11) Rufius Festus (IG III 635. CIL XI 2997.[1] Dessau 2944 = CIL VI 537.[2] Überschr. und Unterschr. seines Breviarium im Cod. Escor.), Vulsinienser, doch in Rom wohnend, Heide (Dessau a. O.), Nachkomme des Philosophen C. Musonius Rufus, Sohn des Dichters Rufius Festus Avienus. Denn er nennt sich in seiner Inschrift bei Dessau a. O. Festus, Musoni suboles prolesque Avieni, unde tui latices traxerunt, Caesia, nomen. Dies kann wohl nur bedeuten, daß sein Vater durch irgend ein Gedicht, in dem er seinen heimatlichen Quell Caesia pries, diesen berühmt gemacht hatte, obgleich Marx es anders interpretiert (s. Bd. II S. 2387). Da ein Stein den Rufii Festus, Marcellinus und Proculus gemeinsam gesetzt wird, scheinen die beiden letzteren seine Brüder gewesen zu sein (CIL XI 2997). Seine Frau hieß Placida und hatte ihm mehrere Kinder geboren, von denen ein Sohn nach ihr den Namen Placidus führte (Dessau a. O.). Seine Ämterlaufbahn scheint er als Corrector Lucaniae et Brittiorum begonnen zu haben; denn in diesem Amt wird CIL X 212[3] ein Rullus Festus genannt, was für Rufius Festus verlesen sein dürfte. Die Überschrift seines Breviarium nennt ihn im Cod. Bamb. magister memoriae. In dieser Stellung könnte er im J. 372 der Nachfolger des vorhergehenden F. geworden sein, was gut zu der Abfassungszeit des Schriftchens passen würde. Denn am Schlusse wünscht er dem Kaiser Valens, dem es gewidmet ist, er möge mit den Persern zu einem ebenso ruhmvollen Frieden gelangen, wie vorher mit den Goten (ut ad hanc ingentem de Gothis etiam Babyloniae tibi palma pacis accedat). Und 372 stand der Perserkrieg auf seiner Höhe, nachdem 369 der Gotenkrieg beendet war. Denn daß das Büchlein nicht von dem christlichen Tridentiner, sondern von dem heidnischen Vulsinienser geschrieben ist, ergibt sich aus dem Schlusse, wo angedeutet wird, daß der Verfasser einen andern Glauben hatte als der Kaiser (maneat modo concessa dei nutu et ab amico, cui credis et creditus es, numine indulta felicitas). Später bekleidete er noch zwei Proconsulate (Dessau a. O.), das eine in Achaia (CIA III 635), das andere wahrscheinlich in Asien, da seine amtliche Wirksamkeit wenigstens in ihrem späteren und höheren Teil durchaus dem Reichsteil des Valens angehört, dem er auch sein Buch widmete. Dieses ist eine kurze Geschichte Roms nach Provinzen geordnet. Sie ist geschöpft aus einem Auszuge des Livius, einer kurzen Kaisergeschichte, die auch Eutrop benutzt hat, und Florus (R. Jacobi De Festi breviarii fontibus, Bonn 1894. A. Eussner Philol. XXXVII 154. C. Wagener Philol. Anz. VII 51. Eutropius ed. Droysen, Berlin 1899 p. XXV); ihn selbst hat Ammianus Marcellinus in seinen geographischen Exkursen benutzt (Mommsen Herm. XVI 605). Kritische Ausgaben von W. Förster, Wien 1894 und C. Wagener, Prag 1886. Außerdem hat er zahlreiche Gedichte verfaßt, von denen nur das Epigramm auf die Nortia inschriftlich erhalten ist (Dessau 2944). Pallu de Lessert Fastes des provinces Africaines II 144. Teuffel Gesch. d. röm. Lit. II5 1050.