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RE:Eryx 2

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Eponymos der sikelischen Stadt Eryx
Band VI,1 (1907) S. 604606
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2) Eponymos des gleichnamigen sikelischen Bergs und der Elymerstadt E., schon dem Herodotos V 43 bekannt als unglücklicher Gegner des Herakles, der ihm die Ἔρυκος χώρα abgewann und somit den Herakliden Ansprüche auf diesen Teil Sikeliens verschaffte. Diese wurden später von Dorieus, dem Sohn des Spartanerkönigs Anaxandridas (s. d.), geltend gemacht (510 v. Chr.), aber so unglücklich, daß er mit seiner ganzen Apoikie von den Egestaeern vernichtet wurde: ein auch von Pausanias III 16, 4 und Diodoros IV 23 behandelter Gegensatz zwischen Herakles Leistungen und denen seiner Nachkommen. Das ist der erste nachweisliche Zusammenhang, in dem E. in der Heraklee erwähnt wird. Pausanias führt (a. O.) noch aus, E. habe bei dem Ringkampf den Besitz der γῆ Ἔρυκος (Ἐρυκίνη) aufs Spiel gesetzt, Herakles dagegen die Kühe aus der Herde des Geryoneus, die er, als sie (über die Straße von Messina) nach Sikelien hinübergeschwommen waren, dorthin verfolgte, um sie wieder zu holen (διανηξαμένας .. ἀνευρήσων, ἐπὶ Σικελίαν ἐπιδιέβη), die dazwischen stehenden Worte κατὰ τὸν ἔλεον τὸν κυφόν sind schwerlich auf das Ἡλίου δέπας zu deuten und mit ἀνευρήσων zu verbinden, wie Preller-Plew Griech. Myth. II³ 214, 3 annimmt; Meinekes Besserung ἔλαιον überzeugt auch nicht; das E.-Abenteuer läge auch nicht wie sonst nach dem Besuch in Iberien, Ligurien und Mittelitalien, sondern vor demselben). IV 36, 4 gibt Pausanias als wahrscheinlichen Anlaß zum Kampfe noch des E. brennende Begier nach dem Besitz der Kühe an und schiebt ihm die Herausforderung zum Ringkampfe zu. Und Diodor (a. O.) weiß noch, daß E. als Herausforderer die Niedrigkeit von Herakles Einsatz (die Geryoneus-Kühe) beanstandet habe, aber von Herakles [605] darauf aufmerksam gemacht worden sei, daß er beim Rücktritt seine Unsterblichkeit einbüße. Nach seinem Siege habe Herakles das gewonnene Land einstweilen den Eingeborenen überlassen, bis einst ein Nachkomme von ihm sein Eigentum einfordern werde. Die Verknüpfung des Ringkampfes mit den Geryoneusrindern scheint Timaios, dem eingeborenen Sikuler, verdankt zu werden. Pherekydes (frg. 33, 4, FHG I 80) kannte wohl Herakles Fahrt im Heliosbecher nach Erytheia im Westen; und Hellanikos (frg. 97 aus Dion. Hal. I 35, FHG I 58) erzählte wohl die Flucht einer δάμαλις (= vitulus-Ϝιταλός) aus der Herde nach Sikelien, um den Namen Italia griechisch zu erklären. Aber beide haben in ihren Fragmenten keine Spur des E-Abenteuers hinterlassen. Erst Timaios, der ja überhaupt heimische Sagen in die großen Mythenkreise zu verflechten liebte, hat frg. 10 (aus Diod. IV 21) Herakles Wanderung (aus Iberien) auf dem Landweg an Italiens Westküste südlich; frg. 11 (aus Diod. IV 22) seinen Übergang nach Sikelien, wobei die Kühe im Kahn schwimmen, er selbst (wie in der Sage vom kretischen Stier) sich an das Horn des schwimmenden Stiers hält (sollte das in den verderbten Worten bei Pausanias stecken ?); frg. 12 (auch FHG I 195) übereinstimmend mit Varro die hellanikische Genealogie von Italia. Vergil (Aen. V 411) verlegt den Kampfplatz an das Gestade am Eryx. Varro (Serv. z. d. St.) wusste, daß es ein 3 Acker grosses unfruchtbares Stück Land sei, es ist das Ἔρυκος πεδίον, Tzetz. Lyk. 1232 u. ö. Vergil nennt E. einen germanus (frater) des Aeneas (V 412), was die Scholien auf die gemeinsame Abkunft von derselben Mutter, also Aphrodite, deuten. Der Vatersname schwankt, Serv. Aen. I 570 gibt Butes und Neptunus nach verschiedener Überlieferung; letzteren Cass. Dio frg. IV 2, ersteren auch Hyg. fab. 260. Diod. IV 83, 1. Steph. Byz.: Βύτης (da Butes [s. d.] Argonaut ist, so gilt eigentlich von ihm, was das jüngere Scholion zu Verg. Aen. V 24 fälschlich von E. erzählt: E. sei ein Argonaut). Den Poseidon nannte als Vater das mythographisehe Handbuch, aus dem