Alkyonides (Ἀλκυονίδες, auch Ἁλκυονίδες; daneben für die alkyonischen Vögel auch ἀλκυόνες, lat. alcedo, für die alkyonischen Tage auch Ἀλκυονίτιδες, ἀλκυόνειοι ἡμέραι, lat. alcyonii dies), die Eisvögel, mit denen sich die Phantasie des Altertums stark beschäftigte, und über die verschiedene Märchen im Schwunge waren. Ihr klagender Ruf fiel auf und galt als böse Vorbedeutung; man bewunderte den Bau ihres Nestes und die Liebe der paarweise lebenden Vögel, von der man allerlei fabelte. Man glaubte auch zu bemerken, dass in ihrer Brutzeit um die Wintersonnenwende eine Reihe von Tagen (die Zahl der alkyonischen Tage verschieden angegeben, meist 14) auf dem Meere, besonders in den sicilischen Gewässern, Windstille herrsche. Vgl. v. Wilamowitz Hermes XVIII 417ff. M. Wellmann ebd. XXVI 515f. Für all dies Wunderbare fand man frühzeitig verschiedene mythische Begründungen:
a) Meist galten die A. als das verwandelte Königspaar von Trachis, Keyx und Alkyone (s. d.); entweder werden sie zur Strafe in zwei getrennt lebende Vögel (Schol. Il. IX 562) oder beide in Eisvögel verwandelt (wahrscheinlich schon im Κήυκος γάμος des Hesiod; zuerst nachweisbar in Boios Ornithogonie, vgl. Wellmann a. a. O.).
b) Die Töchter des Alkyoneus (s. d.), die sich nach ihres Vaters Tode vom Vorgebirge Kanastraion auf Pallene (ursprünglich wohl vom Isthmos von Korinth ins alkyonische Meer) ins Meer stürzen, Paus. Lex. b. Eustath. 776, 16ff. (Il. IX 553ff.). Hegesand. b. Suid. s. ἀλκυονίδες ἡμέραι.
c) Die 50 Töchter des von Apollon in musikalischem Wettstreit besiegten Kinyras (s. d.) stürzen sich nach dem Tode des Kinyras ins Meer, Eustath. 827, 34 (Il. XI 20).
d) Alkyone (s. d.), die Tochter des Skiron, wird von diesem ins Meer gestürzt, Prob. Verg. Georg. I 399 (p. 44K.).