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RE:Hysiai a

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Ortschaft in Boiotien
Band IX,1 (1914) S. 11711175
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Hysiai. 1) Ortschaft in Boiotien, Ὑσιαί oder Ὑσίαι, erwähnt, außer an den unten zu besprechenden Stellen, von Hypereides bei Harpokr. Phot. Lex. Suid. Die singularische Form kennt nur Steph. Byz. Ὑσία … καὶ ἑνικῶς καὶ πληθυντικῶς. H. lag im Gebiet des Asopos, am Fuß des Kithairon (Eur. Bakch. 751. Apollod. bei Strab. IX 404. Steph. Byz. s. Ὑρία). Es grenzte an Plataiai (Herod. VI 108), und zwar nach Westen, während im Osten Erythrai sich anschloß (Herod. IX 15. 25). Mit diesem wird es wiederholt zusammengenannt (Eur. Thuk. III 24, 2 [daraus Polyain. VI 19, 3]. Paus. IX 2, 1), sodaß beide Orte offenbar ganz nahe beieinander gelegen haben. Es lag endlich am Wege von Eleutherai nach Plataiai, und zwar in geringer Entfernung zur Rechten (Paus. IX 1, 6. 2, 1. 3). Plut. Arist. 11 ist für die Topographie ebenso wertlos wie für die Geschichte (E. Meyer GdA II 413. Grundy The Great Persian War 496f.). Die Topographie der Gegend, in die diese Angaben weisen, hat erst durch Grundys Aufnahme des Schlachtfeldes von Plataiai in einer genauen Karte großen Maßstabes die unentbehrliche Grundlage erhalten. Grundy The Topography of the Battle of Plataea (1894 mit Plan 1 : 15 840) und The Great Persian War (1901 mit Plan 1 : 21 120). Diesen Plan wiederholt Winter Platää 1909. Ergänzend tritt für den südöstlichen Teil hinzu Kaupert Karte von Attika 1 : 100 000 (1900). Die Carte de la Grèee ist in allen Einzelheiten ungenau. Grundy hat in den genannten Werken alle topographischen Fragen eingehend erörtert und im wesentlichen geklärt. Falsch ist nur, was er über den Verlauf des Weges von Plataiai nach Athen sagt [von Winter 12. 16 übernommen], wogegen schon Frazer Paus. [1172] V 3, 1 vorsichtige Einwendungen gemacht hatte. [S. zum folgenden die beistehende Karte.] Grundy läßt diesen Weg in die Schlucht einbiegen, die der Weg von Theben nach Megara benutzt, weiter über Vilia nach Eleutherai verlaufen und dort in die Straße Theben-Athen einmünden (Persian War 446. 456 Anm.). Die Höhe dieses Passes beträgt 825 m (Kaupert), also 200 m mehr als die des Passes von Dryos Kephalai (s. u.), und der Aufstieg ist entsprechend steiler. Die antiken Wagengeleise biegen auch nicht in diese Schlucht ein, wie Grundy behauptet; und in ihrer Fortsetzung zieht sich der Weg deutlich erkennbar am Nordabhang des Gebirges hinauf und biegt hoch über der modernen Chaussee in den Paß von Dryos Kephalai ein, den die Straße Theben-Athen benutzt. Er trifft diese etwas südlich von ihrem höchstem Punkt (Zikos Καθορισμὸς τῶν θέσεων τῆς ἐν Πλαταιαῖς μάχης. 1905, 19). Dieser Weg ist noch im 19. Jhdt. benutzt worden: Dodwell Tour I 282. Ross Wanderungen I 16. Er ist von Thuk. III 24, 1 bezeugt (τὴν πρὸς Κιθαιρῶνα καὶ Δρυὸς Κεφαλὰς τὴν ἐπ’ Ἀθηνῶν φέρουσαν) und wird bei Herod. IX 39 wie bei Paus. IX 2, 1. 3 (Heberdey Reisen des Pausanias 100) unzweifelhaft vorausgesetzt. Einer Ergänzung bedürfen seine Angaben über den Verlauf der Straße Athen-Theben an dem steilen Nordabfall des Gebirges zwischen dem Austritt aus dem Paß und der Ebene. Es sind hier nacheinander vier Wege angelegt worden. Die antike Fahrstraße benutzte den Grat, der sich vom höchsten Punkt des Passes (612 m bei Kaupert) gerade nach Norden hinabsenkt; ich habe auf seiner östlichen Seite die in den Felsen eingeschnittenen Geleise auf weite Strecken verfolgen können. In der Schlucht westlich von diesem Grat verläuft ein mit großen Steinen gepflasterter Weg (Schönwälder Erinnerungen an Griechenland. 1838, 86). Ross (Wanderungen II 142) hielt ihn für den natürlichen Weg seit dem frühesten Altertum. Tatsächlich ist er 1666 auf Ahmed Köprilis Befehl angelegt worden (Wheler A Journey into Greece 474. v. Hammer Gesch. des osman. Reiches III 617). Wieder an dem westlichen Rande dieser Schlucht steigt der alte Fahrweg von 1844 hinab (Ross), während die moderne Chaussee (etwa seit 1890), in weitem Bogen nach Westen ausholend, durch das große Dorf Kriekúkion geführt ist. Die drei östlichen Wege erreichen die Ebene (Höhenkurve 270) in der Nähe eines antiken Brunnens (s. u.) in der Thesis Rondosklávi (Rodoslávi).

