2) Azania nannten nach Ptol. I 17, 6. 9. Peripl. mar. Erythr. 15. 16. 18 die Seefahrer aus Arabia felix und Muza die ganze ostafricanische Küste von Opone (Ḥâfûnî) und Zingis an bis zu dem letzten von ihnen besuchten, südlich vom Aequator gelegenen Emporion Rhapta. Noch jetzt soll hier die Bezeichnung Barr-Aǧǧân im Schwange sein, die wir auf der Karte des Fra Mauro in der Form Agiana und dann häufig bei den Portugiesen z. B. Santos V 17, 134 vorfinden; nach De Barros I 8, 4 nannten die Araber das Land von Melinde bis Zeila, namentlich aber das Gebiet von Brava und Makdašu, Ajan. Der englische Pilot benennt die Küstenstrecke von Râs Maʿaber 9° 30’ bis Râs el-Keileh 7° 43’ nördlich Hazînch d. i. ‚rough ground‘; ausserdem heisst ein südlich von Râs Maʿaber vorspringender Felsen Râs el-Chazain d. i. Kopf der Töpfe. In der arabischen Litteratur begegnet für die Küste südlich von Gard-Ḥâfûnî nur die Bezeichnung bilâd el-Zenǧ, persisch Zang-i-bâr, die sich aus Zingís erklärt. Das älteste Zeugnis bietet das Citat des Marinos aus Diodoros von Samos, Ptol. I 7, 6, wonach die von Arabien εἰς τὴν Ἀζανίαν Schiffenden ihre südliche Fahrt nach dem Sterne Kanobos oder ἵππος richteten. Nach dem Peripl. 16 war A. nach einer alten Gerechtsame dem alten sabaeischen, nunmehr ḥimyaritischen Arabien unterthan und wurde damals von Cholaïb, dem Tynannos der Maʿâfir und Vasallen des ḥimyaritischen Grossfürsten Charibaël, verwaltet; die Bürger von Muza erhoben von den Häuptlingen der Küste Tribut; ihre Beamten und Steuereinnehmer mischten sich mit den Weibern der Eingeborenen, lernten die Sprache derselben und wurden mit den dortigen Örtlichkeiten vertraut. Eine geraume Strecke hinter Opone § 15 weicht die Küste an den grossen und kleinen Apokopa (s. d.), sowie an dem kleinen und grossen Aigialos, im ganzen
[2640] auf 12 Tagfahrten, nach Südwest zurück; dann folgen auf sieben Tagfahrten die sog. δρόμοι τῆς Ἀζανίας (jetzt Banâder), fortlaufende Anker- und Landungsplätze, wie z. B. der des Serapion, des Nikon u. a. bis zu den Pyralaoiinseln (jetzt Pate, Lamu u. a.) ; von der dahinter ausmündenden Dioryz an (Creek des Dana) streicht das Land rein meridional, und man erreicht in zwei Tag- und Nachtfahrten die gegenüber der Ausineitis (s. d.) gelegene Insel Menuthias (Pemba); von da (§ 16) sind noch zwei Tagfahrten bis zum letzten Emporion der A., Rhapta, woher viel Elfenbein und Schildkrot, Nashorn, sowie Cocosöl ausgeführt wird, während (§ 17) aus Muza Waffen und eiserne Geräte, Glaswaren, Wein und Getreide dahin gebracht werden, um die räuberischen Stämme in gutem Einvernehmen zu erhalten. Ähnlich stellt Ptol. IV 7, 11. 12 die Topographie der Küste dar, nur dass er einige Punkte, wie Zingis, das Phalangosgebirge, Notu keras hinzufügt; eine wichtige Erweiterung bildet das von Dioskoros erkundete Vorgebirge Prason I 9, 3. IV 9, 2 mit der Πρασώδης θάλασσα IV 8, 1. Einmal IV 7, 6 unterscheidet Ptolemaios den eigentlichen Küstensaum Barbaria von dem zunächst dahintergelegenen Landstrich A., und nennt daher IV 7, 11. 8, 1 diesen Meeresteil Βαρβαρικὸς κόλπος. Nach IV 7, 41 heisst der nördliche, gegen Arabien und Indien streichende Meeresteil Ἵππαλος; IV 8, 1 und VII 3, 6 finden wir als Benennung des südlichsten Meeresteiles Βραχεῖα θάλασσα und das oben erwähnte ,lauchgrüne‘ Meer. Für den Hippalos begegnet bei Plin. VI 108 oceanus Azanius; § 172 reiht er fälschlich Azanium mare et promunturium Hippalum gleich an Ptolemaïs Epitheras an; richtig setzt er § 153 die insula Dioscoridu in das Azanium mare. Bei Kosmas wird A. nicht genannt. Vgl. ausser den Erklärern des Periplus, C. Müller und Fabricius, namentlich die Dissertation von G. Bunsen De Azania, Bonn 1852; eine anregende Discussion über die Topographie der Küste findet sich in den Proceedings der Londoner geogr. Gesellschaft 1892.