wege quer durch Arabia deserta und der Euphratstraße war, meinen wir anders urteilen zu sollen als der Herausgeber der Müllerschen Ptolemaiosausgabe, der I 115. 1017 Regana sowohl wie das von Ptolem. V 19, 5 unmittelbar vorhergenannte Αὐράνα im Wādī Haurān vermutete, und zwar ersteres im Unterlaufe, nicht weit von der Mündungsstelle des Wādī, ohne weitere Angabe über diese, wie er sie selbst bezeichnet, ‚sonst unbekannte Stadt.‘ Daran ist nicht zu zweifeln, daß die von Ptolemaios Αὐράνα genannte und unter 73° 15’, 32° 20’ eingetragene Örtlichkeit (πόλις) im Wādī Haurān zu suchen ist, also etwa eine Brunnen- oder Oasenstation in diesem Wādī war, wie auch sonst bei Ptolemaios Namen arabischer Wādīs ihren Stationen beigelegt erscheinen. Regana dagegen lassen die Maßangaben des Ptolemaios 75° 40’ (75° 20’ vulg., Wilbergs Vermutung 72° 40’ ist unbegründet), nach denen es von dem am Euphrat gelegenen Idikara (Hīt) etwa 62 Milien (92 km), das ist ein wenig über zwei normale Tagmärsche entfernt war, nicht im Wādī Haurān, sondern südlich davon bei den heutigen Ruinen von Ḳaṣr ʿAmed (41° 45’ östl. Länge Greenw., 33° 26’ nördl. Breite) suchen, welche von Hīt 103 km entfernt sind. Damit stimmt auch, um an einige der sicher bestimmbaren Punkte der Euphratgegend nach der Ptolemäischen Karte anzuknüpfen, daß die Mündung des Chaboras (Chabūr), bzw die Stadt Chabora, deren Lage durch die Ruinen von Circesium bestimmt ist, von Regana etwa 150 Milien (222 km), die Mündung des Chabūr Ḳaṣr ʿAmed 220 km entfernt ist, Apphadana am Chaboras von Regana ca. 167 Milien (247 km), die Ruinen von el-Iedēn von Kar Amed 224 km, leidlich auch die diesbezüglichen Distanzen von Bethauna 61 Milien (91 km) und ʿĀna 116 km. Ḳaṣr ʿAmed liegt auf dem Wege, der von Hīt nach Westen über das Wādī Haurān bis Damaskus führt; diese Gegend hat Huber im J. 1881 auf seiner Reise von Hīt nach Damaskus betreten (s. Bulletin de la société de géographie, Paris 1884, 289f. u. 468f.). Vielleicht ist diese Route wenigstens in ihrem östlichen Teile mit dem antiken Wege von Idikara am Euphrat über Regana nach dem Inneren von Arabia deserta identisch. Übrigens liegt Ḳaṣr ʿAmed auch auf dem Wege, der von Šaṭṭ el-ʿArab westlich am ʿIrāk vorbeiführt; ob dieser jedoch mit der alten Straße aus dem westlichen Babylonien nach Regana und dem rechten Euphratufer zusammenhängt, läßt sich natürlich nicht angeben. Ist damit Regana richtig angesetzt, dann kann Aurana, welches nach Ptolemaios 2° 25’ westlicher und 1° südlicher
[1200]
lag, nur im Oberlaufe des Wādī Haurān gesucht werden, nach Ptolemaios’ Distanzangabe ungefähr 145 Milien von Regana entfernt. –
Da wir also über die Lage von Gauara, Addara, Aurana und Regana anders urteilen müssen als der Herausgeber der Pariser Ptolemaiosausgabe, vermissen wir auch für den daselbst 1017 ausgesprochenen Ansatz der beiden Wege b I und II durch Arabia deserta, welche durch die genannten Stationen bestimmt sein sollen, jede Grundlage. Endlich müssen wir über Erupa, die bereits genannte Station auf dem Wege von I. über Dumaitha bis Palmyra, im Anschlusse an den Art. Erupa bemerken, daß die in der erwähnten Ausgabe I 1015. 1017 verfochtene Annahme, jene Örtlichkeit sei das heutige Wādī er-Ruhbe, und demgemäß ihre Einzeichnung auf Taf. 36 des Ptolemaiosatlas selbst und jeder Wahrscheinlichkeit zuwiderläuft. Denn Erupa war nach Ptolem. V 19, 5 in Arabia deserta, und zwar im Innern dieses ausgedehnten Gebietes (ἐν τῇ μεσογαίᾳ) unter 72° 30’, 31° 15’ gelegen, ungefähr 160 Milien direkter Entfernung nordwestlich von Dumaitha, er-Ruhbe aber liegt gegen 115 km südöstlich von Damaskus, was nach der Ptolemaioskarte in eine Entfernung von ungefähr 340 Milien von Dumaitha, also weit über die Grenze von Arabia deserta hinaus nach Syrien führen würde. Gegen diese wieder nur der Namensähnlichkeit allein zuliebe vorgeschlagene Zusammenstellung spricht die Notwendigkeit, unter dieser Voraussetzung nicht nur die Ptolemäischen Distanzen bis zu einem ganz unwahrscheinlichen Grade zu vergrößern, sondern auch die Stationen Alata, Aurana und Choke, welche nach Ptolemaios nördlich von Erupa lagen, südlich davon anzunehmen (a. a. O. I 1017), also in notgedrungener Konsequenz jener Voraussetzung die Ptolemäische Bestimmung von Erupa für eine ‚positio ficticia‘ (I 1015) zu erklären. Daß sich Erupa ebensowenig nachweisen läßt als Gauara und andere nur von Ptolemaios erwähnte Punkte in Arabia deserta, erklärt sich teils aus dem Mangel ausreichender Kenntnisse der Topographie von Arabia deserta, teils aus der Natur des Landes zwischen el-Ǧōf und dem Wādī Haurān, der Bādiet eš-Šaʾm (der syrischen Wüste), welche die letzten Spuren von Karawanenstationen oder bloße Brunnenanlagen des Altertums zu verwischen geeignet ist, teils endlich aus der Wahrscheinlichkeit, daß manche der Ansiedlungen, welche sich hinter den Ptolemäischen πόλεις verbergen, später von den nomadisierenden Arabern selbst aufgelassen worden sind. So ist es auch begreiflich, daß die beiden von I. ausgehenden Wege der Ptolemäischen Karte mit keiner der bekannten heutigen Routen zusammenfallen; nur der Weg nordwestlich von Dumaitha etwa bis Sevia (s. den Art. Sevia) scheint durch das noch heute begangene Wādī Sirhān geführt zu haben.