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Flaminia (Verwaltungsdistrikt). Die Augusteische VI. Region Umbrien wurde aus zwei ethnographisch gesonderten Gebieten gebildet, dem eigentlichen Umbrien und dem Senonengebiet, dem ager Gallicus, der vom Aesis nordwärts gegen Ariminum reichend die Ostabdachung des Appennin umfaßte (vgl. Mommsen Die ital. Regionen, Festschrift f. H. Kiepert 104. Nissen[2493]
Ital. Landesk. II 377). Diese geschichtlich und völkerkundlich begründete Zweiteilung kommt neuerdings bei der im 2. Jhdt. erfolgten Sprengelbildung für die kaiserlichen iuridici (über diese Mommsen a. a. O. 105; St.-R. II3 1084) zum Vorschein, indem iuridici per Flaminiam et Umbriam (CIL VI 1509.[1] III 6154.[2] XI 377[3] usw.; ein iuridicus Aemiliae et Flaminiae CIL VIII 5354[4] der älteste bekannte iuridicus aus der ersten Zeit des Marcus) bestellt wurden, die gewöhnlich auch in Picenum zur gleichen Zeit tätig waren (iuridicus per Flaminiam Umbriam Picenum CIL II 2674.[5] XI 376).[6] Die kaiserliche Domänenverwaltung hat diese Distriktseinteilung übernommen (procurator per Flaminiam Umbriam Picenum CIL VIII 822;[7] vgl. Hirschfeld Die kaiserl. Verwaltungsbeamten2 127f.). Der Sprengel heißt nach der großen Straße, die ihn durchzieht, F. (die Sprengelbildung der kaiserlichen Güter- und Alimentarverwaltung knüpft häufig an die Hauptstraßen an; vgl. CIL VIII 822[7]proc. priv. per Salariam Tiburtinam Valeriam). Bei der Provinzialisierung Italiens wurde nun Umbrien mit Tuscien vereinigt, während der Distrikt F., wahrscheinlich vom Po (Ravenna eingeschlossen) bis zum Aesis reichend, mit Picenum zu einer Provinz Flaminia et Picenum zusammengelegt ward (Laterc. Veron. X 3. 4; dazu vgl. Cantarelli Il vicariato di Roma, Bull. com. XXI 1893, 31. Mommsen Feldmesser II 208), an deren Spitze ein corrector Flaminiae et Piceni stand (CIL VI 1717.[8] XI 5381[9] usw.; vgl. Bull. com. a. a. O.). In der zweiten Hälfte des 4. Jhdts. erfolgte eine Teilung dieser großen Provinz zunächst in zwei: Flaminia et Picenum annonarium, (kurzweg auch F. genannt) und Picenum suburbicarium (Pol. Silv. I 7. 8. Not. dign. Occ. I 56. 58). Die Hauptstadt der unter einem Consularis stehenden, zum Italischen Vicariat gehörigen Provinz Flaminia et Picenum annonarium war fast immer Ravenna, Zosim. V 27 ἐν τῇ Ῥαβέννῃ (μητρόπολις δὲ Φλαμινίας). Geogr. Rav. IV 29 provincia Flaminia Ravennatis.Guido 66. Paul. Diac. II 19 dehinc undecima provinciarum est Flaminia quae inter Appenninas Alpes et mare Hadriaticum posita. In qua nobilissima urbium Ravenna. Für kurze Zeit ist die Stadt mit ihrem Gebiet am Ende des 4. Jhdts. aus der F. ausgeschieden und mit der Aemilia vereinigt worden. CIL VI 1715[10] (vom J. 399): Cronio Eusebio v. c. consulari Aemiliae addita praedictae provinciae contuitu vigilantiae et iustitiae eius etiam Ravennatium civitate quae antea Piceni caput provinciae videbatur. Vgl. neben der angeführten Literatur auch Marquardt Röm. St.-V. I² 224–239.