Arelate. 1) Arelate (Caes. b. G. I 36. Mela II 75. Plin. n. h. III 36. Suet. Tib. 4 Itin. Ant. 299. 339. 344. 388 u. ö. Ἀρελάτη Strab. IV 181) oder Arelatum (Ἀρέλατον Ptol. II 10, 8. Philostr. vit. soph. II 8. Suid. s. Φαβωρῖνος.
[634] Itin. Ant. 289. 396. 508. Tab. Peut. Not. dign. occ. XLII 14. Geogr. Rav. IV 26. 28 u. ö.), später auch Arelatus (Avien. or. mar. 689. Zosim. V 31 ἐν τῇ Ἀρελάτῳ, vgl. II 20 ἐν Ἀρελάτῳ τῇ πόλει) und Arelas (Prudent. peristeph. IV 35. Oros. I 26, 65. Fortunat. c. V 2, 69. VIII 3, 157 u. ö.; Ausonius hat Arelas und Arelate ordo nob. urb. 73f.; ep. 24, 81), Stadt in Gallia Narbonensis am Rhodanus im Gebiet der Salluvii (Σάλυες Ptol. II 10, 8. Strab. a. O.), das heutige Arles (entstanden aus der späteren Namensform Arelas, s. Holder Altkelt. Sprachschatz s. Arelate). Auf Inschriften ist nur der Ablativ Arelate nachweisbar, z. B. CIL III 4464. XI 3281. 3283 (Arelata). XII 594. 699 u. ö. Der Name ist keltisch und bedeutet nach Zeuss Gr. celt.² 866 (vgl. Glück Kelt. Namen 32. 116) ‚im Sumpf, im Morast gelegen‘. Nur Avien. or. marit. 689ff. bezeugt, dass A. von den Griechen gegründet sei und ursprünglich Theline geheissen habe. Auf Befehl des Dictators Caesar wurde eine Colonie römischer Bürger von Tib. Claudius Nero, dem Vater des Kaisers Tiberius, dorthin geführt (Sueton. Tib. 4, vgl. die Inschriften CIL XII 689 u. a.). Seitdem lautet der volle Name der Stadt Colonia Iulia Paterna Arelate oder Arelatensium Sextanorum (zur Tribus Teretina gehörig, vgl. die Inschriften CIL XII und die Zeugnisse bei Holder a. O.). Der Beiname Sextanorum (vgl. Mela II 75. Plin. n. h. III 36. CIL VI 1006) deutet darauf hin, dass Veteranen der 6. Legion die Colonisten waren. Die Inschriften nennen als Magistrate duoviri und aediles; ferner erscheinen inschriftlich pontifices, flamines, sexviri Augustales (CIL XII Index p. 932). A. wurde, nachdem Massilias Handel durch Caesar den Todesstoss erhalten hatte, der bedeutendste Handelsplatz in Gallia Narbonensis und erreichte, unterstützt durch seine Lage an einem schiffbaren Strom, bald eine ausserordentliche Blüte, die bis in die spätesten Jahrhunderte anhielt. Anfangs war nur das linke Ufer der Rhône bebaut, später auch das rechte; beide Teile wurden, wie es scheint, durch Constantin d. Gr. durch eine Brücke verbunden (daher duplex genannt bei Auson. ord. nob. urb. 73; Mosella 480 duplicemque per urbem; ep. 24, 81). Constantin verweilte öfters dort; nach ihm wurde die Stadt auch Constantina genannt (Leo M. epist. 65 = Migne Lat. 54, 882: in tantum a gloriosissimae memoriae Constantino peculiariter honorata est, ut ab eius vocabulo praeter proprium nomen, quo Arelas vocitatur, Constantina nomen acceperit). Die späteren Kaiser begünstigten sie nicht minder (vgl. auch Amm. Marc. XV 11 und die oben angeführten Zeugnisse Prudent. Oros. Zosim.). Noch heute zeigt Arles grossartige Überreste alter Pracht und Wohlhabenheit, wie keine Stadt Frankreichs, die Arena des alten Amphitheaters, Aquaeducte u. s. w. Das Museum der Stadt ist ein ausserordentlich reichhaltiges (Valois Not. Gall. 38ff. Millin Voyage dans le Midi III 480ff.). Die zahlreichen Inschriften CIL XII 654ff. add. Die Einwohner (Arelatenses, vgl. Not. Gall. XI 15 civitas Arelatensium, zur Provincia Viennensis gehörig) scheinen sich früh zum Christentum bekannt zu haben; es sind zahlreiche christliche Inschriften in Arles gefunden worden (CIL XII 930ff.), die
[635] sicher datierten gehören meist dem 6. Jhdt. an, die ältesten weist O. Hirschfeld schon dem 3. Jhdt. zu. Jedenfalls wurde A. ziemlich früh Sitz eines Erzbischofs, seit 314 sind Concile dort abgehalten worden (zur christlichen Kunst vgl. Edm. Leblant Étude sur les sarcophages chrétiens antiques de la ville d’Arles, Paris 1878 mit 36 Taf.). Im allgemeinen ist besonders zu vgl. O. Hirschfeld CIL XII p. 83ff.; Westd. Ztschr. VIII 128. Ferner E. Dejardins Géogr. de la Gaule III 63f. 427f. Longnon Géogr. de la Gaule au VIe siècle 433ff.