Aoos (Ἀῶος).
1) Die Hauptentwässerungsader des nördlichen Epeiros, die freilich, wie Plinius n. h. 26 richtig sagt, von anderen Aias genannt wurde, wie von Hekataios bei Strabon VI 271. VII 316. Skyl. 26. Ovid. met. I 580. Mela II 57, wohl auch Dio Cass. XLI 45, wo Ἄνας. Steph. Byz. s. Αὖος und Παραυαῖοι; wie schon Hekataios bemerkt hat (a. O. und bei Steph. Byz. s. Λάκμων, ebenso Herod. IX 93 ohne den Namen zu nennen), läuft der A. von dem gleichen Gebirgsknoten – Lakmon – nach Norden, von dem der Inachos nach Süden geht; der Normalrichtung der Gebirgsketten folgend fliesst er nach Nordnordwesten, wobei ihm aus den seitlichen Längsthälern noch mehrere Zuflüsse, vor allem der Drynos, zukommen. Vom Hochgebirge herabgeflossen tritt er mit einer Meereshöhe von etwa 400 m. in die Parauaia, wo er in molottischem Gebiete eine wichtige Brücke gehabt haben muss (Polyb. XXVII 14); wie Steph. Byz. die Parauaia zu Thesprotien rechnet (wo Leake N.Gr. IV 116 einen Irrtum annimmt), so lässt Pausanias IV 34, 3 den A. durch Thesprotien fliessen; es ist nicht klar, auf welche Zeit das passen kann. Nach einem Laufe von über 50 km. bahnt er sich dann mit scharfer Wendung nach Westsüdwesten einen engen Weg (Ἀώου στενά, angustiae Liv. XXXII 5. 10. XXXIII 4, jetzt Klisura) zwischen den Bergen Asnaos und Aeropos (Liv. XXXIII 5), wo das Flussbett von 170 auf 120 m. sinkt, und geht dann durch das letzte ausgedehnteste Längsthal nach Nordwesten, und an Apollonia Illyr. vorüber schon in Illyrien ins Meer. Nahe der Stadt waren an seinem Ufer Erdpechquellen (Strab. III 116. VIII 357) mit einem Erdfeuer, dabei ein Nymphaion mit Orakel (Dio Cass. XLI 45). Die Ausfahrt aus der Mündung war bei bewegtem Meere kaum möglich, wie Caesar erfuhr (Plut. Caes. 38). Von Seehunden, die da in den Fluss traten, Pausanias IV 34, 3. Übrigens vgl. Lucan. VI 361. Valer. Max. I 5 ext. 2. Ptolem. III 12, 2. Jetzt Viosa, vgl. Leake N.Gr. I 383. Neumann-Partsch Phys. Geogr. v. Griechenl. 157.