RE:Aquilius 11
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft | |||
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M'., cos. 101 v. Chr. | |||
Band II,1 (1895) S. 324–326 | |||
Manius Aquillius (Konsul 101 v. Chr.) in der Wikipedia | |||
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11) M.’ Aquilius, wahrscheinlich ein Sohn des M.’ Aquilius Nr. 10, des Consuls 625 =129. Statt des Praenomen Manius, das durch zahlreiche Erwähnungen bei Cicero u. a. feststeht, wird T. Aquilius bei Flor. II 7 p. 85, 25 J. gelesen nach der Bamberger Hs. (im Nazarian. fehlt das Praenomen); Γάϊος Ἀκύλλιος steht im Excerpt des Photios aus Diod. XXXVI 10. Ihm können angehören die Denare mit der Aufschrift Roma, M.’ Aquil(ius) Mommsen R. M.-W. S. 531 nr. 125.
Er war Legat des Marius im Cimbernkriege. Als dieser sich im J. 651 = 103 nach Rom begab, [325] um sich persönlich um das vierte Consulat zu bewerben, übergab er A. den Befehl über das Heer (Plut. Mar. 14). Mit Marius bekleidete A. das Consulat im J. 653 = 101: M. (sic) Aquilius Cassiod.; Aquilius Chronogr. f. Idat. Chron. Pasch. Er erhielt die Aufgabe den Sclavenkrieg in Sicilien gegen Athenion zu führen, der sich drei Jahre gegen die römischen Praetoren siegreich behauptet hatte. Er besiegte Athenion in einer Schlacht und fällte ihn im Einzelkampf, wobei er selbst schwere Wunden erhielt. Athenions Scharen, noch immer an zehntausend Mann stark, verschanzten sich an festen Plätzen. A. schloss sie ein und zwang sie durch Hunger zur Übergabe, Diod. XXXVI 10. Flor. II 7, kurze Erwähnungen Liv. per. LXIX. Obseq. 45. Cic. Verr. III 125. V 5. 14; leg. agr. II 83. Schol. Bob. p. 246. A. beendete den Krieg als Proconsul im J. 654 = 100, wie sich aus Liv. per. und Obseq. ergiebt. Der Senat begrüsste ihn als Imperator (Cic. de orat. II 195) und erkannte ihm die Ovatio zu (quem ovantem in Capitolium ascendisse meminissem sagt Antonius bei Cic. a. a. O. Μάνιος Ἀκύλλιος ὁ ὑπατευκώς, ὁ τὸν ἀπὸ Σικελίας καταγαγὼν θρίαμβον Poseidonios bei Athen. V 213, FHG III 266). Unmittelbar nach seiner Rückkehr (vgl. Cic. de orat. II 196. Liv. per. LXX) wurde A. von L. Fufius wegen Erpressungen angeklagt. Seine Schuld war zweifellos, multis avaritiae criminibus testimoniisque convictun nennt im Cicero (p. Flacc. 98). Aber sein Verteidiger, der Redner M. Antonius, wusste das Mitleid der Richter zu erregen; er erinnerte an A.s Verdienste, riss ihm die Tunica von der Brust und wies auf die Wunden, die A. im Kampf davongetragen hatte. So ward A. freigesprochen, Cic. de orat. II 124. 188. 194–196; Brut. 222; Verr. V 3; p. Font. 38 ; p. Flacc. 98. Quintil. inst II 15, 7. Liv. per. LXX.
Im J. 664 = 90 wurde A. als der Leiter einer Gesandtschaft nach Asien geschickt, um dort in Gemeinschaft mit dem Statthalter von Asien, L. Cassius, die von Mithridates vertriebenen Könige Nikomedes von Bithynien und Ariobarzanes von Kappadokien wieder in ihre Reiche einzusetzen (Iustin. XXXVIII 3, 4). A. führte den Auftrag aus, ohne dass Mithridates Widerstand leistete. Um ihn zum Kriege zu veranlassen, zwang A. den König Nikomedes zu einem Einfall in das Gebiet des Mithridates (Appian. Mithr. 11). Dieser begnügte sich, durch seinen Unterhändler Pelopidas bei den Römern über Nikomedes Beschwerde zu führen. Als sie erklärten, sie würden einen Krieg gegen Nikomedes nicht dulden, sah Mithridates sich zur kriegerischen Abwehr gezwungen (Appian. Mithr. 12–14). Er liess seinen Sohn Ariarathes in Kappadokien einrücken, der mit leichter Mühe Nikomedes verjagte. Noch einmal schickte darauf Mithridates den Pelopidas mit friedlichen Aufträgen zu den römischen Feldherrn. Sie wiederholten in schroffer Form den früheren Bescheid; damit war der Krieg zwischen Mithridates und den Römern eröffnet, auf den A. hingearbeitet hatte (Appian. Mithr. 15–17). Die Kämpfe, welche im folgenden J. 666 = 88 begannen, verliefen für die Römer sehr unglücklich. Zuerst wurde Nikomedes Heer von Mithridates Führern Neoptolemos und Archelaos geschlagen. [326] Dadurch sah sich A. zum Zurückweichen genötigt und wurde beim Rückzug am Flusse Sangarios von den Feinden zur Schlacht gezwungen. Er erlitt eine vollständige Niederlage, so dass selbst sein Lager erobert wurde, und flüchtete sich in die römische Provinz nach Pergamon (Appian. Mithr. 19. Iustin. XXXVIII 3, 8. 4, 4. Liv. per. LXXVII). Als er auch dort sich nicht mehr für sicher hielt, floh er nach Mytilene auf Lesbos, die Mytilenaeer aber lieferten ihn dem König aus (Vell. II 18, 3. Liv. per. LXXVIII). Mithridates sah in ihm den eigentlichen Urheber des ihm aufgezwungenen Krieges (Appian. Mithr. 21) und behandelte ihn auf das grausamste. Er liess ihn in den asiatischen Städten herumfahren, bald zu Fuss an einen baumlangen, berittenen Bastarner gefesselt (Poseidonios a. a. O.), bald auf einem Esel reitend, wobei er den Zuschauern selber verkünden musste, wer er war (Appian. a. a. O.). Zuletzt tötete ihn Mithridates in Pergamon, indem er ihm geschmolzenes Gold in den Mund giessen liess. Appian. a. a. O. Plin. n. h. XXXIII 48, kurze Anspielungen Cic. de imp. Pomp. 11; p. Scaur. 3, 2; Tusc. V 14; zweifelhaft erscheint mir, ob mit Orelli u. a. die Angabe des Schol. Gronov. p. 439 zu Cic. de imp. Pomp. 11 auf M.’ Aquilius zu beziehen ist: Mithridates legatum invenit quendam Matilium et eum inclusit in cavea, dedit illi domicilium ferae, et cotidie efferebat et verberibus fatigabat. Eher steckt in Matilium ein M. (oder M.’) Atilium, wie vielleicht in dem verderbten Namen Manlius Malthinus bei Iustin. XXXVIII 3, 4, mit welchem Namen der zweite Legatus bezeichnet wird, der mit M.’ Aquilius zusammen nach Asien gesandt wurde. Er könnte unter den (M. Aquillium) aliosque gewesen sein, welche nach Velleius II 18, 3 die Mytilenaeer an Mithridates auslieferten.