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RE:Cento 2

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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(centunculus, centunculum) Aus Lappen zusammengenähte Decke
Band III,2 (1899) S. 19321933
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2) Cento (centunculus, centunculum), wird zunächst aus Lappen zusammengenäht, die aus einem abgenutzten Wollstoffe oder Wollkleide herausgeschnitten werden, in späterer Zeit mögen ,die gewebten Lappen auseinander gezettelt und die so gewonnene Wolle ohne jedes Gewebe in einander gefilzt‘ worden sein (Maué Vereine 13). Im Haushalte armer Leute spielen die aus centones gefertigten Decken eine grosse Rolle, da sie zur Schonung besserer Kleidungsstücke während der Arbeit oder zum Schutze gegen Kälte gebraucht werden (Cato bei Fest. 234 und Varro de r. r. II 10, 5. 11, 5. 59. 135, 1); arme Leute bereiten ihr Bett mit centones (Senec. ep. 80, 8. Macrob. sat. I 6, 30); beim Eingang eines Bordells vertreten sie die Stelle des velum. Ein Soldat (unus e nostris) centonem ... subgalea ferebat (Ammian. XIX 8. 8), Tragtiere erhalten c. als strata (Liv. VII 14, 7). Durch Diocletians Edict 7, 52 wird ein centunculum equestrae quoactile album sibe nigrum librarum trium, d. h. eine 3 Pfund schwere, weisse oder schwarze Filzdecke für Pferde, [1933] mit dem Höchstpreis von 100 Denaren bedacht; 7, 53 eine bessere Sorte mit 250 Denaren; im griechischen Texte wird c. mit π[ίλημα] wiedergegeben; vgl. Veget. vet. II 59, 2). Sehr geeignet erscheinen c. beim Verhüten oder beim Löschen von Bränden, da Wolle, besonders wenn sie mit Essig (Ulp. Dig. XXXIII 7, 12, 18) imprägniert ist (Plin. n. h. VIII 192 si addatur acetum; vgl. Sisenna bei Non. p. 91. Vitruv. X 14), ein sehr schlechtes Brennmaterial abgiebt. Daher führen die Feuerwehrvereine an vielen Orten den Namen centonarii (s. d.), daher wird im Kriege besondere Sorgfalt darauf verwendet, das Holzwerk der Belagerungsbauten durch c. vor Feuer zu schützen oder die schützenden c. zu beseitigen (Sisenna a. a. O. Veget. epit. rei mil. IV 14. 15. 17. 18. Caes. bell. civ. II 10, 6). Ebenso wurden c. für schanzende Soldaten (Caes. bell. civ. III 44, 7), für Maschinen und Mauern (Veget. IV 23) verwendet. Litteratur: Maué Vereine der fabri, centonarii und dendrophori (Frankfurt a. M. 1886) 11ff. Masquelez bei Daremberg und Saglio I 1013. Blümner Technologie I 199.