3) Bolos aus Mendes in Ägypten (Col. VII 5, 17. Gal. XIV 144 K., vgl. E. Maass Aratea 225f.) lebte nach Theophrast (der von ihm benützt ist, Apoll. Mirab. 31 = Steph. Byz. s. ἄψυνθος) zur Zeit des Kallimachos (E. Oder Rh.Mus. XLVII 73f. Diels Über Epimenides von Kreta, S.-Ber. Ak. Berl. 1891, 393f.). Er war ein Wunderschriftsteller ersten Ranges, der seine wunderbaren Erzählungen unter dem Namen des Demokrit in die Welt zu senden liebte: daher seine Bezeichnung als Demokriteer (Steph. a. a. O. Suid. s. Βῶλος). Der Pythagoreer B. (Suid. s. v.) ist dieselbe Person: Spuren pythagoreischer Doctrin sind in seinen Bruchstücken nachweisbar (Diels a. a. O.). Kallimachos gebührt das Verdienst, ihn in seinem πίναξ τῶν Δημοκρίτου καὶ γλωσσῶν σύνταγμα (so liest Ε. Oder a. a. O.) als Fälscher demokriteischer Schriften entlarvt zu haben. Seine Schriften waren paradoxographischen, medicinischen, landwirtschaftlichen und astrologischen Inhalts (vgl. Suidas). Am bekanntesten war seine unter dem Namen des Demokrit verbreitete Schrift über Sympathie und Antipathie (περὶ ἀντιπαθειῶν καὶ συμπαθειῶν Suid. Schol. Nic. Ther. 764 aus Sextius Niger, vgl. M. Wellmann Analecta medica, Jahrb. f. Philol. 1888, 155f.), aus der in letzter Linie die darauf bezüglichen Kapitel in Aelians Tiergeschichte, in den Geoponici (vgl. E. Oder a. a. O. 70) und der gleichnamige von Gemoll Progr. d. städt. Realprog. Striegau 1884 herausgegebene Tractat stammen. Gleichfalls auf den Namen des Demokrit gefälscht sind: die Χειρόκμητα (Handfesten, Col. VII 5, 17. Meyer Gesch. d. Bot. I 278), in denen er unter anderem über magische Kräuter (Plin. n. h. XXIV 160) über veterinäre Mittel handelte (Col. VII 5, 17; [677] aus dieser Schrift stammen die Citate über Veterinärkunde in der Geoponici, vgl. E. Oder a. a. O. 70. 72), die von Suidas (s. v.) erwähnte Schrift περὶ λίθων sowie das landwirtschaftliche Werk περὶ γεωργίας, aus dem Columella bald unter dem Namen des Demokrit (XI 3, 2) bald unter dem des Fälschers, sowie Plinius, mehreres erhalten haben. Beide schöpften ihre Kenntnis dieses Werkes aus Celsus, der die Citate wieder aus Magos griechischer Bearbeitung entlehnt hat (vgl. E. Oder a. a. O. 77; dagegen H. Stadler Die Quellen des Plinius im 19. Buche, Diss. 1891, 20f.). Anatolius in seinen γεωργικά verdankt seine Demokritcitate dem Africanus und Apuleius; vgl. E. Oder a. a. O. Seine medicinische Schrift führte den Titel φυσικὰ δυναμερά, von der uns die Bücher XXVIII–XXX des Plinius eine Vorstellung geben können, sein paradoxographisches Hauptwerk war nach Suidas περὶ θαυμάσιων betitelt (Texttitel περὶ τῶν ἐκ τῆς ἀναγνώσεως τῶν ἱστοριῶν εἰς ἐπίστασιν ἡμᾶς ἀγόντων), aus dem Apollonios die ersten sechs Kapitel seiner Mirabilien entlehnt hat. B. benützte in diesem Werke die Mirabiliendigression des 8. Buchs des Theopomp. Vgl. Diels a. a. O. Astrologischen Inhalts war die von Suidas erwähnte Schrift: περὶ σημείων τῶν ἐξ ἡλίου καὶ σελήνης καὶ ἄρκτου καὶ λύχνου καὶ ἴριδος (?), aus der vielleicht die Citate in den Geop. I 5, 3. 12, 5ff. und bei Lyd. de ost. 155, 5 Wachsm. stammen. Die Litteratur ist zu finden bei Ε. Οder Beiträge zur Geschichte der Landwirtschaft bei den Griechen, Rh. Mus. XLV 70f. Susemihl Litteratur der Alex. I 482. 902 II 674.
Über die Zeit des B. vgl. Weidlich Die Sympathie in der antiken Litteratur, Stuttgart 1894; desgleichen über die Benützung des B. seitens der späteren Schriftsteller. Ob die Schrift über das Chamaeleon (Plin. n. h. XXVIII 112) von dem Mendesier B. herrührt, lasse ich dahingestellt sein. Sicher gehören die unter Demokrits Namen erhaltenen medicinischen Fälschungen (vgl. Weidlich a. a. O. 31) frühestens dem 1. Jhdt. v. Chr. an, die alchemistische Schrift φυσικὰ καὶ μυστικά der nachchristlichen Zeit (vgl. Weidlich a. a. O. 29).