Hagarenoi oder, wie die besser beglaubigte Lesart lautet, Ἀγαρηνοί, Volk in Arabien, erwähnt von Arabius Anth. Plan. 39, 3 und Moschop. sched. 144, angeblich Abkömmlinge der aus dem alten Testamente (I. Mos. 16, 1. 25, 12) wohl bekannten Hagar, der ägyptischen Magd der Sara und der Mutter des Ismael (ähnlich wie die Ismaeliten, die nordarabischen Stämme, als Eingewanderte im Gegensatze zu den rein arabischen Stämmen auf Ismael, den Sohn des Völkervaters Abraham, als Stammvater zurückgeführt werden, die südlichen Stämme, die Ioktaniden, auf Ioktan, den Sohn Ebers). Jedenfalls sind die H. identisch mit den Hagriim der Bibel (I. Chron. 5, 10. 19f. Psalm 83, 7), mit welchen die Stämme jenseits des Jordan Krieg führten, und mit den
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im nördlichen (wüsten) Arabien in der Nachbarschaft der Nabatäer und Chaulotäer an der Karawanenstraße von Ägypten nach Babylon wohnenden Ἀγραῖοι bei Strab. XVI 767 (nach Eratosthenes). Ptolem. V 19, 2. Steph. Byz. (vgl. Agraioi Nr. 2) oder Ἀγρέες, wie sie Dionys. perieg. 956 mit Rücksicht auf sein Metrum nennt. Seit der Zeit des Islam weist auf sie der arabische Name Hağar (,Dorf‘; ,Stadt‘, auch ,Bezirk‘), mit welchem sowohl die Hauptstadt der Küstenlandschaft Baḥrain am Persischen Meerbusen in der jetzigen Provinz el-Ahsā, um Gerrha (s. Gerrha Nr. 2), als die ,Stadt‘ κατ' ἐξοχήν als auch nach ihr die ganze Landschaft bezeichnet wurde. Noch heute führen ihren Namen die Beni Hağar an der Westküste des Persischen Meerbusens, nordwestlich von el-Ḳaṭīf, 27° nördl. Breite. Mit dem in der geographischen Literatur der Araber erwähnten Stamme der Ḥağğār, einem Zweige der Ὁḏrā (Asra), der eben für jene Gegend bezeugt ist, in welcher Eratosthenes und Ptolemaios die Ἀγραῖοι wohnen ließen, sind die H. wohl nicht zusammenzustellen (unentschieden Sprenger Die alte Geographie Arabiens 1875, 288), sicherlich nicht mit den von Plin. n. h. VI 154. 159. 161 erwähnten Agraei, einem südarabischen Stamme (s. Agraioi Nr. 3) und mit der von Plin. VI 156 genannten Stadt Hagra (s. Agra und Egra Nr. 1 u. 2; die Zusammenstellung der Ἀγρέες mit Egra, dem heutigen el-Ḥiğr, ist von manchen versucht worden). Dagegen darf man die Hagriten noch immer in den aramäischen Ḫagarānu der assyrischen Inschriften, so der Inschr. 1 Sanh. 45 (Keilinschriftl. Bibliothek II 84) erblicken; der von Delitzsch (Wo lag das Paradies? 1881, 238f.) dagegen erhobene Widerspruch, dem sich mehrere Semitisten anschließen, erscheint nicht hinreichend begründet; gegen Delitzsch sprach sich auch Glaser aus (Skizze der Geschichte u. Geographie Arabiens 1890 II 12f. 407f.), wenn auch nicht mit durchweg überzeugenden Gründen, wie denn namentlich seine Heranziehung der von Plinius (n. h. VI 120) genannten Stadt Agranis am Euphrat berechtigten Zweifeln unterliegt. Annehmbar ist auch die Identifikation der Chaulotäer, welche nach Eratosthenes Nachbarn der Agraioi waren, mit den Ḫalatu. welche gleichfalls in der zitierten Inschrift Sanheribs genannt werden. Im Mittelalter bedeutete der Name H. soviel als Saraceni.