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RE:Demiphon

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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König auf d. thrak. Chersones
Band IV,2 (1901) S. 2855 (IA)–2856 (IA)
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Demiphon (Δημιφῶν), nach Phylarchos (frg. 83, FHG I 358, aus Hyg. P. A. II40) König von ,Phlagusa' auf der thrakischen Chersones, nördlich von Ilion. Unter seiner Regierung trat plötzlich ein Massensterben in der Bürgerschaft und eine Vernichtung der Feldfrüchte (? vastitas) ein, so dass er das delphische Orakel um Rat fragte. Es befahl, dass je eine Jungfrau aus jedem vornehmen Geschlechte alljährlich den betreffenden Hausgöttern geopfert werde. D. opfert nun der Reihe nach alle vornehmen Töchter, ausgenommen die eigenen, obgleich sie auch durchs Los getroffen waren, bis endlich ein vornehmer Bürger Mastusius sich ebenfalls weigerte, seine Töchter dem Los zu unterwerfen, bevor nicht D. seiner Verpflichtung nachgekommen sei. Da lässt D. die Tochter des Mastusios ohne vorhergegangene Verlosung opfern. Mastusios verheimlicht anfangs seinen Rachedurst, ja erklärt nachträglich sich einverstanden, da das Los seine Tochter doch habe treffen können. Einst aber lädt er doch den in Sicherheit eingewiegten D. mitsamt seinen Töchtern zu einem Opferfeste ein. D. schickt arglos seine Töchter voraus. Als er nach Erledigung von Regierungsgeschäften selbst nachkommt, setzt ihm Mastusios das Blut seiner Töchter, die er sofort beim Eintreffen getötet hatte, mit Wein gemischt in einem Becher vor; worauf D. den Mastusios mitsamt seinem Becher ins Meer werfen lässt. Seitdem heisst der betreffende Meeresteil Mastusisches Meer und der Hafen Krater. Zur Erinnerung an die gerechte Bestrafung der frevelhaften Selbstsucht (des D.) und zur Lehre, dass es in der Feindschaft kein Vergessen und Vergeben gebe, hatten die alten Astrologen den Krater (des Gestirns ,Wassermann‘) unter die Sterne versetzt, abweichend von Eratosthenes. In ΦΛΑΓΟΥΣΑ birgt sich deutlich ἘΛΑΙΟΥΣΑ, bei Ptolem. V 2, 3 die Form der bei Herodot. VII 22 u. ö. Ἐλαιοῦς genannten thrakischen Stadt am Cap Μαστρουσία (Ptolem. III 12, 2). Mag auch der Hafen aus Ähnlichkeitsrücksichten den Namen ,Mischkrug‘ erhalten haben, so wirkt doch in dieser Legende deutlich die Vorstellung von einem zum Ortseponymos gewordenen männlichen Wasserwesen nach, das mit Bechersymbol und mythischem Wassersprung ausgestattet [2856] und mit dem Cultgebrauch eines Jungfrauenopfers verknüpft ist. Dieselben Sagenbestandteile zeigt, nur in anderer Motivierung, die Sage vom Ἔναλος (Meermann), die an der naheliegenden lesbischen Küste lebt, Antikleides bei Athen. XI 466 CD. 781C und Tümpel Progr. Neustettin 1887, 3f.