Aphetor (Ἀφήτωρ), einmaliges Epitheton des Apollon bei Hom. Il. IX 404 (Anon. Laur. II 5, Schoell-Studemund Anecd. I 267, vgl. 278. 283) , schon im Altertum verschieden erklärt: 1) als der Weissagende, der mit den Menschen in Unterhandlung tritt (= ὁμοφήτωρ von ὁμοῦ-φάναι; so Aristarch), der arm und reich in gleicher Weise berät (von ὁμοίως-φάναι), der dunkle Sprüche giebt (= ἀσαφήτωρ) oder viele Orakel erlässt (von ἀφιέναι = πολυφήτωρ); 2) als der Bogenschütze (von der ἄφεσις τῶν βελῶν). Andere leugneten, dass ἀ. überhaupt ein Epitheton des Gottes sei, indem sie darunter die Thürangel oder die Schwelle verstanden, die jeder Eintretende hätte berühren müssen (von ἐφάπτομαι-ἁφή, vgl. Hesych. s. φητώ; so Zenodot), oder indem sie das Wort mit ‚Schatz‘ übersetzten, wie Strab. IX 421 nach der bei Diod. XVI 56, 7 u. a. wiederkehrenden, falsch verstandenen Erzählung. Vgl. Schol. ABL Hom. Il. IX 404. Eustath. 759, 62 (Apoll. Lex. 49 , 15. Suidas). Hesych. (auch s. ἀφητορεία). Et. M. Lehrs Aristarch.³ 38. 151. Ludwich Aristarchs Hom. Textkrit. I 305f. Unter den Neueren folgen der ersten Deutung vor allem Goebel Lexil. I 59, der zweiten fast alle Mythologen und u. a. auch Pott Et. Forsch.² II 4, 295.