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RE:Gitiadas

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Architekt, Dichter und Erzgießer aus Sparta, 6. Jh. v. Chr.
Band VII,1 (1910) S. 13711372
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Gitiadas, spartanischer Architekt, Erzgießer und Dichter, nur bei Pausanias erwähnt. Er erbaute den Tempel der Athene Chalkioikos auf der Akropolis von Sparta und verfertigte das Kultbild der Göttin, sowie die aus Erz getriebenen Reliefs, mit denen die Wände des Tempels geschmückt waren, und auf denen u. a. Herakles-Taten, der Raub der Leukippiden, Hephaistos die Hera lösend, Perseus und die Nymphen, die Geburt der Athene dargestellt waren (Paus. III 17, 2 mit den Kommentaren von Blümner-Hitzig und Frazer). Daß sich die Reliefs auf dem Gewand der Göttin befunden hätten, hat Koner Ztschr. f. Münzkunde 1845, 2ff. mit Unrecht angenommen. Vgl. noch Suid. s. χαλκίοικος u. Liv. XXXV 36. Das Kultbild ist auf spartanischen Münzen dargestellt (Imhoof-Gardner Numism. comm. of Paus. pl. N 13, danach bei Blümner-Hitzig II Taf. III 11). Außerdem verfertigte er zwei Dreifüße für Amyklai, neben denen ein dritter von der Hand des Aigineten Kallon stand (Paus. III 18, 7. IV 14, 2). Bei denen des G. bildeten Statuen der Aphrodite und der Artemis, bei dem des Kallon eine Statue der Kore die Mittelstütze. Die Angabe des Pausanias, daß diese Dreifüße der Zehnte der Beute aus dem ersten messenischen Kriege sei, verträgt sich nicht mit der Lebenszeit des Kallon, die jetzt durch dessen im Perserschutt gefundene Künstlerinschrift auf das Ende des 6. Jhdts. fixiert ist. Ferner haben die Ausgrabungen der Engländer auf der Akropolis von Sparta gelehrt, daß die Erbauung des Tempels der Chalkioikos durch G. in die Mitte des 6. Jhdts. fällt (Dickins Ann. of the Brit. School XIII 1906–1907, 137ff.). Damit wird der früher beliebte Versuch, die chronologische Schwierigkeit durch die Annahme zu lösen, daß Pausanias den ersten messenischen Krieg mit dem dritten verwechselt habe, hinfällig; aber auch an den zweiten messenischen Krieg wird man schwerlich denken dürfen. Vielmehr ist die Verknüpfung des Weihgeschenks mit dem ersten messenischen Krieg offenbar eine rein willkürliche, wie bereits Overbeck Plastik I4 148 geurteilt hat. Die Weihinschrift bezeichnete die Dreifüße wohl einfach als δεκάτη, ohne die Feinde, von denen die Beute gewonnen war, anzugeben; die Romantik der spätern Zeit verknüpfte sie mit dem sagenumsponnenen ersten messenischen Krieg, während sie in Wahrheit der Mitte der zweiten Hälfte des 6. Jhdts. angehören müssen, in welcher Periode z. B. der Sieg über die Argiver und die Eroberung der Thyreatis einen passenden Anlaß für die Weihung abgeben würde. Durch die so gewonnene Datierung des G. wird auch Kleins Hypothese (Arch.-epigr. Mitt. aus Österreich IX 169, vgl. Furtwängler Meisterw. 719), daß er ein Schüler des Bathykles gewesen sei, hinfällig, da die oben Bd. III S. 136 ausgesprochene Vermutung, [1372] daß dieser der zweiten Hälfte oder dem Ende des 6. Jhdts. angehört habe, durch den von B. Schroeder Athen. Mitt. XXIX 1904, 33f. publizierten Rest des amykläischen Throns bestätigt wird. Danach war Bathykles im günstigsten Fall ein jüngerer Zeitgenosse des G. Von den Gedichten des G. erwähnt Pausanias einen Hymnos auf die Chalkioikos (Brunn Künstlergesch. I 71. Collignon Sculpt. I 228f. Murray Sculpt. I 93).