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RE:Derkylidas 1

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Heerführer der Spartaner
Band V,1 (1903) S. 240242
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Derkylidas (Δερκυλίδας nicht Δερκυλλίδας). 1) Spartiate, einer der namhaftesten Heerführer seiner Zeit, berühmt durch seine Verschlagenheit, die ihm den Beinamen Sisyphos einbrachte, Xen. hell. III 1, 8. Ephoros bei Athen. XI 500 C = FHG I 271. Im Frühjahre 411 v. Chr. ward er von Milet auf dem Landweg an den Hellespont geschickt und gewann Abydos und zwei Tage später Lampsakos. Seitdem war er längere Zeit Harmost [241] in Abydos, Thuc. VIII 60, 1. 61, 1. Xen. hell. III 1, 9. 399 v. Chr. übernahm er als Nachfolger Thibrons das lakedaimonische Heer in Asien, zu dem auch die Kyreer unter Xenophon gehörten. Xenophon hat unter ihm gedient und ist ihm offenbar sehr wohlgesinnt (vgl. hell. III 11, 7, wo Xenophon sich selbst redend einführt); diesem Umstande verdanken wir eine verhältnismässig eingehende Schilderung seiner Feldzüge.

Nach einer Abrede mit Tissaphernes gab D. den von Thibron eingeleiteten Zug nach Karien auf und ging in die Satrapie des Pharnabazos hinüber, auf den er persönlich einen alten Groll hatte, weil der Satrap ihm einmal unter Lysanders Nauarchie eine militärische Strafe verschafft hatte, Xen. hell. III 1, 8f. Inst. VI 1, 2. Er eroberte in nur acht Tagen die neun Städte der Aiolis, d. h. der Troas; die meisten, darunter auch Ilion, traten freiwillig zu ihm über, nur Kebren leistete einigen Widerstand. Er fand den Boden gut vorbereitet durch den jüngst erfolgten Tod der bisherigen Herrscherin Mania, die von ihrem Schwiegersohne Meidias ermordet worden war. Meidias musste ihm seine beiden Städte Skepsis und Gergis übergeben, und D. brachte bei dieser Gelegenheit den ansehnlichen Nachlass der Mania in seine Hände, genug, um sein Heer auf längere Zeit zu besolden, Xen. a. a. O. III 1, 16ff. Diodor. XIV 38, 2ff. Isokr. IV 144. Polyaen. strateg. II 6. Hierauf schloss er mit Pharnabazos einen (nach Diodor achtmonatlichen) Waffenstillstand ab und überwinterte bei den Bithynern, die er, unterstützt von einigen Hülfstruppen des Thrakers Seuthes, ausplünderte und brandschatzte. Bei einer Gelegenheit erlitt er dabei einen namhaften Verlust, Xen. a. a. O. III 2, 1ff. Diodor. a. a. O. Im nächsten Frühjahr (398 v. Chr.) ging er nach Lampsakos, wo er eine lakedaimonische Gesandtschaft empfing, die den Auftrag hatte, sein Commando zu verlängern und zugleich seine Truppen zur Ordnung und zur Schonung der Bundesgenossen zu ermahnen. Von Lampsakos setzte D. nach Verlängerung der Waffenruhe mit Pharnabazos nach Europa hinüber, um den Chersones vor den Angriffen der Thraker zu schützen; unterwegs stattete er dem Seuthes einen Besuch ab. Er liess durch sein Heer eine Mauer quer über den Chersones ziehen, die im Spätsommer oder Herbst fertig war (Xen. a. a. O. III 2, 6ff. Diodor. XIV 38, 7), und kehrte jetzt an die ionische Küste zurück, wo in dieser Zeit ein ziemlich allgemeiner Friede herrschte, den nur die Verbannten aus Chios von Atarneus aus durch ihre Plünderungen störten. D. bemächtigte sich dieses festen Platzes nach einer Belagerung von acht Monaten und legte Vorräte und Truppen hinein, deren Befehlshaber Drakon von hier aus die mysische Landschaft durchstreifte und ausplünderte. Xen. a. a. O. III 2. 11. Isokr. IV 144. Nach Eroberung des Atarneus begab sich D. nach Ephesos. Da inzwischen die kriegerischen Absichten des persischen Hofes deutlich zu Tage traten, so erhielt D. im Frühling 397 v. Chr. Befehl, den Krieg gegen Tissaphernes wieder zu eröffnen und in Gemeinschaft mit dem Nauarchen Pharax Karien anzugreifen. Jedoch musste er bald wieder umkehren; denn es hatten sich Pharnabazos und Tissaphernes vereinigt und bedrohten Ephesos mit [242] einem Angriffe. Zur Verteidigung eilte D. herbei und stiess hiebei im Maeanderthal, etwa zwischen Leukophrys und Tralles, unerwartet auf das weit überlegene persische Heer, das ihm den Weg verlegte. Seine Truppen gerieten in grosse Bestürzung, manche suchten schon das Weite; aber D. verlor nicht den Kopf, und da auch der Feind nicht sehr kampflustig war, so zog er sich mit Ehren aus der Verlegenheit heraus. Statt des Kampfes kam es zu neuen Friedensverhandlungen; D. forderte die Autonomie der ionischen Städte, Tissaphernes den Abzug der spartanischen Truppen. Diese Anträge wurden den heimischen Behörden zugesandt und inzwischen eine Waffenruhe geschlossen, Xen. a. a. O. III 2, 12ff. Diodor. XIV 39, 4ff. Im Frühjahr 396 v. Chr., übernahm Agesilaos den Oberbefehl (Bd. I S. 796ff.). D. blieb ihm zunächst beigeordnet, kehrte aber im nächsten Jahre nach Hause zurück. 394 v. Chr. überbrachte er dem Agesilaos in Amphipolis die Botschaft vom lakedaimonischen Siege bei Korinth und ward gleich weiter nach Asien geschickt. Zur Zeit der Schlacht bei Knidos war er Harmost in Abydos und wusste diese Stadt allein unter allen asiatischen Plätzen den Spartanern zu erhalten. Einige Jahre später (390 oder 389 v. Chr.) ward er von Anaxibios abgelöst und verschwindet seitdem aus der Geschichte, Xen. a. a. O. III 4, 6. IV 3, 1ff. 8, 3. 31ff. Vgl. Judeich Kleinasiatische Studien 45ff.

[Niese. ]