Axieros (Ἀξίερος). Unter diesem Namen wurde in SamothrakeDemeter verehrt. Einzige Quelle ist dafür Mnaseas beim Scholiasten zu Apollonios’ Argonautika I 917 p. 355 Keil: μυοῦνται δὲ ἐν τῇ Σαμοθρᾴκηῃ τοῖς Καβείροις, ὡς Μνασέας φησί· καὶ τὰ ὀνόματα αὐτῶν δ΄ τὸν ἀριθμὸν Ἀξίερος Ἀξιοκέρσα Ἀξιόκερσος. Ἀξίερος μὲν οὖν ἐστιν ἡ Δημήτηρ,[2626]Ἀξιοκέρσα δὲ ἡ Περσεφόνη, Ἀξιόκερσος δὲ ὁ Ἅιδης. Ὁ δὲ προςτιθέμενος τέταρτος Κασμῖλος ὁ Ἑρμῆς ἐστιν ὡς ἱστορεῖ Διονυσόδωρος. Dass man unter diesen drei mit Ἀξι- beginnenden Götternamen wirkliche Kultnamen zu verstehen hat, darauf hat bereits Welcker Griech. Götterl. I 329 mit Recht hingwiesen, indem er an das alte bei der Dionysosepiphanie in Elis gesungene Kultlied ἄξιε ταῦρε, ἄξιε ταῦρε erinnerte, s. auch Usener Altgriechischer Versbau 80. Eine sichere sprachliche Deutung dieser Namen ist aber noch nicht gelungen, vgl. darüber Crusius Beiträge zur griech. Mythologie und Religionsgeschichte (Programm der Thomasschule in Leipzig 1886) 26. Aber wir haben keinen Grund, die sachliche Erklärung des Mnaseas von Grund aus zu verwerfen. A. und Axiokersa gelten ihm als Demeter und Kore; der Kult dieser beiden Göttinnen ist für Samothrake bezeugt; s. Robert in Prellers Griech. Myth. I⁴ 852, auf dessen Behandlung der Kabirenreligion jetzt vor allem zu verweisen ist. Nach den Ergebnissen der Ausgrabungen im Kabirion bei Theben (Athen. Mitt. XIII 81. 412. XV 355. Hermes XXV 1ff. Arch. Anz. 1893, 129) ist nicht zu bezweifeln, dass unter Ἀξιόκερσος, welchen Mnaseas dem Hades gleichsetzt, der ältere Kabir gemeint ist, dessen Abbild uns durch die Vase Athen. Mitt. XIII Taf. 9 bekannt ist. In dem vierten aus Dionysodoros hinzugefügten Kabir (Κασμῖλος = Hermes) ist der jüngere Kabir zu erkennen. Es ist möglich, dass die Deutung einer Anzahl von Votivreliefs, die kürzlich in Samothrake gefunden sind und auf denen eine Gruppe von zwei Frauen und einem Mann dargestellt ist (Athen. Mitt. XVIII 382), auf A., Axiokersa und Axiokersos zu halten ist. Nicht hieher — und sicherlich nicht nach Samothrake — gehören aber die von Conze Archaeol. Ztg. 1880, 1; Athen. Mitt. XIII 202 gesammelten Kybelereliefs, auf denen nach seiner Ansicht Hermes Kadmilos dargestellt ist, s. Robert bei Preller I⁴ 653 und Furtwängler Sammlung Sabouroff II zu Tafel CXXXVII. Eine moderne Arbeit (lusus magis quam fraus) ist das Amulet bei Mommsen Inscriptiones Helveticae latinae p. 115 nr. 30, dessen Inschrift nach dem Apolloniosscholion gemacht ist. Litteratur bei Robert a. a. O. Ausserdem noch Heffter Religion der Griechen und Römer 408. Gerhard Archaeol. Ztg. 1850, 101. Crusius a. a. O. Busolt Griech. Geschichte I² 177, 5. O. Rubensohn Mysterienheiligtümer in Eleusis und Samothrake 128. Friedrich Kabiren und Keilinschriften (Leipzig 1894) 49.