RE:Artabe
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft | |||
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persisches Getreidemass zu 55 Liter | |||
Band II,1 (1895) S. 1300–1301 | |||
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Artabe (ἀρτάβη) wird von Herodot I 192 als ein persisches Getreidemass angeführt und zu 51 attischen Choiniken, d. i. reichlich 55 Liter bestimmt. Da nach einer dem Aristoteles zugeschriebenen Nachricht, als deren ältester Gewährsmann der Grammatiker Didymos ermittelt worden ist, ein grösseres persisches Getreidemass, die Achane, 45 attische Medimnen = 2160 Choiniken fasste, so wurden im persischen Massystem aller Wahrscheinlichkeit nach 40 A. auf die Achane gerechnet. Hieraus ist weiter zu folgern, dass die persische A. gleich 1½ ägyptischer A. war, und da der Betrag der letzteren zuverlässig bestimmt ist, so ergeben sich für die Achane in möglichster Annäherung 21, 8 hl und für die persische A. 54, 5 l. V. Rose Aristot. pseudepigr. 512. Pollux X 164f. u. a. Brandis Münz-, Mass- und Gewichtswesen in Vorderasien 29. Hultsch Jahrb. f. Philol. 1867, 529f. (wo die A. zuerst in das persische System eingeordnet worden ist). Oppert Journal asiat. IV (1874) 459f. vgl. mit 456f. 458f. Hultsch Metrologie² 478ff. Ausserdem wird von Polyaen. IV 3, 32. Hesych. und Suid. eine medische A. im Betrag von 1 att. Medimnos = 48 Choiniken erwähnt. Dies kann nur eine ungefähre Bestimmung sein. Denn Polyaen a. a. O. giebt ausführliche Auszüge aus einer Säuleninschrift, welche Alexander in der Königsburg der Perser vorgefunden hatte. Ausser andern Verordnungen des Kyros waren hier auch königliche Hofhaltungsrechnungen verzeichnet. Als Hauptmass für Flüssiges erscheint der Maris, für Trockenes die A.; beide Masse gehörten also demselben Systeme an und müssen zu einander in einem glatten Verhältnisse gestanden haben. Welchen Betrag der Maris (s. d.) im babylonisch-persischen Systeme hatte, steht ausser Zweifel, und daraus folgt als wahrscheinlich, dass die medische A. Polyaens nicht verschieden von der persischen [1301] Herodots war. Brandis a. a. O. 30f. Hultsch Metrol.² 479ff. und Berl. Philol. Wochenschr. 1894, 176.
Als ägyptisches Mass wird die A. zuerst in einem kurzen Tractate περὶ μέτρων erwähnt, dessen Verfasser im 1. Jhdt. n. Chr. oder nicht viel später gelebt und aus durchaus zuverlässigen Quellen geschöpft hat (Metrol. script. I 138. 258, 18–20 Hultsch). Mit ihm stimmen die Auszüge aus der im J. 392 verfassten Schrift des Epiphanios περὶ μέτρων καὶ σταθμῶν und andere metrologische Fragmente im wesentlichen überein. Hultsch Metrologie² 11f. 623–25. 628. Lagarde Symmicta I 169f. 214. II 186f. Metrol script I 63. 262f. 146. 204, 18. 277, 22. Hiernach war in Ägypten, seitdem es römische Provinz geworden, eine A. im Betrage von 31/3 röm. Modien = 29, 2 l eingeführt; vorher aber hatte unter den Ptolemaeern eine A. im Betrage des attischen Metretes = 4½ röm. Modien = 39, 4 l gesetzliche Geltung gehabt. Allein auch diese ptolemaeische A. war an Stelle eines älteren ägyptischen Masses getreten, welches in der Volkssprache in den Formen ertob, ertop, eltap und ähnlichen sich erhalten hat. Lepsius in Metrol. script I p. XVI. Excerpte aus Epiphan. ebd. 272, 14 und in Lagarde Symmicta II 186, 37. Ebers Abhandl. Gesellsch. der