5) Dramatischer Dichter des alten Athen, der noch bis in die erste Hälfte des 4. Jhdts. gelebt haben muss, ein älterer Zeitgenosse des Aristoteles, Boeckh De trag, graec. princ. 291. Friebel Graec. satyrographorum frg. 80). Meist wird er (bei Athenaios u. s.) Tragiker genannt, und nach Aristot. rhet. in 12, 2 gehört er zu den Hauptsächlichsten derer, die ihre Stücke fürs Lesen schrieben. Wenn er auch Komiker genannt wird (bes. Suid.), so darf das um so weniger als ein blosses Versehen angesehen werden, als eine Reihe von Ch. überlieferter Verse so gebaut sind, dass sie Meineke Hist. crit. com. graec. 519f. dem Alexis zuschreiben wollte. Von den Stücken des Ch. Ἀλφεσίβοια Ἀχιλλεὺς θερσιτοκτόνος oder Θερσίτης Διόνυσος Θυέστης Ἰώ Κένταυρος Μινύαι Ὀδυσσεύς (τραυματίας) Οἰνεύς sind wenigstens das zweite und vorletzte sicher, andere wahrscheinlich Satyrspiele. Die merkwürdigen Angaben über den Κένταυρος, den Aristoteles poet. p. 1447 b 21 (vgl. 1460 a 2) als μικτὴν ῥαψῳδίαν ἐξ ἁπάντων τῶν μέτρων, Athen. XIII 608 e als δρᾶμα πολύμετρον bezeichnet, machen es begreiflich, dass Osann Anal. litt. 72 an Hilarotragoedien denken konnte (jedenfalls wird man zu dem Titel Lukian bis. accus. c. 33 vergleichen dürfen, wo das
Gemisch zwischen Prosa und Vers ἱπποκενταύρου δίκην σύνθετόν τι genannt wird). Noch eher könnte man angesichts der verschiedenen Bezeichnungen des Ch. an spätere Benennungen wie σατυρικαὶ κωμῳδίαι erinnern. Aber unsere Kenntnis über die Entwicklung satyrspielartiger Dramen und nun gar über die Eigenart der zum Lesen bestimmten Stücke reicht nicht aus, die Überlieferungen über dieses offenbar sehr eigenartige und lange Zeit geschätzte (etwa 75 Verse sind uns noch erhalten) Talent zu beurteilen. Was vom Κένταυρος gesagt wird, mag zu den Eigentümlichkeiten der Lesetragoedie gehören, und die γραφικὴ λέξις, die ihr Aristoteles zuschreibt, ist allerdings bei Ch. nicht zu verkennen. Man hat den Eindruck einer etwas affectierten, blumigen Redeweise, die von der Art des Agathon schwerlich ganz unabhängig ist. Dass seine Diction wenig Dramatisches hat, darf man wohl zu erkennen glauben. H. Bartsch De Chaeremone poeta tragico, Mainz 1843. Meineke Hist. crit. com. graec. 517ff. Friebel Graec. satyrographorum frg. 79ff. Welcker Griech. Tragoedien III 1082ff. und Nachtrag zu der Schrift über die Aesch. Tril. 288. Bernhardy Grundriss II 2, 61ff. Fragmente bei Nauck² p. 781ff.
5) Der Ἀχιλλεὺς Θερσιτοκτόνος, wohl das berühmteste Stück des C. wurde zum ersten Mal vor 350 aufgeführt, wie die Zitate bei Nikostratos Fr. 19 K., Demosth. 2, 22 und Plat. leg. 709 b zeigen. (Webster Herm. LXXXII [1954] 302). etc. etc.