5) Kappadoker von Abstammung, wahrscheinlich Sproß einer Dynastenfamilie. Er ermordete den König Ariarathes VI. Epiphanes (s. Ariarathes) von Kappadokien, Iustin. XXXVIII 1, 1; das Ereignis muß in das J. 111 v. Chr. fallen, wie Th. Reinach nachwies (Mithradates Eupator 82, 1), wogegen A. v. Gutschmid es in das J. 103 setzte (Kl. Schriften III 468, etwas anders ebd. III 566). Ob G. wirklich, wie bei Iustinus behauptet wird, im Auftrag Mithradats handelte oder auf eigene Faust, um sich der Herrschaft zu bemächtigen, ist unsicher; er mußte das Land verlassen und flüchtete sich zu Mithradates (Iustin. XXXVIII 1, 1. 6), der ihn in seinen Schutz nahm und von jetzt ab als geschicktes Werkzeug für seine auf den Gewinn Kappadokiens gerichteten Pläne gebrauchte. Im J. 100 oder 99 verlangte Mithradates von König Ariarathes VII., den er kurz vorher gegen Bithyniens Aspirationen restituiert hatte, die Rückberufung des G. und nahm die abschlägige Antwort als Anlaß zum Krieg, der durch die meuchlerische Ermordung des Kappadokerfürsten rasch entschieden wurde. Mithradates setzte einen seiner Söhne, der im Alter von acht Jahren stand, unter dem Namen Ariarathes (IX. Eusebes Philopator) als König ein und gab ihm G. als Vormund und Leiter an die Seite, Iustin. XXXVIII 1, 5ff. Dieses Regiment dauerte einige Jahre, bis ein Aufstand in Kappadokien ausbrach, der jedoch von Mithradates niedergeschlagen wurde; da aber darauf Nikomedes II. von Bithynien einen Kandidaten für den Thron Kappadokiens aufstellte und Roms Unterstützung dafür zu gewinnen trachtete, ward G. von Mithradates nach Rom gesandt, um das auf eine angebliche Abstammung von der einheimischen Dynastie begründete Anrecht des Ariarathes IX. zu verfechten. Allein auf Befehl des Senats mußte Mithradates Kappadokien herausgeben (Iustin. XXXVIII 2). Die Landschaft wurde für frei erklärt; die Bewohner waren aber damit nicht einverstanden und erbaten die Einsetzung eines Königs (Iustin. c. 2, 8 und bes. Strab. XII 2, 11); eine Partei hatte dafür G. ins Auge gefaßt (Iustin. XXXVIII 5, 9), den natürlich die Römer nicht akzeptierten, vielmehr wurde auf ihren Druck hin ein einheimischer Adliger als Ariobarzanes (I., er nannte sich ,Philoromaios‘) zum König gewählt (95 v. Chr., vgl. über das Jahr Th. Reinach a. O. 93, 1 und über den Fürsten derselbe Trois royaumes de l’Asie mineure 59ff. und Niese o. Bd. II S. 833ff.). Doch ließ sich Mithradates durch diesen Mißerfolg nicht von seinen Absichten abbringen und suchte jetzt den gerade auf den Thron Armeniens gelangten Tigranes dafür zu gewinnen; das Bündnis mit ihm wurde durch G. zustande gebracht (Iustin. XXXVIII 3, 2). Tigranes brach im J. 93 in Kappadokien ein, Ariobarzanes flüchtete and G. wurde als Regent eingesetzt;
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dieser rasche Erfolg ward aber durch das Eingreifen Sullas zunichte, der von Kilikien aus in Kappadokien einrückte, G. schlug und Ariobarzanes zurückführte (Iustin. XXXVIII 3. Plut. Sulla 5. Appian. Mithr. 57). Mit dem endgültigen Scheitern von Mithradates Absichten auf Kappadokien tritt G. zurück, wenn ihn auch der König weiter in seinen Diensten behielt. In dem Feldzug Murenas 83/2 wurde G. vorausgeschickt und erfüllte die Aufgabe, Murena so lange aufzuhalten, bis Mithradates mit dem Hauptheere eintraf, worauf Murena geschlagen ward (Appian. Mithr. 65).
Literatur: in erster Linie Th. Reinachs Mithradates Eupator (übers. von Götz) und, für die Chronologie der kappadokischen Herrscher, dessen Trois royaumes de l’Asie mineure (Paris 1883); dann A. v. Gutschmid Kl. Schriften III 468ff. Mommsen Röm. Gesch. II⁵ 279ff. 338. Ed. Meyer Gesch. d. Königreichs Pontos 98ff. und in Ersch und Grubers Encycl. S. 2 T. 32, 387ff. A. Holm Griech. Gesch. IV 682ff.