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Elephenor ([Ϝ]Έλεφήνωρ), der Chalkodontiade,
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Führer der hochgemuten Abanten, versucht den von Antilochos erlegten Echepolos an den Füßen auf die griechische Seite zu ziehen und zu berauben, wird aber bei diesem nicht besonders rühmlichen Geschäft von dem Troer Agenor in die Seite gestochen, die der mykenische Schild beim Bücken freiließ. Die Bewaffnung und die Wunden erweisen das Stück als alten Bestandteil der Ilias (IV 457ff.); Robert Studien z. Ilias 69. 290. Der Name ὃς Ϝελεφαίρει τὸν ἄνδρα (Bechtel), vgl. Ῥηξήνωρ ὃς ἔρρηξε τοὺς ἄνδρας, ist kein allzu ansehnlicher, auch wenn man Trug und List dem Homerischen Helden als erlaubt zubilligt. Über die Etymologie seines Vaters Chalkodon herrschen verschiedene Ansichten (s. Bd. III S. 2094); mir ist die Ableitung von ὸδών ion. = ὀδούς die wahrscheinlichere. Vgl. den boiotisch-kappadokischen Flußnamen Θερμ-ώδων. Es ist der Erzzahn; an Geburt aus Drachenzähnen braucht man nicht zu denken. Der Anklang Χαλκώδων–Χαλκίς ist oft bemerkt. Aus der obigen Iliasstelle ist E. in den Schiftskatalog Ilias II 540f. übernommen, wo außerdem eine Charakteristik der Abanten und ein euboeisches Städteverzeichnis steht; 40 Schiffe folgen ihm nach Troia. Die spätere, d. h. vielleicht schon recht alte Dichtung machte ihn einmal zum Freier der Helena (Apollod. III 130, vielleicht schon auf Hesiods Katalog fußend); zum anderen dichtete sie von seinen späteren Schicksalen. Nur (Apollod. bei) Tzetz. in Lykophr. 911 läßt ihn selbst nach Homer in Troia sterben, wo auch der Peplos (Aristot. frg. p. 401 frg. 33 bei Rose 1886) sein Grab kennt, während seine Leute nachher Apollonia in Epeiros gründen (Apollodori epitome ed. Wagner p. 220 der Mythogr. gr. I ed. Teubner). Dagegen sagt Lykophron Alex. 1034ff., wenn man das Rätselgewand abstreift, daß er seinen Großvater Abas tötet und wegen der Blutschuld, die auf ihm lastete, nur von einer Klippe im Meere die Seinen zum Kampf gegen Troia aufrief, nach dem Siege aber zuerst die kleine Insel Othronos im Nordwesten von Korkyra besetzte, dann durch Schlangen vertrieben nach dem gegenüberliegenden Festland übersetzte und die Stadt Amantia gründete (vgl. den Kommentar von C. v. Holzinger. Schultz im Lex. der Myth. I 1240 benutzt nur den Kommentar des Tzetzes, nicht Lykophron selbst). Näheres s. unter Abantes und Amantia. Außerdem kommt E. in lokalen Sagen von Tanagra vor, in denen er den Poimandros, der zu ihm nach Chalkis kommt, von seiner Blutschuld sühnt, und bei den Atthidographen oder ihren Benutzern, welche die Söhne des Theseus unter ihm als Privatleute am troischen Zuge teilnehmen ließen (Plut. Thes. 35, vgl. Paus. I 17) im Hinblick auf die seit 506 bestehende athenische Herrschaft. Daß man seine Genealogie weiter ausgebaut hat, ist selbstverständlich; Genaueres s. unter Chalkodon. Seine Mutter heißt bei Apollod. bibl. epit. III 11 (Wagner) Alkyone, bei Tzetzes Lykophr. 1034 Melanippe, bei Hyg. fab. 97 † Imenarete; doch ist die Stelle unklar; Clymenae Pheretis vermutet EscherBd. III S. 2095, man könnte auch an Melanippes denken; die Heimatsangabe Argos ist grober Irrtum; es ist wohl zu fein, das thessalische Argos zu verstehen.