RE:Doclea
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft | |||
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Stadt in Montenegro | |||
Band V,1 (1903) S. 1251–1252 | |||
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Doclea (CIL III 1705 [vgl. p. 1476]. 8287 a–c. Bullettino Dalmato XVIII 50. 65. Plin. XI 240; Δοκλέα Ptolem. II 16, 2; infolge der Annahme, dass D. der Geburtsort Diocletians sei, kam die Form Dioclea auf, Aur. Vict. 30. Const. Porphyr. de adm. imp. 29, vgl. 35), durch den noch heute üblichen Namen und durch die Auffindung der oben angeführten Inschriften in Duklja (in mittelalterlichen Urkunden erscheint der Landschaftsname Dioklitija, vgl. auch das more Dioklitijsko) an der Einmündung der Zeta in die Morača in Montenegro erwiesen, wo sich sehr ausgedehnte Ruinenfelder vorfinden mit Resten von Stadtmauern, eines Aquaeductes, einer Brücke über den Morača, einer Basilica (mit den Inschriften CIL III 8287 a–d. Bull. Dalm. XVIII 50ff.) u. s. w. Ausgrabungen hat hier die russische Regierung durch Professor P. Rowinsky veranstalten lassen, um die darbenden Montenegriner zu unterstützen. Vgl. R. Cagnat Compt. rend. de l’acad. des inscr. 1890, 138ff.; Mémoires de la Société nat. des Antiq. de France LII 102 = Bull. Dalm. XVIII 49ff. Perrot Rev. arch. 1890, 434ff. Über ältere Funde s. Mariano di Bolizza in Starine der südslavischen Akademie 1880, 165ff. Kowalewski Četyre mesjaca w Černogorii (1841) 81ff. C. Jireček Die Handelsstrassen und Bergwerke von Serbien und Bosnien 20. A. J. Evans Antiquarian researches in Illyricum II 84f. W. Tomaschek Mitt. der geogr. Gesellschaft in Wien 1880, 554f. H. Cons La province Rom. de Dalmatie 255. 291. 310. Unpublicierte Aufnahmen der P. Sticotti und L. [1252] Jelić bewahrt das Arch.-epigr. Seminar der Univ. Wien.
D. gehörte einst zum Reiche von Scodra, da das benachbarte Medeon (s. d.) unter Gentius eine hervorragende Rolle spielte, und kam mit diesem unter die römische Herrschaft im J. 168 v. Chr.; war Vorort der Docleatae. Nach den vielen Flaviern und der Tribus Quirina zu schliessen, erhielt es von einem flavischen Kaiser das Stadtrecht (Cagnat Compt.-rend. 1890, 142; Bull. Dalm. XVIII 56. 68. Hirschfeld CIL III p. 1476); nachweisbar sind: res publica (CIL III 1705. Bull. Dalm. XVIII 65), ordo (CIL III 8287 a-c. Bull. 54), decuriones (CIL III 1706 = 8281. 8287. 8287 f. 8288. Bull. XVIII 65. 66. 67), plebs (Bull. 52), duumviri quinquennales (Bull. 52), duumviri iure dicundo (CIL III 8287. Bull. 52), flamen (CIL III 8287 d. Bull. 52), pontifex (CIL III 8287 d), praefectus fabrum (CIL 8287 e. Bull. 52). Eine der hervorragendsten Familien war die des M. Flavius Fronto (CIL III 8287 a–d. Bull. 52ff.). Die Stadt stand in enger Verbindung mit Narona, Epidaurum, Risinium und Scodra (Bull. 52f.); bezog Dachziegel vom Nordgestade der Adria aus der Fabrik des Q. Clodius Ambrosius (Bull. 68) und exportierte einen auch in Rom geschätzten Käse (Plin. XI 240; derselbe ist wohl auch unter dem caseum Dalmatenum der Expositio totius mundi, Geogr. lat. min. 119 Riese gemeint). Unter den Culten ist ausser der Epona (Ballif-Patsch Röm. Strassen in Bosnien und der Hercegovina I 57) und Venus (CIL III 8284) die Verehrung der Kaiser zu erwähnen, die eigene flamines hatten (CIL III 8287 d. Bull. 53). D. war auch Station der beneficiarii consularis (Ballif-Patsch). Bei der Teilung Dalmatiens wurde es Hauptstadt der Provincia Praevalitana (Hierokles 656, 6 Δωράκιον μητρόπολις. Mommsen CIL III p. 280. 283. Tomaschek 554f.); bestand noch unter Papst Gregor I. (590–604); war Sitz eines Bistums, das später nach Antivari übertragen wurde. Jireček a. a. O. 3. 17.19ff. Const. Porphyr. nennt D. ein verlassenes, in Ruinen liegendes Castell.
Über Salona, nicht D. als Heimat des Kaisers Diocletianus vgl. Mommsen CIL p. 283. 305. Die Inschriften CIL III 8285. 8286 gehören nicht nach D., sondern sind Meilensteine aus dem Zetathale von der Binnenstrasse Scodra–Narona (Patsch Wissenschaftl. Mitt. aus Bosnien und der Hercegovina VI 261).