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RE:Desertor

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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milit. Ausreisser
Band V,1 (1903) S. 249250
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Desertor, militärisch der Ausreisser. a) Vor allem der, welcher sich entgegen seinem Eide (Caes. bell. civ. I 76. 2. Veg. II 5) ohne Urlaub (Liv. XXIII 18, 16) längere Zeit (Digest. XLIX 16, 3, 3) eigenmächtig vom Heere entfernte (Dig. XLIX 16, 14. Cod. Theod. VII 18, 4. Cod. Iust. XII 45, 1. 3. Isid. orig. IX 3, 39). Die Strafe für dieses Vergehen, das zufolge Dig. XLVIII 4. 2. 3. Paul. V 29, 1 gegen die Lex Iulia maiestatis verstiess, wurde von dem militärischen Vorgesetzten des Flüchtlings (Suet. Caes. 67. Digest. XLIX 16, 3. Cod. Theod. VII 18. 11) den Umständen nach verschieden bemessen (Digest. XLIX 16, 5). Auf Desertion im Felde — als solche galt schon das blosse eigenmächtige Sichentfernen aus dem Signalbereiche (Appian. Pun. 115) — stand der Tod (Dig. XLIX 16, 5. 1). Verstümmelung (Hist. Aug. Avid. Cass. 4, 5) oder Leibesstrafe und Verlust der Freihheit (Liv. XL 41, 11: epit. 55. Frontin. IV 1. 20). Desgleichen sollte getötet werden, wer wiederholt desertierte (Dig. XLIX 16, 5. 3), seiner Gefangennahme sich thätlich widersetzte (Herod. I 10, 7. Cod. Theod. VII 18, 11. Cod. Iust. III 27, 2. XII 45, 2) oder in die Hauptstadt geflüchtet war (Digest. XLIX 16, 5, 3). Dagegen wurde ein D., der sich freiwillig stellte, mit Versetzung in einen schlechteren [250] Truppenteil (Digest. XLIX 16, 3, 9. 16, 13, 6) oder mit Deportation (Digest. XLIX 16, 5, 4.16, 13, 6. Cod. Iust. XII 45, 1, 3) bestraft. Milder beurteilt wurde auch die Desertion von Recruten (Digest. XLIX 16, 3, 9). Andererseits sollte ein D., der bei einem anderen Truppenteil eingetreten war, nicht straflos ausgehen (Digest. XLIX 16, 4, 9. Isid. orig. IX 3, 39). Wer einen D. zur Anzeige brachte, wurde dafür belohnt (Cod. Theod. VII 18, 3. Cod. Iust. XII 45, 1, 1), während den, der ihn bei sich aufgenommen hatte, schwere Strafe traf (Cod. Theod. VII 18, 1. 4. 8. 9. Novell. Valentin. III tit. VI. Cod. Iust. XII 45, 1). Letztere Massnahme erklärt sich wohl aus dem starken Überhandnehmen der Desertores unter den Kaisern, von dem Lampridius (Commod. 16, 2), Spartianus (Pescenn. Niger 3, 4) und Ammianus Marcellinus (XXVI 7, 14) berichten. Der Desertion machte sich aber auch b) derjenige schuldig, der auf dem Marsche Reih und Glied verliess (Hist. Aug. Alex. Sev. 51, 6), in der Schlacht feige zurückwich (Liv. II 59, 11. V 6, 14. Vell. Pat. II 78, 3. Cic. Phil. III 14. Dion. Hal. IX 50, 6. 7. XI 43. Joseph. bell. Iud. III 103. Frontin. IV 1, 29), den ihm angewiesenen Posten preisgab (Liv. V 6, 14. XXIV 37, 9. Polyb. I 17, 11. VI 37, 10. 12. Suet. Octav. 24) oder die ihm zur Bewachung anvertrauten Personen im Stich liess (Suet. Otho 11. Digest. XLIX 16, 3, 6. 16, 10). Die letztgenannten Vergehen wurden meist mit dem Tode oder mit schweren Leibesstrafen gesühnt. Litteratur: Cujacius Observationes et emendationes VI 26. Voet De iure militiae IV 25. Sichtermann De poenis militaribus Rom. in Oelrichs Thesaurus diss. iur. II 221ff. Le Beau Mém. de l’acad. des inscr. et belles-lettres XLI 206ff. XLII 253ff. Rein Das Criminalrecht der Römer, Leipzig 1844, 137. 351. 475f. 519f. 698. Marquardt St.-V. II³ 573. Mommsen Röm. Strafrecht 43. 561. Jullian bei Daremberg-Saglio Dict. II 110f.