Arzanene (armenisch Arzn, Mos. Chor. Geogr. bei St. Martin Mém. hist. et géog. s. l’Arménie II 361), Gau der Provinz Aghznig in Grossarmenien, jenseits des Tigris (Amm. Marc. XXV 7, 9), am Ostufer des Nymphiosflusses beginnend, der 300 Stadien von Amida entfernt an Martyropolis vorbeifliesst (Proc. b. Pers. I 8. II 15; aedif. III 2, wo dieselbe Gegend Ἀρζάνη genannt wird, vgl. Theoph. Chron. a. m. 5918 p. 132, 20 Bonn.), Ἀρζαζηνή bei Socr. h. e. VII 18. In A. war Tigranocerta gelegen (Eutr. VI 9), sie gehörte seit der Abtretung Ιovians 363 zu Persarmenien mit dem Nymphios als Westgrenze. Wahrscheinlich ist A. gemeint mit der Archene Plin. n. h. VI 128, wo aber aus Claudius Caesar ganz verwirrte Angaben über den Lauf des Tigris und Arsanias in ihr vorliegen.
Die Landschaft A. leitet ihre Benennung jedenfalls von dem Flusse Arsanias = heut. Murad-Tschai ab. Ihr Hauptort gleichen Namens ist als Arzania schon in den Keilinschriften (Prismainschrift Asurnasirpals, 9. Jhdt.) zu belegen; vgl. Streck Ztschr. f. Assyriol. XIII 90 und dazu Nöldeke ebd. XIV 169. Bei den Syrern heisst die Stadt Arzōn, schon ca. 410 als Bischofssitz vorkommend; bei den arabischen Geographen Arzan. Vgl. Marquart Erānšahr n. d. Geogr. d. Ps.-Mos. Chorenaçi = Abh. d. Gött. Ges. d. Wiss. N. F. III (1901) 2, 25. Dass die ganze Provinz A. christlich war, bezeugt Menand. frg. 57 = FHG IV 258. Über die Ausdehnung der armenischen Provinz Aḷznik = A. handelt Belck Beitr. z. alt. Geogr. und Gesch. Vorderasiens II (1901) 71ff. Eine grosse Reihe von Stellen über A. aus der syrischen und armenischen Litteratur bringt Gelzer in seiner Ausgabe des Georg. Cypr. p. 165–167 bei. Belck a. a. O. 72ff. combiniert auch den in den assyrischen Keilinschriften vorkommenden Landschaftsnamen Alzi (nach Streck Ztschr. f. Assyriol. XIII 91 blosse Variante von Enzi, Enzite = Ἄνζητα) mit Alẓnik = A. Von der Landschaft A. der Classiker war das κλίμα Ἀρζανηνή) des Georg. Cypr. 938 offenbar seiner Ausdehnung nach verschieden und umfasste das Gebirgsland südlich vom Murad-Tschai; vgl. dazu auch Ṡanda Unters. z. Kunde d. alt. Orients 10 = Mitt. d. vorderasiatischen Gesellsch. VII 26. Ἀρζανηνή) erwähnt unter anderen öfters Theophyl. Simokatta (z. B. I 14, 1. II 7, 1ff. III 4, 2ff. 10, 2. 14, 11 u. s. w.; bei Agathias IV 29: Ἀρζιανή)). Zum Namen vgl. noch Ἄρσισσα, Ἀρσήνη, Ἄρσην). Über das Archene des Plinius, in welchem Baumgartner o. Bd. II S. 457 eine Corruptel aus Arzanene erblicken will, s. den Nachtr. zu Archene in diesem Suppl.