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Grabovius, umbrischer, in den Iguvinischen Tafeln vorkommender Beiname mehrerer Götter, des Iuppiter (Taf. I a 2. VI a 22), Mars (I a 11. VI b 1), Vufiune oder Vofione (I a 20. VI b 19). Die ältere Form ist Krapuvi (Taf. I a 2); Zusammenstellung der verschiedenen Formen bei Fabretti C. I. Ital. 279/80. Aufrecht-Kirchhoff Umbr. Sprachdenkm. II 407. Buecheler Umbrica 208. Bréal Les tables Eugubines 377. Planta Gramm. der umbr.-osk. Dialekte II 737. Die Bedeutung und Etymologie des Namens ist ganz unsicher. Lassen (Beiträge zur Deutung der eugubin. Tafeln 17) betont, daß die drei Götter, die den Beinamen G. führen, die einzigen seien, denen Rinder geopfert werden, und glaubt, daß in dem zweiten Teile des Wortes bos enthalten sei. Die erste Silbe leitet er von der Wurzel gra (vgl. gramen) ab, G. ist daher nach seiner Auflassung der Gott, der die Wiesen grünen läßt und die Rinder nährt. Pott (Etymolog. Forschungen II 2, 1012) erklärt G. als ,einem gravis (etwa almus) Iovis entstammend‘. Grotefend (Rudimenta linguae Umbricae III 23) erklärt G. als κραταιός, Grassmann (Ztschr. für vgl. Sprachf. XVI 192) leitet es von der Wurzel krap. griech. κραιπνός, καρπάλιμος, altslav. krēpŭkŭ stark, ab. Aufrecht-Kirchhoff (a. a. O. II 130) leiten G. von einem vorauszusetzenden Namen Grabus her, entsprechend dem von Fisus abgeleiteten Götternamen Fisovius.Bréal (a. a. O. 66) bringt Grabus mit dem lateinischen Beinamen des Mars, Gradivus, in Verbindung, den er aus der in grandis, grandire, einem vom Wachstum der Pflanzen gebrauchtem Worte, vorliegenden Wurzel ableitet; Grabus entspricht nach Bréal einem vorauszusetzenden lat. grâdus = Wachstum, Grabovius ist demnach ein Gott, der die
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Entwicklung in der Natur beschützt. Keller (Lat. Volksetymologie 36) hält ebenfalls G. für identisch mit Gradivus, er nimmt an, daß bei letzterem volksetymologische Umwandlung des umbrischen Wortes mit absichtlicher Anlehnung an gradior eingetreten sei. Vgl. noch Planta a. a. O. II 415. 469. Bréal a. a. O. 64ff. Drexler in Roschers Myth. Lex. I 1278. Preller-Jordan Röm. Myth. I 348, 2.