Wissensch. Leipzig XI (1889) 164. Auf diese altägyptische A. gingen 80 Hin zu 0,456 l, und die A. selbst ist einzuordnen in ein System von Hohlmassen, deren höchstes 160 Hin, die andern der Reihe nach 40, 20, 10 Hin hielten. Hiernach kommen auf die altägyptische A. 36, 45 l, und das Gewicht des dieselbe füllenden Wassers betrug 400 ägyptische Gewichtseinheiten, die den Namen ten führten. Das vierfache Maas der A. war gleich dem Kubus der königlichen ägyptischen Elle. Die Beziehung der A. zum ägyptischen Längenmasse ist zuerst von Hultsch Metrol. script. I 61f. (vgl. Jahrb. f. Philol. 1867, 527f.) festgestellt worden. Später kehrt dieser Ansatz ohne Quellenangabe bei Aurès Mém. de l’acad. de Nimes, 7. série, II (1879) 102 wieder. Auf das Wassergewicht von 400 Ten wurde die A. bestimmt und in die Reihe der Masse von 160, 40, 20, 10 Hin eingeordnet von Hultsch Jahrb. f. Philol. 1867, 527f.; Zeitschr. für ägypt. Sprache 1872, 124; vgl. ausserdem Metrologie² 366ff. Eisenlohr, Dümichen, Chabas an den ebd. 369, 4 angeführten Stellen. Ebers Abhandl. Gesellsch. der Wissensch. Leipzig XI (1889) 161. Griffith Proceedings of the Soc. of Bibl. Archaeology 1892, 423ff. Über das häufige Vorkommen der A. in griechischen Papyri und über die für ἀρτάβη und πυρῶν ἀρτάβη dort üblichen Compendien vgl. Wilcken Abh. Akad. Berl. 1886, 50, 1; Rhein. Jahrb. LXXXVI 236ff. Hultsch Histor. Unters. für Förstemann 41f. 52f.
Nachträge und Berichtigungen
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Band S I (1903) S. 142 (EL)–144 (EL) | |||
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- S. 1301, 3 zum Art. Artabe:
Als ägyptische Körnermasse wurden oben unterschieden die ptolemaeische A., die dem attischen Metretes gleich war, eine altägyptische A. im Betrage von 80 Hin und eine unter römischer Verwaltung übliche νέα ἀρτάβη = 31/3 römische Modien. Bald darauf sind aus ägyptischen Papyri ermittelt worden eine ἀρτάβη μέτρῳ θησαυρικῷ (thesaurische A.), eine andere μέτρῳ φορικῷ, die sich zur thesaurischen wie 9:7 verhielt und eine dritte einheimische A. = 11/24 thesaurische A. Wilcken Gött. Gel.-Anz. 1894, 743f.; Griech. Ostraka I 745. Hultsch Jahrb. für class. Philol. 1895, 81ff. Hierzu kamen nach Ausweis von Papyri aus der Ptolemaeerzeit fünf verschiedene A., die nach einem Einheitsmasse geregelt und der Reihe nach zu 40, 30, 29, 26, 24 Choiniken bestimmt waren. Wilcken Ostraka I 746ff. Als Einheitsmass hat nach Wilcken 747 das Vierzigstel der ptolemaeischen A. = 0,984 l. gegolten; doch weist die Vergleichung mit mehreren ägyptischen Hohl-und Längenmassen darauf hin, dass die in den Papyri erscheinende Choinix wahrscheinlich 2 ägyptische Hin = 0,912 l. betragen hat. So wird das altägyptische Mass von 80 Hin zu einer A. von 40 Choiniken, und auf die thesaurische A. sind 32 [143] Choiniken zu rechnen. Hiernach lässt sich die folgende, nach der Grösse geordnete Übersicht der bisher bekannten ägyptischen A. zusammenstellen.
- I. Die ptolemaeische A. = 1 attischer Metretes = 4½ attische ἑκτεῖς oder römische Modien = 39,39 l. Sie ist von Ptolemaios I. eingeführt worden und hat hauptsächlich dem Handelsverkehr mit den Gebieten, in denen attische Masse galten, gedient; im Lande selbst ist sie nie recht heimisch geworden, da hier andere, nach altägyptischem Masse geregelte A. vorherrschten.
