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RE:Hydraletes

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Wassermühle
Band IX,1 (1914) S. 5354
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Hydraletes (ὑδραλέτης, von ὕδωρ das Wasser und ἀλέω ich mahle), die Wassermühle. Beckmann Beitr. zur Gesch. der Erfindgn. II 12. Mongez Mém. de l'Institut royale de Fr. III 446. Blümner Technol. und Terminol. der Gewerbe und Künste2 I 46.

Das Wort ὑδραλέτης, eigentlich Wassermüller, bezeichnet wie ἀλέτης (Xen. anab. I 5, 5) auch die Wassermühle, Strab. XII 556. Vitr. X 5, 2 (hydraulae Hss.). In den Glossen wird es für den Wassermüller gebraucht, Corp. Gl. II 462, 7. III 371, 14. 505, 33. Andere Bezeichnungen der Wassermühle sind: ὑδραλέσια Corp. Gl. III 306, 53. 358, 9. 505, 31: ὑδρόμυλοι Hes. s. v. Cedr. 295 (S. 516 Bonn.). Achmet Onirocr. c. 195; ὑδρομύλη, ὐδρόμυλον u. a. Corp. Gl. II 462, 17. 521, 19; molae aquariae Pallad. r. r. I 41 (42); aquae mola Cassiod. var. III 31, 2; aquae molinae Corp. Gloss. II 462, 17; vgl. III 306, 53. II 521, 19. Der Müller aquae molus II 462, 7; auch bloß molinarius III 371, 41. 505, 33. CIL III 5886;[1] molend[in]arius VI 1711. Blümner 37, 6.

Eine Beschreibung der Wassermühle findet sich bei Vitruv X 5, 2: Ein großes senkrechtes Schaufelrad, das von der Strömung eines Flusses getrieben wird (percutiuntur ab impetu fluminis X 5, 1), also als unterschlächtig zu denken ist, bewegt ein an derselben Achse befestigtes Zahnrad von mäßigem Umfange. Dieses kleinere senkrechte Zahnrad greift in ein größeres wagerechtes Zahnrad ein, das seinerseits den oberen Mühlstein, den Läufer, bewegt. Der Größenunterschied der beiden Zahnräder verlangsamt die Bewegung. Eine darüber angebrachte trichterförmige Vorrichtung führt den Mahlsteinen das aufgeschüttete Getreide zu. In den Schlußworten des Vitruv et eadem versatione subigitur farina ist der Ausdruck subigere wohl nicht in der technischen Bedeutung vom Kneten des Teiges zu verstehen (so Blümner 48), – von Teigknetmaschinen ist sonst nichts bekannt –, sondern in der Grundbedeutung: Das Mehl wird ,unten weggetrieben‘, also wahrscheinlich durch regelmäßiges Schütteln des Mehlkastens, der durch dieselbe Drehung der Zahnräder (eadem versatione) hin und herbewegt wird. Demnach hätte man sich das Räderwerk der Wassermühle (molarum circinatio Vitruv) doch etwas kunstvoller vorzustellen. Nur ist Vitruv auf die Einrichtung der Mühle selbst nicht näher eingegangen, weil es ihm an dieser Stelle lediglich darauf ankam, die Benutzung der Wasserkraft zu lehren.

Der älteste Beleg steht bei Strabon XII 556, der berichtet, man habe in Kabeiroi, einem Gebirge in Phrygien, wo ein Schloß des Mithradates lag, eine Wassermühle sehen können. Daß es zur Zeit des Augustus in Italien Wassermühlen [54] gegeben hat, beweist außer der angeführten Beschreibung des Vitruv ein Epigramm des Antipater von Thessalonich, eines Dichterlings aus der Zeit um Christi Geburt, der den Mägden, die sich bisher mit der Mühle abgemüht haben, den Rat gibt, nunmehr in den Morgen hinein zu schlafen, da die Nymphen jetzt ihre schwere Arbeit verrichten. Zweifelhaft bleibt, ob schon Lucret. V 516 mit den Worten ut fluvios versare rotas atque haustra videmus mit dem Worte rotas eine Wassermühle oder nur das Räderwerk eines Wasserschöpfers meint. Über eine zweifelhafte Stelle bei Plin. XVIII 97 vgl. Blümner 46, 8.

Ob die Wassermühle schon früher erfunden worden ist, wissen wir nicht. Doch kann das an dem trümmerhaften Zustande unserer Überlieferung liegen. Möglicherweise hat bereits in hellenistischer Zeit die alexandrinische Mechanik, die so erstaunliche Leistungen aufzuweisen hat, auch diese Maschine geschaffen. Zum mindesten ist der bei der Wassermühle angewendete Gedanke, durch ein System von Zahnrädern eine gegebene Kraft an eine andere Stelle zu übertragen, von den Technikern Philon und Heron im Anschluß an Archimedes vielfach erörtert und bei der Hebewinde (Barulkos), dem Wegemesser (Hodometer) und ähnlichen Vorrichtungen praktisch ausgeführt worden. In einem späteren Zusatz zu Heron Dioptra S. 312, 23 Schmidt wird gleichfalls ein Flügelrad beschrieben, das durch Wasserdruck bewegt wird und einige Zahnräder in Bewegung setzt. Tittel o. Bd. VIII S. 1026. 1034. 1037.

Im 4. Jhdt. rät Palladius r. r. I 41, die Abwässer der Bäder auf die Mühlen zu leiten; doch setzt er hinzu si aquae copia est. Zweifellos waren in dem wasserarmen Süden, dessen Flüsse zum Teil in der heißen Jahreszeit versiegen, der Verbreitung der Wassermühlen zu allen Zeiten enge Grenzen gesetzt. Im 4. und 5. Jhdt. waren die Wassermühlen in Rom an den Wasserleitungen angelegt, und zwar werden diese bei der verhältnismäßig geringen Wassermenge vermutlich durch oberschlächtige Räder angetrieben worden sein. Doch liegt kein ausdrückliches Zeugnis für diese Bauart vor. Da das Leitungswasser von vielen Handwerkern zu mancherlei Gebrauch benützt wurde, so erhielten die Wassermüller, die meist zugleich Bäcker waren, das Vorrecht, bei der Verteilung des Wassers den anderen Gewerbetreibenden voranzugehen, Cod. Theod. XIV 15, 4. Cassiod. var. III 31, 2. Eine große Anzahl von Mühlen lag am Mons Ianiculus, wo sie von dem Wasser getrieben wurden, das vom Lacus Sabatinus (Lago di Bracciano) herangeleitet wurde. Prud. c. Symm. II 949. CIL VI 1711.[2] Regionenverz. Reg. XIV. Anonym. Einsiedl. c. 6.

[Tittel. ]

Anmerkungen (Wikisource)

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  1. Corpus Inscriptionum Latinarum III, 5886.
  2. Corpus Inscriptionum Latinarum VI, 1711.