Auriga (Nebenform origa), aus aurea (s. d.) und ago zusammengesetzt, heisst jeder Fuhrmann (auch weiblichen Geschlechtes, z. B. Verg. Aen. XII 918 aurigam sororem, adjectivisch), mag er nun das Fuhrwerk bloss in einem bestimmten Falle lenken oder mag es seine dauernde Beschäftigung sein, mag er Freier und selbst Besitzer des Gefährtes oder mag er gemietet oder Sclave sein. Die Lohnkutscher werden meist nach der Gattung der Wagen bezeichnet, mit denen sie fahren, z. B. cisiarius, redarius (s. Vehicula meritoria), auch quartarius. Sie sind oft mit dem cucullus, einer noch jetzt bei den italienischen Fuhrleuten üblichen Capuze, bekleidet. In der Regel hält, wie noch heute, der A. in der linken Hand die Zügel (lora, habenae), in der rechten die Peitsche (scutica), die Geissel (flagellum) oder den Treibstecken (stimulus). Er geht entweder zu Fusse neben seinem Gespanne her, namentlich, wenn die Zugtiere voreinander gespannt sind, oder er hat seinen Platz auf dem Wagen. In diesem Falle steht er oder sitzt er. Die Lenker von Streitwagen und ähnlichen kleinen zweirädrigen Gefährten sind meist stehend abgebildet; jedoch konnte auf Reisen eine Sitzbank eingehängt werden. Bei vierräderigen Reisewagen kam es auch vor, dass der Kutscher auf einem hinten (wie oft bei unseren Lastwagen) angebrachten Brette stand und von dort aus, die Zügel an der Seite vorbeiführend und mit einer langen Peitsche versehen, die Tiere lenkte (so eine Terracotta in Wien; vgl. bei uns das Fahren von der Pritsche). Sass der Kutscher, so diente ihm als Sitz ein niedriger, kastenartiger Bock oder eine Art Schosskelle, die vorn unmittelbar über dem Deichselende angebracht waren (sedere ante temonem oder temone primo); vgl. die Abbildungen mit erläuterndem Texte in Ginzrot Die Wagen und Fuhrwerke der Griechen und Römer, München 1817. Im engeren Sinne ist A. der Wagenlenker in den circensischen Spielen, daher auch seine Thätigkeit aurigatio, Suet. Nero 35 ex aurigatione reversus. Die üblichere Bezeichnung ist aber dann agitator (s. d.). Dass A. auch den Reiter bedeuten kann, geht aus Paneg. ad Pison. 49 hervor. Vereinzelt steht die Bedeutung A. = equiso, agaso bei Vergil Aen. XII 85, wozu die Erklärung des Servius und Stellen wie Stat. Theb. VI 402ff. und Apoll. Sid. carm. XXIII 325ff., auch der Artikel Aurigator zu vergleichen sind. Übertragen wird A. auch vom Steuermanne gebraucht, Ov. Trist. I 4, 16. Pollack Hippodromica, Leipz. 1890, 22. S. auch Aurigarii. Über den griechischen Fuhrmann s. Ἡνίοχος. Über A. als Sternbild s. Sternbilder.