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RE:Episkepsis

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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ägyptische Landvermessung nach Nilüberschwemmungen
Band S VII (1940) S. 198200
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Episkepsis. Mit ἐπίσκεψις wurde im griechischen und römischen Ägypten die Besichtigung von Fruchtland bezeichnet, wie sie zur Evidenterhaltung des Katasters fast Jahr für Jahr stattfand.

Seit frühen Zeiten der ägyptischen Geschichte brachten es die jährlichen Nilüberschwemmungen mit sich, daß die Grundstücke regelmäßig neu vermessen und auf den Bewässerungsgrad geprüft werden mußten. So berichtet Herodot. II 109 für die Zeit Sesostris’ III. (1887–1849 v. Chr.): εἰ δέ τινος τοῦ κλήρου ὁ ποταμός τι παρέλοιτο, ἐλθὼν ἂν πρὸς αὐτὸν ἐσήμουνε τὸ γεγενημένον. ὁ δὲ ἔπεμπε τοὺς επισκεψομένους καὶ ἀναμετρήσοντας ὅσῳ ἐλάσσων ὁ χῶρος γένονε, ὅκως τοῦ λοιποῦ κατὰ λόγον τῆς τεταγμένης ἀποφορῆς τελέοι. Ähnliches erzählen Strab. XVII 787 und Diod. I 81, 2. Aus der Zeit Thutmosis’ IV. (ca. 1415 v. Chr.) ist in einem thebanischen Grabe ein Relief erhalten, das Landmesser auf dem Wege zur Arbeit zeigt (Wreszinski Atlas z. altäg. Kulturgesch. I Taf. 11). Aber erst für die Ptolemäer- und Kaiserzeit sind wir durch Papyri über das Verwaltungsmäßige der Episkepsis näher unterrichtet.

Jeder κωμογραμματεύς hatte für das ihm unterstellte Gebiet einen Kataster mit genauen Angaben über die Landklassen (ἱερὰ γῆ, γῆ βασιλική) usw.), Pächter, die Größe der Grundstücke, ihre Ertragshöhe, Fruchtarten und den Bewässerungsgrad. Da die Nilüberschwemmungen verschieden ausfielen, war beinahe jährlich eine Überprüfung des Katasters durch E. notwendig. Anscheinend nahm in ptolemäischer Zeit der Komogrammateus von sich aus die E. vor, ohne daß ihm ἀπογραφαί (s. u.) eingereicht wurden; denn für die Ptolemäerzeit sind bisher keine Deklarationen (ἀπογραφαί) über Landbesitz zu belegen (Avogadro Aegyptus XV 132). Was für die römische Zeit belegt ist, daß nämlich durch die E. nicht nur der Bewässerungsgrad, sondern auch Veränderungen in der Wahl der Fruchtarten (BGU II 563–566) und Besitzerwechsel (P. Jand 136), überhaupt Veränderungen jeder Art festgestellt wurden, werden wir auch für die Ptolemäerzeit annehmen können.

In römischer Zeit geht der E. eine Apographe des Landbesitzers voraus. Diese Apographai sind offenbar nicht regelmäßig jedes Jahr eingereicht worden, sondern nur dann, wenn irgendwelche [199] Veränderungen eingetreten sind (Wilcken Grundz. 207). Die Angaben der Apographai verglich der Komogrammateus mit den Angaben des Katasters (Einl. zu Wilcken Chrest. 236) und beantragte dann bei dem στρατηγός oder βασιλικογραμματεύς die E. Zur E. selbst wurden ἐπίσκεπται bestimmt, die sich vom Beginn des 2. Jhdts. an nachweisen lassen (P. Brem. 2. 3. Oertel Liturgie 182/83). Zu diesem Amt – einem liturgischen Amte – wurden εὐσχήμονες (wahrscheinlich von dem Epistrategen) herangezogen, [200] die man aus anderen Bezirken nahm, um Beeinflussungen auszuschalten.

Vom 3. Jhdt. ab tritt an die Stelle des Komogrammateus, der gänzlich verschwindet, der Amphodogrammateus (P. Jand. 136). Außerdem gibt es für die E. je einen kaiserlichen Procurator in jeder der drei Epistrategien, wie A. Stein nachgewiesen hat (Charisteria für Rzach 176ff.). Stein hat insgesamt 6 Procuratoren mit der Amtsbezeichnung ὁ κράτιστος ἐπίτροπος πρὸς ταῖς ἐπισκέψεσιν nachgewiesen

189–209 Delta Titus Claudius Demetrius vir egregius procurator Augustorum ducenarius episcepseos chorae inferioris CIL V 7870=Dess. II 6762
3. Jhdt. Anf. Heptanomia  Αὐρήλιος Ἀντωνῖνος ὁ κράτ(ιστος) πρὸς ταῖς ἐποσκ(έψεσιν) P. Ox. VI 970
209–210 Heptanomia Κελεάριος ὁ κρά[τ]ιστος ἐπίτροπος τῶν κυρίων [Σεβαστῶν] P. Hamb. 12, 12 = Wilck. Chr. 235
209–210 Heptanomia Κλαύδιος Ἀλέξανδρος ὁ κρ[άτιστος ἐπί]τροπος τῶν [κ]υρ[ί]ων [Σεβαστῶν] P. Hamb. 12, 14 = Wilck. Chr. 235
223 Heptanomia [Αὐρήλ?]ιος Μάξιμος ὁ [κ]ράτιστος ἐπίτροπος πρὸς ταῖς ἐπισκ[έ]ψεσιν PSI IX 1066, 3
232 Thebais τῶν κ[ρατίστων ... καὶ] υ Μαξίμου πρὸς ταῖς ἐπισκέ[ψεσιν] Wilck. Chr. 41 ΙΙΙ 14.

Literatur. Wilcken Grundzüge 176f. 206f. P. Gron. 2. P. Jand. 136. Déléage Les catastres antiques, Études de Papyr. II 115, 118. A. Stein Epikrisis in Charisteria f. Rzach 176ff.

Nachträge und Berichtigungen

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Band R (1980) S. 105
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Episkepsis

Die Besichtigung von Fruchtland im griech. und röm. Aegypten. S VII.