4) Ein mythischer Strom im fernen Westen, nahe den Enden der Welt. An ihm hausen in einer Höhle Nymphen, die Töchter des Zeus und der Themis, die dem nach den Äpfeln der Hesperiden ausziehenden Herakles den Weg zu Nereus weisen, Pherekydes frg. 33 (= Schol. Apoll. Rhod. IV 1396, vgl. Hyg. fab. 154). Apollod. II 114. Die Nymphen am E. auch Athen. XIII 568 F (Eubulos). Ovid. met. II 325. Helios, der noch ein Knabe ist, wird in den E. gestürzt, Diod. III 57, 5. Besonders aber ist der E. mit der Sage von der Entstehung des Bernsteins, von den
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Heliaden und von Phaethon (s. d.), die schon von Hesiod. (frg. 16 u. 209 K.) erzählt war, verbunden. Der Fluß hieß danach auch selbst Phaethon (Serv. Aen. VI 659), anderseits vielleicht der Heliossohn ursprünglich auch E. Schon frühe ist eine geographische Fixierung versucht worden. Herodot III 115 erwähnt die Ansicht, daß der E. sich in den nördlichen Okeanos ergieße, bestreitet aber seinerseits, wie Strab. V 215, die Existenz eines wirklichen Flusses E. Aischylos in den Heliaden (Plin. n. h. XXXVII 32. Schol. Od. XVII 208. Schol. Bern. a. O.) verlegte ihn nach Iberien und nannte ihn zugleich Rhodanos. Ovid dagegen (met. II 258. 323f. 369f.) läßt Po und Rhone versengt werden, bevor Phaethon in den E. stürzt. Als Nebenfluß der Rhone oder als Po, der mit Rhone in Verbindung stehe, wird er gefaßt von Euripides (Plin. a. O., vielleicht auch Hippol. 735f.). Apollod. IV 627f. Apollod. I 134. Schol. Dionys. perieg. 289. Mit der Rhone wird er identifiziert von Philostephanos frg. 33. Dionys. perieg. 289 und Schol. Schol. Arat. 359. Paus. I 4, 1. 19, 5. 30, 3. V 12, 7. 14, 3. Philostr. vit. soph. p. 8 Kayser. Schlechthin vom Lande der Kelten oder Galater sprechen Schol. Eur. Hipp. 736. Nonn. XXIII 91. XXXVIII 93. Ioann. Antioch. frg. 2, 9. Weitaus am häufigsten wird der E. mit dem Po identifiziert, Pherekydes (? s. o.) frg. 33 c. Arat. in Schol. German. 364. Polyb. II 16, 6. Satyros frg. 25. Skyl. 20. Skymn. 395. Diod. V 23, 3. Prop. I 12, 4. Strab. V 215. Plin. n. h. XXXVII 31. Verg. Georg. I 482. Lucan. II 408f. Plut. Mar. 24; Brut. 19. Sil. Ital. ö. Luc. de salt. 55; dial. mort. 12, 2; de electr. 1. Appian. Hann. 5; III. 8; bell. civ. I 86. 109. II 17. Aelian. de an. XIV 8. 29. Arist.] mirab. 81. Herodian. p. 179, 3 Lentz. Hyg. fab. 154. Serv. Aen. VI 659. X 189. Schol. Bern. Verg. Ecl. VI 62; Georg. I 482. IV 372. Der Rhone und dem Po entlang liefen die Handelswege, auf denen den Griechen der Bernstein zukam. Choirilos (frg. 14) verlegte den E. nach Germanien, Ion (frg. 62) nach Achaia, Ktesias (Serv. Georg. I 482) nach Indien. Als Ort, wo der E. entspringe, nannte man den Berg Heliu Kapte, das Keraunische Gebirge, die Grenzen der Germanen und Kelten, Schol. Dionys. perieg. 290. Wo sich Philoxenos und Nikander (Plin. XXXVII 31) den E. dachten, wissen wir nicht. In die weite Ferne, ins Land der Fabel, gehört er Batrachom. 20. Im E. oder vor seiner Mündung sollen die Ἀψυρτίδες oder Ἠλεκτρίδες (s. d.) genannten Inseln gelegen haben, Apoll. Rhod. IV 505 und Schol. Apollod. I 134. Steph. Byz. s. Ἠλεκτρίδες νῆσοι. Paus. VIII 25, 13. Skymn. 373f. Plin. XXXVII 32. In der Nähe wird ein heißer See erwähnt, dem sich kein lebendes Wesen nähern konnte, Tzetz. Lyk. 704. Nach der Verbrennung des Phaethon wurde E. als Sternbild des ,Flusses’ an den Himmel versetzt, Hesiod (??) frg. 16 u. 209 K. Arat. 360 und Schol. 355. Eratosth. cat. 37. Germ. Arat. 367f. Cic. Arat. 389. Hippocr. I 18. Mart. Cap. VII 838. Claudiam XXVIII 175f. Nonn. II 327. XXXVIII 429f. Andere sahen in dem Sternbild den verstirnten Okeanos (Hyg. astr. II 32), oder Nil (Eratosth. cat. 37. Schol. Arat. 359. Schol. Germ. 366). E. persönlich gedacht mehrfach bei römischen Dichtem: rex E. (Verg. Georg. I 482
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und Schol. Bern.), pater E. (Sil. It. IV 691. IX 188. XII 217. Claudian. XXVIII 148), sacer E. (Sil. It. XII 697). Er hat wie andere Flußgötter Stierhörner, Verg. Georg. IV 371. Späte Darstellung bei Bethe Aratillustr., Rh. Mus. XLVIII 107. Gruppe Griech. Myth. 386f. 393. 403. 564. 576. 745.