Der erste, der die Lage von Erythrai und H. zu bestimmen versuchte, war Leake. Antike Reste bemerkte er nur bei dem genannten Brunnen (NG II 327; man muß beachten, daß zu seiner Zeit nur der türkische Weg vorhanden war), und viel weiter östlich, bei Katsúla (328f.). Er setzte also H. an die westliche Stelle und Erythrai an die östliche; ebenso Bursian Geogr.1 248. Hauvette Nouv. Arch. des miss. scient. II 1892, 369; vgl. Philippson o. Bd. VI S. 590, 53ff. Die von Leake erwähnten Anhaltspunkte für eine antike Siedlung bei Katsúla sind sehr schwach. Die Schwierigkeiten, in die sich die Griechen 479 v. Chr. (Herod. IX 19) [1173] begeben hätten durch eine Aufstellung bei Katsúla, hatte schon Hauvette hervorgehoben. Erst Grundy hat den zwingenden Schluß gezogen, daß eben deshalb Erythrai nicht dort gelegen haben könne (Persian War 460 (6); vgl. Winter 17ff.), sondern näher dem Ausgang des Passes zu suchen sei, also an der Stelle, die Leake für H. in Anspruch genommen hatte (Grundy 458ff.). Für eine antike Siedlung an dieser Stelle spricht erstens der erwähnte Brunnen (Pigádi Peristéri), der unten in den Felsen hineingearbeitet und oben mit großen Quadern ausgesetzt ist. In seiner Nähe lag ein großer Haufen loser Steine [Leake NG II 327. Grundy 458 (3)], aus welchem die Weihungen an Demeter IG VII 1670. 1671 stammen. Ferner sind östlich davon auf dem Kalkberg (Punkt 430 bei Kaupert; Bild bei Grundy gegenüber S. 460, Punkt 1) deutliche Reste einer kleinen Festung festgestellt (Grundy. Zikos 22. Hunt Amer. Journ. Arch. VI 1890, 472, 39). Daß es sich um eine antike Stadt handelt, die lange bestanden hat, beweisen Scherben, die sich unmittelbar unter dem Rand der Kuppe in einer Raubgrabung aufgesammelt habe; davon sind 2 mykenisch, 2 protokorinthisch, 2 rotfigurig, 15 ganz verriebene vielleicht hellenistisch; alle haben alten Bruch. [Nach freundlicher Auskunft von Weicker.] Der Befund spricht dafür. daß die Siedlung auf dem Kalkberg gelegen hat und nicht auf der anbaufähigen Fläche am Brunnen. Daß die Lage den Angaben über Erythrai vollkommen entspricht, hat Grundy gezeigt. Westlich von Erythrai springt wie eine Bastion ein breiter Rücken in die Ebene vor, der in Wirklichkeit viel auffälliger hervortritt, als es die Karten erkennen lassen (Hauvette 363). Zusammen mit einem der Zuflüsse des Asopos könnte er sehr wohl die westliche Grenze von Erythrai gebildet haben. Westlich davon muß H. gelegen haben, also in der Gegend des weitzerstreuten Dorfes Kriekúkion. Der Rücken, auf dem das Dorf steht, ist notorisch wasserarm (Hauvette 370. Grundy 466 oben gegen Grundy 464. Frazer V 4). In dem Dorfe selbst sind nie antike Reste zu Tage gekommen. Grundy (464f.) zieht eine kleine Erhöhung mit annähernd kreisförmiger Befestigung um [1174] die Spitze in Betracht, die dicht neben der Biegung der Chaussee südlich von Kriekúkion liegt. Antike Reste sind nicht nachgewiesen. Den antiken Angaben über die Lage von H. würde die Stelle vollkommen entsprechen. Die Entfernung bis Erythrai beträgt etwa 2 km. Der Weg von Eleutherai nach Plataiai zieht in geringer Entfernung höher am Berghang hinauf vorbei.