- II. Die A. μέτρῳ φορικῷ, d. i. nach dem Masse, mit dem die Pachtzinsen gemessen zu werden pflegten. Wilcken Griech. Ostraka I 745. Sie ist, ausser in der römischen Provinz Ägypten, auch in Pergamon in Gebrauch gewesen, wo sie 80 Kotylen zu 15/7 attischen Kotylen = 0,469 l. unter sich hatte. Hultsch Ber. Gesellsch. der Wissensch. Leipz. 1897, 203; Metrologie 573, 3. Sowohl nach dem Betrage der pergamenischen Kotyle als nach der durch die Römer gesetzten Gleichung der A. mit 12/7 thesaurischen A. kam sie auf 42/7 römische Modien = 37,52 l.
- III. Die altägyptische A., ursprünglich das Mass von 80 Hin, seit den Ptolemaeern eine A. von 40 Choiniken = 36,47 l. Sie war = 2/5 des Kubus der kleinen ägyptischen Elle von 0,450 m. und hat in Ägypten seit den frühesten Zeiten bis zum Ende der Römerherrschaft gegolten (die Nachweise über das Mass von 40 Choiniken giebt Wilcken Ostraka I 741f. 744).
- IV. Die in Ägypten noch zur Römerzeit einheimische A. nach der Norm des babylonischen Maris (Hultsch Jahrb. f. class. Philol. 1895, 82), die sich zur thesaurischen A. wie 25 : 24 verhielt, mithin 331/3 ägyptische Choiniken = 30,39 l. fasste. Sie hat nach Wilcken Ostraka I 745 als Mass für die Lieferungen an Bäcker (ἀρτοκόποι) gedient.
- V. Die thesaurische A. war unter römischer Herrschaft das gesetzliche Mass für die Lieferungen an die kaiserlichen Magazine. Sie ist erkannt worden als identisch mit der νέα ἀρτάβη, die von den Römern zu 31/3 Modien = 29,18 l. angesetzt worden war. Fragm. (περὶ μέτρων Metrol. script. I 258, 19. Wilcken Ostraka I 753. Hultsch Jahrb. 1895, 81f. Aber auch unter den Ptolemaeern muss sie schon üblich gewesen sein, denn der von Hygin durch Vergleichung mit dem römischen Fusse bestimmte ptolemaeische Fuss von 0,308 m. (Metrologie 69f. 651) ist genau die Kante eines Würfels im Betrage der thesaurischen A. Aus der Gleichung der νέα ἀρτάβη mit 31/3 römischen Modien ergiebt sich auch, dass sie 32 ägyptische Choiniken zu 0,912 l. fasste.
- VI. A. von 30 Choiniken = 27,36 l., als Mass für die Früchte, die zur königlichen Ölfabrication gebraucht wurden, aus einem Papyrus des 3. Jhdts. v. Chr. nachgewiesen von Wilcken Ostr. I 743.
- VII. A. von 29 Choiniken = 26,45 l., als im privaten Verkehr in Oberägypten gebräuchlich bezeugt durch einen Papyrus aus dem J. 132 v. Chr. Wilcken a. a. O.
- VIII. A. von 26 Choiniken = 23,71 l., erscheint als Weizenmass auf einem thebanischen Ostrakon aus der Ptolemaeerzeit. Wilcken a. a. O.
- IX. A. von 24 Choiniken = 21,88 l., als ein Speltweizenmass des Serapeums bei Memphis aus dem J. 161 v. Chr. nachgewiesen von Wilcken[144] 743f. Diese A. war die Hälfte eines Medimnos von 48 Choiniken = 43,77 l., der nach dem metrologischen Fragmente von Oxyrhynchos (Grenfell-Hunt Oxyrhynchus Papyri I 77f.) im 3. bis 4. Jhdt. n. Chr. als Hauptmass neben der A. von 40 Choiniken gebräuchlich, aber schon von den Ptolemaeern eingeführt worden war. Denn ein Würfel von 43,77 l. hat eine Kante von 0,352 m., das ist das genaue Mass des von Didymos μέτρα μαρμάρων (Heronis Alex. geom. p. 241f. Hultsch) erwähnten ptolemaeischen Fusses, der sich zu dem kleineren ptolemaeischen Fusse von 0,308 m. (o. V) wie 8 : 7 verhielt.
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