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Dendritis (δενδρῖτις). Wie die Baumnymphen Anth. Pal. IX 665 (Agath.) im allgemeinen als νύμφαι δενδρίτιδες bezeichnet werden, so gab es Culte, in denen speciell Helena als Baumnymphe unter der Epiklesis D. verehrt wurde. Ein solches Heiligtum der Helena D. ist für Rhodos bezeugt durch Paus. III 19, 9–10, der dazu folgende aitiologische Legende der Rhodier erzählt: nach Menelaos Tode sei Helena, von Nikostratos und Megapenthes vertrieben, nach Rhodos zur Polyxo, der Witwe des Tlepolemos, geflüchtet; diese habe, um sich für den Tod des Tlepolemos zu rächen, Helena im Bade von Dienerinnen, welche als Erinyen verkleidet waren, überfallen lassen und Helena sei an einem Baume erhängt worden. Vgl. die abweichenden Versionen bei Polyaen. strateg. I 13 und Ptolem. Heph. 4 (Westermann Mythogr. 189), wonach Helena sich auf Rhodos selbst an einem Baum erhängte, und die bekannte Helenionpflanze, die auf verschiedene Art mit Helena in Verbindung gebracht wird, unter diesem Baum wuchs. Einen ähnlichen Cult gab es in Sparta, wo an der Helenaplatane (Theocr. XVIII 48) von den spartanischen Mädchen Kränze aufgehängt wurden; über diesen Cult und die Bedeutung des Theokritgedichtes XVIII vgl. Kaibel Herm. XXVII 249ff. Sam Wide Lakon. Culte 317. 343ff. Bei der Erklärung dieser Culte ist nicht, wie vielfach geschehen, von dem mythopoetischen Nebenzug des Erhängens auszugehen, sondern festzuhalten, dass die Epiklesis D. und der Helenabaum deutlich zeigen, dass in diesen Culten Helena thatsächlich eine Baumgottheit ist, wie schon Bötticher Baumcultus 50 und Mannhardt Ant. Wald- und Feldculte 22 richtig betonen.