Erst bei dieser Ansetzung wird die Rolle ganz verständlich1, die H. in der Geschichte gespielt hat. Beim Anschluß von Plataiai an Athen 519 v. Chr. (Herod. VI 108. Thuk. III 68, 5. E. Meyer GdA II 780. Theopomp. Hellen. 98. Beloch Griech. Gesch. I 1, 391, 2) nehmen die Athener auch H. in Anspruch, obwohl es sich, nach dem Bericht Herodots zu schließen, gegen den Eintritt in den böotischen Bund nicht gesträubt hatte. Die Böoter besetzen es wieder, als die Peloponnesier in Eleusis einfielen, 506 v. Chr. (Herod. V 74. v. Wilamowitz Arist. u. Ath. II 77, 2. Busolt Griech. Gesch. II² 442), haben es aber ohne Zweifel nach dem unglücklichen Ausgang des Krieges wieder aufgeben müssen (E. Meyer II 800). Die Besitzverhältnisse blieben unverändert bis zum Ausbruch des Peloponnesischen Krieges. Es ist keine Gegeninstanz, wenn es Thuk. II 18, 2 von Oinoe heißt οὖσα ἐν μεθορίοις τῆς Ἀττικῆς καὶ Βοιωτίας. Östlich vom Paß von Dryos Kephalai muß der schmale Kamm des Gebirges die Grenze getragen haben. Die südlich davon liegenden attischen Ortschaften grenzen also auf dieser Strecke immer direkt an Boiotien [gegen v. Wilamowitz Athen. Mitt. XXXIII 143. E. Meyer Theop. Hell. 99], und zwar an Erythrai und Skolos (Darimári). Und von Oinoe gilt das noch in einem ganz besonderen Sinne, einerlei, wie die territorialen Verhältnisse am Paß von Eleutherai lagen. Es stand mit Skolos durch den Portäspaß in direkter Verbindung (Leake NG II 369ff. Milchhoefer s. o. Bd. II S. 2191, 44. Busolt Griechische Geschichte III 927). Erythrai gehörte immer zu Theben (Herod. IX 19. Hellen. Oxyr. XI 3. XII 3). Auf H. konnten die Athener nicht verzichten, solange das Bündnis mit Plataiai bestand, weil der nächste Weg dorthin durch das Gebiet von H. führte. Was die rechtliche Stellung von H. nach [1175] 519 v. Chr. betrifft, so ward es jedenfalls nicht mit Plataiai vereinigt (Herod. VI 108. IX 15. 25); es bildete eine selbständige mit Athen verbündete Gemeinde (v. Wilamowitz Athen. Mitt. XXXIII 142). Wenn Herod. V 74 H. und Oinoe als δήμους τοὺς ἐσχάτους τῆς Ἀττικῆς bezeichnet, so gebraucht er δῆμος nur im örtlichen Sinne wie III 55 von Pitana. Als Kome hat H. noch lange bestanden; 373 anläßlich der zweiten Zerstörung von Plataiai wird es genannt bei Paus. IX 1, 6; Paus. IX 2,1 erwähnt in den Ruinen einen halbvollendeten Tempel des Apollon und einen Schöpfbrunnen, dessen Wasser einst mantischen Zwecken gedient haben sollte. Das Gebiet gehörte damals zu Plataiai. Nach Eurip. frg. 180 N.² [bei Steph. Byz. s. Ὑρία. Harpokr. s. Ὑσίαι] war H. der Geburtsort des Antiope, also auch der Wohnsitz von Lykeus und Nykteus, während Hesiod. frg. 132 (153) statt dessen Hyria (s. d.) angab. Ein Versuch, zwischen beiden Versionen zu vermitteln, ist es, wenn H. als Kolonie von Hyria und Nykteus als ihr Ktistes bezeichnet wird (Apollod. bei Strab. IX 404. Steph. Byz. s. Ὑσία; vgl. Wernicke o. Bd. I S. 2495, 60).

[Bölte. ]

Nachträge und Berichtigungen

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Band R (1980) S. 129
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[Abschnitt korrekturlesen]

Hysiai

1) IX 1171, s. [a]).

[a]) (K) Boiot. Ort. IX 1171.