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RE:Fasan

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Hünervogel mit schlechtem Flug, der sich im Staub badet, gemästet
Band VI,2 (1909) S. 20012002
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Fasan (φασιανός, phasianus; τατύρας Pamphilos bei Athen. IX 387 e. Hes. s. v. und τέταρος Ptolemaios II. in seinen ὐπομνήματα Athen. IX 387 e. XIV 654 c sind medische Lehnworte, vgl. Hehn Kulturpfl. u. Haust.5 355), unser Edel-F. (Phasianus colchicus), der ursprünglich in den Küstenländern des Kaspischen Meeres heimisch war und am Phasisflusse noch später in großen Scharen lebte (Agatharch. bei Athen. IX 387 c = FHG III 194). In der Zeit, als die Griechen ihren Handel bis an die Küstenstädte des Schwarzen Meeres ausdehnten, trat er zum erstenmal in ihren Gesichtskreis, und die spätere Sage, daß die Argonauten ihnen seine Bekanntschaft vermittelt hätten (Martial. XIII 72), ist ein deutlicher Rückschlag jener im Nordosten angeknüpften Handelsbeziehungen. Der erste griechische Schriftsteller, der ihn erwähnt, ist Aristophanes (Wolken 109; Vög. 68; Acharn. 726). Leogoras, der Vater des Andokides, hatte ihn in Athen eingeführt und sorgte durch seine F.-Zucht für das Luxusbedürfnis der vornehmen Athener. Die zoologischen Schriftsteller der Akademie und der Peripatetischen Schule (Speusippos, Aristoteles, Theophrast) kennen den Vogel; sie rechnen ihn zu den auf dem Boden lebenden Vögeln (Hühnervögeln), deren Flug schlecht ist und die sich im Staube baden (Athen. IX 387 b. Theophr. ebd.). Aristoteles berichtet weiter, daß er von Läusen arg heimgesucht werde (Arist. hist. an. V 140. Plin. n. h. XI 114) und daß er gefleckte Eier lege (Arist. hist. an. VI 5. Plin. n. h. X 144), eine Angabe, die der Wirklichkeit nicht entspricht (vgl. Brehms Tierleben, Vögel Bd. II 587), endlich, daß das Männchen sich von dem Weibchen durch seine Größe unterscheide (Athen. XIV 654 d). Richtig ist die Beobachtung des Plinius (n. h. XI 121. X 132), daß er anstatt einer Kopfhaube verlängerte Ohrfedern habe, die aufgerichtet zwei kleinen Hörnern gleichen. In Alexandreia war zur Zeit der ersten Ptolemaeer die Zahl der F. durch Zucht so sehr vermehrt worden, daß sie auf die Tafel kamen; allerdings galt ein F.-Braten damals noch für kostspielig (Ptolemaios II. bei Athen. a. a. O.). Bei der bekannten großen bakchischen Prozession wurden außer Papageien, Pfauen, Straußen, Perlhühnern auch F. in Vogelbauern einhergetragen (Kallixenos bei Athen. IX 387 d = FHG III 65). In der römischen Kaiserzeit gehört er zusammen mit dem Perlhuhn und dem Flamingo zu den Leckerbissen der reichen Römer (Col. VIII 8, 10. Petr. 93. Plin. n. h. XIX 52. Mart. XIII 45. III 77, 4. Luc. nav. 23 u. ö., vgl. Friedländer Sittengesch. III 33ff.). [2002] Bei der großen Beliebtheit, deren sich der Vogel zu erfreuen hatte, wurde die F.-Zucht bald ein Gegenstand landwirtschaftlicher Industrie (Martial. III 58, 16); auf vielen römischen Villen gab es F.-Parks mit eigenen Sklaven (phasianarii Dig. XXXII 1, 66), man verstand es, durch Mästen ihren Wert zu erhöhen. Die Prozedur beschreibt Palladius (de r. r. I 29. Geop. XIV 19, 1ff.) in folgender Weise: man sperrt den F. in einen Verschlag und gibt ihm 30 Tage lang kleine mit Öl angefeuchtete Nudeln aus Gersten- und Weizenmehl; um das Ersticken der Tiere zu verhüten, hat man darauf zu achten, daß die Nudeln nicht in die Luftröhre kommen. Was die Zucht anlangt, so empfiehlt Palladius, im Monat März bezw. April zwei Hennen mit einem Hahn zusammen einzusperren, die Eier von Haushühnern ausbrüten zu lassen und die Küchlein in den ersten 14 Tagen mit abgekochter, in Wein aufgeweichter Gerste zu füttern, hernach mit Weizen, Heuschrecken und Ameiseneiern. Im Edikte Diocletians wird der Preis eines gemästeten F.s (fasianus pastus) auf 250 Denare (ca. 61/4 Mark) festgesetzt, der einer gemästeten Henne auf ca. 5 Mark, während die nicht gemästete nur 21/2 Mark kostete (Mommsen Ber. sächs. Ges. d. Wiss. 1851, 12). Das Fleisch galt für nahrhaft und leicht verdaulich (Gal. VI 700. Orib. I 222. Sim. Seth s. v. 117 L.) und für schmackhafter als Hühnerfleisch; besonders wird das Bruststück gerühmt (Anthimus de observ. cib. 22), während vor den hinteren Partieen gewarnt wird. Außer dem Fleisch waren die Eier geschätzt; sie sollen den Hühnereiern an Güte nicht nachstehen (Gal. VI 706; anders Anthimus a. a. O. 38). Die Zahl der Eier, die eine Henne jährlich legt, steigt nach Palladius (a. a. O.) bis auf zwanzig. Auf der Tafel der römischen Kaiser spielte der F. eine wichtige Rolle. Die Lieblingsmahlzeit des Kaisers Hadrian, tetrafarmacon genannt (Hist. aug. Hadr. 21, vgl. Alex. Sever. 30; Ael. Ver. 5), bestand aus F., Saueuter, Schweineschinken und feinem Backwerk. Auf der Tafel des Alexander Severus erschien ein gebratener F. nur an hohen Festtagen (Hist. aug. Alex. Sever. 37), von Heliogabal (c. 32) heißt es, daß er F.-Braten gleichfalls geschätzt habe. Über bildliche Darstellungen vgl. Imhoof-Blumer und Keller Tier- und Pflanzenb. auf Gemm. u. Münzen Taf. XXI 23. Helbig Camp. Wandgemälde nr. 1693. Der Silber- und Gold-F. war den Alten unbekannt; er kam erst nach der Entdeckung des Seewegs nach Ostindien nach Europa; vgl. Hehn a. a. O. 356, anders O. Keller Tiere des klass. Altert. 255.