Apollodor (Bibl. II 5, 10, 9 § 110f. W.) und Tzetzes (Lyk. 1232) schöpften: beide ohne Erwähnung der Aphrodite, woraus hervorgebt, daß auch im servianischen Scholion die Verschweigung der Poseidongattin vielleicht bedeutsam ist, so nahe es liegt, auch hier Aphrodite, die Göttin von Eryx, anzunehmen. Elymerkönig heißt E. bei Apollodoros (bibl. a. O.). Tzetz. Lyk. 1232 u. a.; König eines Teils der Insel bei Diod. IV 83, sonst Sikanerfürst (Paus. VIII 24, 2: δυναστεύων, die Sikaner an Thukydides erinnernd; die Stelle stammt wohl aus Charax, s. u.). Nach Serv. Aen. I 570 und Diod. IV 83 baute er seiner Mutter Venus auf dem Berg einen Tempel; sein Grab gab dem Berg den Namen E. In dem Tempel der Mutter aber wurde deren Gatte Anchises begraben (Serv. a. O. = Hyg. fab. 260. Myth. Vat. I 53. 94. II 156). Vergil (Aen. V 401ff.) erzählt von dem Ungeheuern Caestuspaar, das E. reichlich mit Blut und Hirn erschlagener Gegner tränkte und nach seinem Tod von Herakles überlegener Hand auf Entellos (s. d.) vererbte. Damit ist auf eine Sage angespielt, die Tzetzes Lyk. 866 (zum Teil = 958) erwähnt: [606] E. sei ein Ringer, ein Fünfkämpfer gewesen, der die Fremdlinge erschlug; Tzetz. zu v. 958 im Cod. Vit. 1 u. Ciz.: Einmal kam er zur Zeit von Festspielen in eine (ungenannte) bedeutende Stadt (Sikeliens doch wohl) und forderte alle Festgenossen zum Ringkampf heraus mit Worten und schließlich auch Händen; aber niemand erklärte sich bereit. Da nahm er seine Verwandtschaft, verließ die Stadt, zerstörte sie und erschlug sämtliche Einwohner mit den Worten: ,als ihr herausgefordert wurdet (ἐρυόμενοι), kamt ihr nicht, deshalb mögt ihr jetzt getötet werden.’ Nun gründete man seiner Mutter den erykinischen Aphroditetempel. Diese Legende will offenbar den Namen E. aus ἐρύ–ειν etymologisieren. Die weitere Vulgata bei Apollod. bibl. II 5, 10, 9 § 110f. W. lautet: Herakles, der mitsamt den Kühen im Helios-δέπας nach Tartessos gefahren war und dem Helios seinen Becher zurückgegeben hatte, wanderte über Baetica, Ligurien und Tyrrhenien nach Süditalien. Bei Rhegion riß sich (ἀπορρήγνησι — Anspielung auf Ῥήγιον) der Stier von Herakles Geryoneusrinderherde los (also nicht eine δάμαλις wie bei Hellanikos; auch nicht sämtliche Kühe, wie bei Pausanias, sondern übereinstimmend mit Tzetz. Lyk. 1232 der ταῦρος, von diesem dem hellanikischen ἰταλός gleichgesetzt). E. nimmt den Stier in seine eigene Herde auf. Herakles verspricht dem Hephaistos zum Lohn für Ermittlung des Verbleibs den Besitz der Rinder; dieser findet sie. E. macht die Herausgabe abhängig von einem Sieg im Ringkampf, wird in drei aufeinanderfolgenden Kämpfen von Herakles besiegt und nunmehr getötet. Dieser verläßt mit den Rindern, ohne Hephaistos sein Wort zu halten, den Westen der Insel und kommt nach dem Osten (Tauromenion ? Timaios Vaterstadt), wo Hera die Rinder mit Tollheit trifft (bei Hellanikos fragt Herakles nicht den Hephaistos, sondern die lateinisch redenden Eingeborenen, die in ihren Antworten immer von vitulus-ἰταλός sprechen). Rhegion nennt in Verbindung mit der Flucht des Stiers noch Tzetzes chil. II 343. Charax (frg. 7 aus Hellenika IV, bei Steph. Byz. s. Φήγεια, zu ergänzen die Lücke im Hermolaos-Exzerpt aus Paus. VIII 24, 2, FHG III 638) erzählt noch, er sei Vater der Psophis gewesen (so auch Steph. Byz. s. v.). Als diese aber von Herakles geschwängert war, verstieß er sie aus dem Elternhause und ließ sie bei seinem Gastfreund Lykortas in Erymanthos (dem später nach König Phegeus Phegia, schließlich nach ihr selbst Psophis umgenannten arkadischen Orte) ihre Stunde erwarten. Dort gebar sie die Zwillinge Echephron und Promachos (der Sinn der Pausaniasstelle ist nicht zu bezweifeln, der Wortlaut im Eingang lückenhaft). Diese gründeten das Heiligtum der Aphrodite Erykine zu Psophis. Da zwischen Orchomenos und Mantineia ein Elymia liegt (Xen. hell. VI 5, 13), so leitet Dibbelt (Qu. Coae mythogr., Diss. Gryph. 1891, 81, 8) die Elymer mit E. dort her; vgl. Klausen Aeneas u. die Penaten 361ff. 479ff.