Amyklas (Ἀμύκλας). 1) Eponymos der lakonischen, aus vordorischer Zeit stammenden Stadt Amyklai, als solcher in die altlakonischen Genealogien verflochten und auch in die Königsliste aufgenommen. Die ältere Überlieferung versagt; in Amyklai kennt ihn Pherekydes (s. u.). Die Königsliste bei Paus. III 1ff. (d. h. nach Immerwahr Die Lakonika des Paus., 1889, 6f. Sosibios) nennt ihn c. 1, 3 Sohn des Lakedaimon und der Sparte, Vater des Argalos (Hesych. s. Ἀγιγαῖος; vgl. L. Weber Quaest. Laconicae, Diss. Gotting. 1887, 55, 2. Dict. Cret. I 9), der ihm in der Regierung folgt, und des Hyakinthos, den Apollon liebt und tötet. Damit stimmt z. T. Apd. III 10, 5, der ihm jedoch Diomede, Tochter des Lapithas, zur Frau und Kynortas (bei Paus. Sohn des Argalos) zum Sohne giebt. Mit Hyakinthos und Narkissos nennt A. einen Liebling des Apollon Aristid. XI 140. Clem. Rom. hom. V 15. Dass A. die Stadt Amyklai gründete, sagt ausser Paus. a. a. O. ausdrücklich Simmias (v. Rhodos) ἐν Μησίν bei Steph. Byz. s. Ἀμύκλαι (Eust. Il. II 584). Verschiedene Genealogien verbinden A. mit anderen peloponnesischen Gegenden, mit Messenien, wenn Perieres, Vater des Aphareus und Leukippos – und auch des Tyndareos und Ikarios! – Sohn des Kynortas, also Enkel des A. heisst (Apd. III 10, 3. I 9, 5), oder wenn Aristides περὶ Κνίδου frg. 22 (FHG IV 324) den Leukippos direct zu seinem Sohne macht. Dies sind natürlich spartanisch-dorische Vergewaltigungen der messenischen Sage. Wie alt dergleichen sein kann, zeigt das, obwohl gerade gegen Sparta gerichtete, arkadische Weihgeschenk, das um 369 nach Delphi gestiftet ist; Inschrift bei Pomtow Ath. Mitt. XIV 17. Paus. X 9, 5. Laodameia, Tochter des A., ist von Arkas Mutter des Triphylos. Aber dieser ist hier doch noch Bastard neben den ἐν Ἀρκαδίᾳ, geborenen Söhnen der Erato, während nach Apd. III 9, 1, 1 Leaneira Tochter des A. (= Laodomeia), Mutter des Apheidas und Elatos ist (missverständliche Kürzung?). Ferner wird im achaeischen Patrai der Eponym Patreus im zehnten Geschlecht von A. durch dessen Sohn Harpalos [2000] abgeleitet, Paus. VII 18, 5. An den elischen Ladon versetzt uns die Liebesgeschichte von Daphne, Tochter des A., und dem Sohn des Oinomaos Leukippos, mit dem Apollon rivalisiert, erzählt vom Elegiendichter Diodoros aus Eleia und dem historischen Romanschreiber Phylarchos frg. 33 (FHG I 342. Plut. Ag. 9), citiert bei Parthen. 15 (Paus. VIII 20 übereinstimmend, nach einem Handbuch? Kalkmann Paus. 132, 3). Varianten s. u. Daphne.
In anderer Verbindung, aber wohl nur scheinbar, steht A. in Argos als Sohn der Niobe, welcher mit seiner Schwester Chloris oder Meliboia allein von dem göttlichen Strafgericht verschont bleibt und der Leto einen Tempel gründet, Paus. II 21, 9. Apd. III 5, 6, 4, wo die argivische Dichterin Telesilla citiert wird (frg. 5, PLG⁴ III 380f.) Die argivische Niobesage ist alt (Epos Phoronis), vgl. Thraemer Pergamos 30ff. Ob hier von argivischer Seite ein Versuch vorliegt, das lakonische Amyklai als Gründung von Argos hinzustellen, lässt sich nach den Resten der Überlieferung nicht mehr entscheiden. Das Gegenstück hierzu giebt das Fragment 93 des Pherekydes (nach Buttmanns Correctur), wonach sich Argeios, Sohn des Pelops, die Tochter des A., Hegesandra, aus Amyklai zum Weibe nimmt.